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Die Ehrenpromotion für Prof. Dr. Leo Löwenthal als Zeichen der Versöhnung

Siegener Zeitung, 26.06.1980

Unter Anwesenheit zahlreicher Gäste aus Politik, Wissenschaft, Justiz, Verwaltung und Studierendenschaft wurde Prof. Dr. Leo Löwenthal (1900-1993) am 24. Mai 1985 im Blauen Hörsaal die Ehrenpromotion des Fachbereichs 3 der Universität Siegen verliehen. Es war die zweite Ehrung dieser Art, die der Fachbereich vergab. 

In seiner Begrüßungsansprache griff Rektor Prof. Dr. Gerhard Rimbach die jüdische Weisheit ,,Das Geheimnis der Versöhnung heißt Erinnerung“ auf und stellte die Frage, ob der jüdische Wissenschaftler überhaupt bereit sei, die Ehrenpromotion anzunehmen. In Vorausahnung der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft war Prof. Dr. Löwenthal 1933 in die USA emigriert. Prof. Dr. Gerhard Rimbach erinnerte in diesem Zusammenhang an das  Versagen der deutschen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, für ihre jüdischen Kolleginnen und Kollegen einzutreten. Ebenso habe die deutsche Studierendenschaft mit ihren Bücherverbrennungen den Holocaust vorbereitet. Die Bereitschaft zur Annahme der Ehrenpromotion sei daher ein Zeichen der Versöhnung - so Rimbach -, mit der die Schuld von Deutschen vergeben werde.   

Mit dem Vortrag ,,Leo Löwenthal – ein (nicht nur intellektueller) Stilbegriff“ würdigte Prof. Dr. Hans Gumbrecht in seiner Laudatio Leben und Werk des jüdischen Wissenschaftlers. Die Initialzündung für seine Forschungstätigkeit habe er nach dem Studium der Rechtswissenschaft, der Mathematik, der Philosophie und der Soziologie durch die Beschäftigung mit dem Zionismus und der europäischen Aufklärung erhalten. 1926 nahm er seine Arbeit am Institut für Sozialforschung in Frankfurt am Main auf, dessen Umzug ins Ausland (erst in die Schweiz, dann in die USA) er vor der nationalsozialistischen Machtergreifung vorbereitet habe. Von Amerika aus habe er den Nationalsozialismus durch wissenschaftliche Rezensionen von Propagandaartikeln und -reden bekämpft.  

1956 erhielt Löwenthal eine Professur an der University of Berkeley, an der er auch nach seiner Pension weiterarbeitete. Zusammen mit Theodor Adorno, Max Horkheimer und Herbert Marcuse gehört er zu den Mitbegründern der Kritischen Theorie.   

Weitere Ehrenpromotionen erhielt der Literatursoziologe von der Universität Hamburg und der Freien Universität Berlin. 1989 wurde ihm der Theodor W. Adorno-Preis verliehen. Prof. Dr. Leo Löwenthal starb am 21. Januar 1993 in Berkeley, Kalifornien. (Quelle Siegener Zeitung, 23. Mai 1985, B.1, S. 3)

 
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