Nachruf
Prof. Dr. Harald Witthöft
Das Historische Seminar der Universität Siegen trauert um
Herrn Prof. Dr. Harald Witthöft,
der am 10. August 2023 in Siegen verstorben ist. 1970 als
ordentlicher Professor nach Siegen berufen, vertrat er hier die
Wirtschafts- und Sozialgeschichte, die Westfälische
Landesgeschichte und die Didaktik der Geschichte. Sein Einsatz
trug maßgeblich dazu bei, dass den ursprünglich zwei
Professuren im Fach Geschichte weitere folgen konnten und so
die Ausbildung von Studierenden über die Primarstufe bis zur
Sekundarstufe II ausgebaut wurde. Er gehörte zu den
Gründungsmitgliedern des Instituts für europäische
Regionalforschungen.
Am 6. Juli 1931 in Lüneburg geboren, blieb er seiner hansischen
Heimat stets verbunden. Nach dem Lehramtsexamen an der
Pädagogischen Hochschule Lüneburg studierte er Geschichte,
Sport und Geographie an der Universität Göttingen, wo er 1959
mit einer handels-, verkehrs- und warengeschichtlichen
Abhandlung über das Kaufhaus in Lüneburg promoviert wurde.
Anschließend arbeitete er 1960 bis 1962 am Göttinger Institut
für den wissenschaftlichen Film. Die folgenden Jahre wirkte er
an der Universität Melbourne als Lecturer am Chair of World
History. Nach einer anschließenden Studienreise durch Asien und
den Nahen Osten übernahm er 1964 bis 1965 erneut eine
Referentenstelle im Medienbereich, diesmal am Institut für Film
und Bild in Wissenschaft und Unterricht (FWU) in München. Seine
Kompetenz in Mediengestaltung und -didaktik bildete eine
wichtige Grundlage sowohl für seine Dozentur an der Hochschule
Lüneburg von 1965 bis 1970 als auch für die Vertretung der
Geschichtsdidaktik in Siegen.
Bereits in seiner Dissertation spielten Salz, Maß und Gewicht
eine große Rolle. Witthöft gilt als einer der Neubegründer der
historischen Metrologie, die das vormetrische Messen und Wiegen
nicht zuletzt aus ihrer Sachüberlieferung erschließt und mit
der ebenfalls materiellen Seite der Münz- und Geldgeschichte
verbindet. Zu seinen wichtigsten Veröffentlichungen zählt das
vielbändige „Handbuch der historischen Metrologie“. Seine
interdisziplinär angelegte Methode zeichnete sich stets durch
eine besondere Nähe zu Mathematik und Naturwissenschaften vor
deren jeweiligem zeitbedingtem Hintergrund von der Antike bis
zur Neuzeit aus. Er publizierte bis ins hohe Alter: 2018
erschien noch eine wichtige Studie über den Solidus Konstantins
des Großen, den Dinar des Abd al Malik und die Zahlung in Gold
und Silber zu Zeiten Karls des Großen. Noch 2020 folgte ein
eindrucksvoller Überblick über den „Umgang mit Zahl und Zeit,
Maß, Gewicht und Geld“, 73 Seiten, die ihren Ansatzpunkt
zurückblickend in die Anfänge der Lüneburger Saline legen und
die sich dann dehnen in die historische Weite der
Wirtschaftsgeschichte.
Harald Witthöfts Veröffentlichungen, Vorträge und
Korrespondenzen reichen von Europa nach Australien, Indien,
China, Japan und in die USA. 1983 wurde er Generalsekretär,
1986 Präsident des Comité International pour la Métrologie
Historique und 1988 Vizepräsident der Commission Internationale
d’Histoire du Sel. 1988 wurde Witthöft ordentliches Mitglied
der Historischen Kommission für Westfalen. Die westfälische
Landesgeschichte hat ihm eine historische Statistik des
Siegerlandes zu verdanken. Es war ihm ein besonderes Anliegen,
in der Regionalgeschichte Nachwuchskräfte zu fördern. Die von
ihm Ausgebildeten leisten nach wie vor wichtige Beiträge zur
Siegerländer Geschichte.
Wir trauern um einen Kollegen, der sich sowohl um das Fach als
auch um die Universität sehr verdient gemacht hat. Unsere
Anteilnahme gilt seiner Familie.
Prof. Dr. Rainer S. Elkar und Prof. Dr. Reinhild Kreis