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Natur machen: Wissen, Praktiken und Technologien der Umweltgestaltung in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts

Workshop: 30. Juni bis 1. Juli 2023, Herrengarten 3, 57072 Siegen, Raum AH-H 217/18

Organisation: Noyan Dinçkal und Philipp Kröger 

Programm

Die 1950er-Jahre gelten als Zäsur der Umweltgeschichte. Davon zeugen Schlagworte wie jene des „1950er Syndroms“ (Pfister) und der „Großen Beschleunigung“ (McNeill/Engelke). Die Umwälzungen gesellschaftlicher Naturverhältnisse gingen indes einher mit einem weniger beachteten Wandel des Stellenwertes „der Natur“ innerhalb industrialisierter Gesellschaften. Natur war flächendeckend nicht mehr etwas, von dem es sich zu emanzipieren galt, noch etwas zu Konservierendes. Vielmehr rückte das Herstellen von Natur in den Fokus.

 

Exemplarisch dafür kann die Geschichte des Naturschutzes in beiden deutschen Staaten nach dem Zweiten Weltkrieg betrachtet werden. In der Bundesrepublik stand der „Glasglockennaturschutz“ in der Kritik, die planerisch-gestalterische Landespflege setzte sich als Modernisierungsangebot durch. In der DDR galt der konservierende Naturschutz als Relikt bürgerlicher Naturästhetik und wurde in die Landschaftspflege integriert. Aus Naturschutzgebieten wurden „Freilandlaboratorien“, Wissenspraktiken wie jene der Vegetationskartierung ließen sich in ein anwendungsorientiertes Forschungsprogramm zur (Re-)Konstruktion von Ökosystemen umschreiben.

 

Die an diesem Prozess beteiligten Akteure begründeten die Notwendigkeit Natur herzustellen damit, dass sie ökonomische, medizinische sowie ökologische Funktionen erfülle. Natur galt als Mittel gegen jene negativen Effekte der „Großen Beschleunigung“. Nicht selten verknüpfte sich dieser Zugriff auf die äußere Natur des Menschen mit Vorstellungen seiner inneren. Naturpolitik und -gestaltung sind in diesem Sinne auch als Regierungs- und Sozialtechnologien zu analysieren.

 

Natur machen beschreibt dieses heterogene Ensemble. Im Zentrum des Workshops stehen Wissensformationen, Praktiken und Technologien der Umweltgestaltung. Sie unterscheiden sich von Eingriffen in den Landschafts- und Naturhaushalt im Allgemeinen sowie von länger eingeübten Praktiken, etwa der Melioration. Es geht nicht um die „Eroberung der Natur“ (Blackbourn), sondern um ihre bewusste (Re-)Konstruktion in Form artifizieller Natur-Replika.

 

Darin zeigt sich jedoch die Widersprüchlichkeit des Natur Machens. Einerseits lassen sich die neuen Naturen nur als techno-sozio-naturale Assemblagen denken, andererseits erfüllen sie ihre Funktion als Simulakrum darüber, dass sie ihre sozio- und technogenen Anteile verschleiern. Auch daher ging das Herstellen von Natur häufig einher mit ontologischen und ethischen Debatten darüber, was Natur ist – und was sie in der industrialisierten Gesellschaft sein soll.

 

Alle Interessierten sind herzlich eingeladen – um Anmeldung per E-Mail (martina.huttner@uni-siegen.de) wird gebeten.  

 

 
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