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Europa

Die Erzählweise von ‚Europa’ resultiert nach Taylor (2004) aus einer transnationalen Ausweitung des mo-dernen Imaginären, welche im Umkehrschluss eine übergreifende, Einheit stiftende Erzählweise notwendig macht. Als bestimmende Charakteristika bezeichnet Taylor die Konzepte der Demokratie und der Men-schenrechte – und belegt damit eine mögliche strukturelle Stratifizierung des Imaginären in über- und untergeordnete Funktionen. Von besonderer Bedeutung ist der Aspekt der transnationalen Ausweitung des Imaginären insofern als sich das Imaginäre nicht länger auf die Identifikation nationalstaatlicher Zugehörigkeit bezieht, sondern das Bewusstsein der Zugehörigkeit zu transnationalen Verbünden ebenfalls im Imaginären Ausdruck findet.

Für das geplante Projekt interessiert im Arbeitsbereich ‚Europa’ zunächst die Positionierung des Verein-igten Königreichs innerhalb Europas im Spannungsfeld zwischen Integration und „splendid isolation“. So wäre in diachronen und synchronen Schnitten zu untersuchen inwiefern die Erzählweise von ‚Europa’ in der britischen KJL als Teil des Imaginären funktionalisiert wird und ob es regionale Unterschiede – etwa zwischen englischen, schottischen, walisischen, nordirischen oder Autoren mit Migrationshintergrund – gibt. Findet sich in der britischen KJL die Idee gemeinsamer europäischer zivilisatorischer Praktiken oder wird eher ein spezifisch nationaler Fokus in Abgrenzung zu anderen Nationen vermittelt? Positioniert sich England als Teil Europas oder als Zentrum oder Teil des Empire bzw.  Commonwealth?

Das Textkorpus innerhalb dieses Arbeitsbereichs beinhaltet historische Romane, Abenteuerromane, „problem novels“ und fantastische Romane, welche interkulturelle Begegnungen und Alterität (kulturell und generationell) thematisieren.

Der historische Überblick wird hier in vier Schritten erfolgen: von der Expansion des Empire im 18. und 19. Jahrhundert über Texte aus der Zeit vom Ersten bis zum Zweiten Weltkrieg, sowie von der Nach-kriegszeit bis zum Ende der 1980er, bis hin zu Texten aus der Zeit nach dem Fall der Berliner Mauer. Die Leitfrage verfolgt die jeweilige Gewichtung von nationalen und transnationalen Zugehörigkeiten in den Texten. Wird z.B. eine Abgrenzung von den Kolonialstaaten in Referenz auf eine individuelle nationale, ‚britische’ Identität vollzogen oder in Imagination der Zugehörigkeit zu einem größeren ‚europäischen’ Zivilisationskomplex? Falls letzteres der Fall sein sollte: wie wird dieser definiert? Welche regionale Verortung wird mit ‚Europa’ in den Texten assoziiert? Welche Rolle spielen für die Definition europäischer Identität maßgebliche Ereignisse wie die beiden Weltkriege oder der Holocaust in der Imagination?  Auch hier ist die Frage nach einem möglichen Wandel innerhalb der KJL des 20. und 21. Jahrhunderts von Interesse.

Der synchrone Schnitt wird sich anhand zeitgenössischer britischer KJL zur Thematik von Multikulturalität und interkulturellem Austausch mit der Frage beschäftigen wie die Ausweitung der dargestellten kind-lichen bzw. jugendlichen Erlebniswelt unter transnationalen und interkulturellen Gesichtspunkten in Relation gesetzt werden kann zu Ausweitungen des Imaginären – wird hier die Fiktion einer exportierten lokalen Ordnung vermittelt oder die einer globalen Ordnung eines kosmopolitischen Dialogs bzw. kosmopolitischen Zusammenlebens?

Wie auch in den anderen Teilprojekten stellt sich schließlich die Frage nach der Signifikanz von Kanoni-zität: Im Blick auf die Erzählweise von ‚Europa’ ist dies insofern virulent, als sich die Frage stellt ob die als kanonisch erachteten Texte britischer KJL eher Tendenzen zu national oder transnational orientierten Erzählweisen aufweisen, und ob als überregional signifikant erachtete Texte, die als Grundlage für ein gemeinsames europäisches literarisches Wissen dienen könnten, tatsächlich am sozialen Imaginären von „Europa“ teilhaben oder andere Erzählweisen vertreten.

 
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