..
Suche
Hinweise zum Einsatz der Google Suche
Personensuchezur unisono Personensuche
Veranstaltungssuchezur unisono Veranstaltungssuche
Katalog plus

Studierende werden zu „Barrierecheckern“

Zusammen mit Projektpartnern hilft die Universität Siegen Freizeitanbietern und Kulturschaffenden, ihre Angebote barrierefrei zu gestalten. Auf www.informierbar.de können Menschen mit Behinderungen vorab prüfen, wie barrierefrei ein Gebäude ist.

Was mache ich, wenn ich in der Bibliothek an einer Lesung teilnehmen möchte, aber hörgeschädigt bin und es in der Bibliothek keine Hilfsmittel gibt, damit ich der Autorin folgen kann? Und wie sieht es aus, wenn ich gerne im Chor singen möchte, der einzige Weg zum Proberaum aber über eine Treppe führt – und ich im Rollstuhl sitze? Menschen mit Beeinträchtigungen stoßen im Alltag oft auf Hindernisse. Die Uni Siegen hat es sich gemeinsam mit dem Kreis Siegen-Wittgenstein, der Agentur „Barrierefrei NRW“ und dem Verein „Invema“ zur Aufgabe gemacht, Freizeit-, Sport- und Kulturangebote so zu gestalten, dass sie jeder nutzen kann. Studierende der Uni Siegen werden zu sogenannten „Barrierecheckern“ ausgebildet. Angehende ArchitektInnen und ErziehungswissenschaftlerInnen der Universität Siegen prüfen gemeinsam, wie barrierefrei Gebäude sind und wo Verbesserungspotenziale stecken.

„Gebäudeplaner wissen, dass eine Tür mindestens 90 Zentimeter breit sein muss, damit ein Rollstuhlfahrer durchfahren kann“, sagt Architekturprofessor Bert Bielefeld von der Uni Siegen. Das alleine bedeute aber noch lange keine Barrierefreiheit. Wie zum Beispiel können Architekten Gebäude für Menschen mit Hörbeeinträchtigungen gestalten, und was müssen sie für Familien mit kleinen Kindern oder ältere Menschen beachten? „Wenn ich wenige Berührungspunkte mit diesen Gruppen habe, dann ist es schwierig, sinnvolle Entwürfe zu planen“, so Bielefeld.

Um nicht nur die baulichen, sondern auch soziale Hindernisse zu berücksichtigen – etwa eine fehlende Willkommenskultur – arbeiten Architekturstudierende mit Studierenden aus den Erziehungswissenschaften zusammen. Bei ihrer Ausbildung zu „Barrierecheckern“ erleben die Studierenden am eigenen Leib, wie es ist, sich nur eingeschränkt fortbewegen zu können. Sie sollen mit Altersanzügen, in Rollstühlen oder mit Augenbinden die Büros von Professoren aufsuchen, Bücher in der Bibliothek ausleihen oder Informationen einholen. Die Altersanzüge sind besonders schwer und simulieren, dass die Studierenden Senioren sind, die sich nur unter Anstrengung bewegen können. Dabei merken sie, wo sie an Grenzen stoßen und Unterstützung brauchen.

„Für die Studierenden ist das kein Planspiel, sie können damit ihre Umwelt aktiv gestalten und Menschen helfen“, sagt Bielefeld. Zusammen mit Albrecht Rohrmann, Professor für Sozialpädagogik, sensibilisiert er Studierende für Inklusion. Der Kontakt mit Betroffenen sei dabei besonders wichtig, denn sie wissen am besten, was ihnen hilft, bzw. können das beste Feedback geben.

Nach der Ausbildung untersuchen die Barrierechecker Gebäude, um zu erheben, wie es mit der Barrierefreiheit aussieht: Wie ist die Toiletten- und Parkplatzsituation, wie die Beschilderung? Gibt es Rampen für RollstuhlfahrerInnen und Induktionsschleifen für Menschen mit Hörbeeinträchtigungen, damit ihre Hörgeräte störungsfreie Audiosignale empfangen und sie Vorträgen besser folgen können? Auch die Internetseiten der Einrichtungen testen die Studierenden – beispielsweise darauf, ob Informationen in einfacher Sprache vorhanden sind. Ihre Ergebnisse melden sie der Agentur „Barrierefrei NRW“ zurück, welche sie auf die Internetseite www.informierbar.de einpflegt. Dort können sich Menschen mit Behinderung und  Interessierte vorab über die getesteten Gebäude informieren. In Siegen gehören dazu zum Beispiel die BlueBox, das Rathaus oder das Kulturhaus Lÿz. Außerdem geben die Studierenden den GebäudeinhaberInnen ein Feedback, was gut ist – und was verbesserungswürdig. Zu den Auswertungen der Begehungen werden Menschen mit unterschiedlichen Behinderungen eingeladen. „Wir wollen damit sensibilisieren. Wenn ein Umbau oder eine Sanierung ansteht, dann sollen die Verantwortlichen die Barrierefreiheit im Blick haben“, sagt Bielefeld.

Weitere Informationen: http://informierbar.de/

Ansprechpartner: Prof. Dr. Albrecht Rohrmann, Universität Siegen, Sozialpädagogik, Telefon: 0271 740 4484, E-Mail: rohrmann@zpe.uni-siegen.de

Kooperationspartner: Kreis Siegen-Wittgenstein, Invema e.V., Agentur Barrierefrei NRW.

 
Suche
Hinweise zum Einsatz der Google Suche