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Mal anders!

Studierende der Universität Siegen und Menschen mit Behinderung machten sich gemeinsam ans Werk und ließen Kunst entstehen: bunt, abstrakt, vielfältig.

Nabil und Uli kennen sich nicht. Trotzdem sollen sie gemeinsam mit anderen ein Bild malen. Beide stehen etwas hilflos vor dem weißen Papier und den Farbtöpfen. Von der Fläche zur Form lautet die einzige Vorgabe. Und während Nabil noch grübelt, legt Uli einfach mal los. Nabil ist Student der Sozialen Arbeit an der Uni Siegen. Uli gehört zu einer Gruppe von Menschen mit Behinderung, die bei der Arbeiterwohlfahrt (AWO) Netphen-Deuz einen berufsbegleitenden Kreativkurs machen. Doch statt in der Werkstatt ist Uli mit sechs weiteren Frauen und Männern nun einmal in der Woche an der Uni. Künstlerische Vorbildung haben weder die Studierenden noch die AWO-Gruppe. Doch sie machen sich gemeinsam ans Werk und lassen Farbwelten entstehen: bunt, abstrakt, vielfältig.

kunstlabor-gerlandDr. Juliane Gerland beobachtete die Gruppe bei der Arbeit. Die Juniorprofessorin für Kulturelle Bildung und Inklusion hat mit dem Kunst- und Klanglaboren 30 ein Lehrforschungsprojekt entwickelt, in dem Studierende gemeinsam mit den Werkstattbeschäftigten über inklusive Interaktionen im Kontext experimenteller Musik oder Kunst forschen. Im Wintersemester startete der Durchgang mit einem Kunstlabor 30, geleitet von Sisko Zielbauer (Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Lehrgebiet Kulturelle Bildung und Inklusion).

Im Mittelpunkt steht die Frage, wie Menschen mit unterschiedlichen Voraussetzungen inklusive Prozesse im Kontext künstlerischer Praxis gestalten. Die Basis ist ein weiter Inklusionsbegriff, bei dem es um mehr geht als gemeinschaftliches Lernen von Menschen mit und ohne Behinderung. „Es gibt ja nicht nur diese zwei Kategorien. Differenz, also Anderssein, kann sich auf soziale, ökonomische, religiöse, kulturelle oder sexuelle Aspekte beziehen“, erklärt Gerland. Im Kunstlabor der Uni Siegen sollte es darum gehen, zu sehen, wie Menschen zusammen Kunst machen. „Jeder mit seiner Besonderheit, ohne das eine Behinderung zu nennen und das andere wiederum nicht“, sagt Gerland.

Dass die Studierenden nicht aus dem Fach Kunst kamen, sondern aus dem Studiengang der Sozialen Arbeit, war für die kreative Zusammenarbeit mit den Gästen von der AWO von Vorteil. Schwierig war es allerdings für einige, nicht direkt die Rolle eines Betreuenden zu übernehmen. „Es ging um gestalterische Praxis und nicht darum, sich um die Menschen mit Behinderung zu kümmern oder sie anzuleiten“, betont Gerland. Gemeinsam mit Sisko Zielbauer beobachtete sie die Interaktionen zwischen den unterschiedlichen SeminarteilnehmerInnen und stellte fest, dass sich durch die Aufgabe, gemeinsam Bilder und Skulpturen zu erstellen, nicht nur anfängliche Berührungsängste auflösten, sondern auch Rollenzuschreibungen. Mit Pinsel und Farbe zu agieren stellte für alle gleichermaßen eine Herausforderung dar. „Interessant war es zu beobachten, dass die Gäste schneller loslegten, oftmals Ideengeber und die kreativen Köpfe waren.“

Gerland und Zielbauer filmten die Arbeit im Kunstlabor um weitere Auswertungen vornehmen zu können. Im Sommersemester geht es mit einem Klanglabor 30 weiter. Hier werden sich Studierende unterschiedlicher Studiengänge gemeinsam mit Werkstattbeschäftigten mit experimenteller Musik auseinandersetzen. Auch hier steht wiederum die Frage nach Wechselbeziehungen zwischen künstlerischen und inklusiven Prozessen im Mittelpunkt.

kunstlabor1

Abstrakt und farbgewaltig sind die Bilder, die Studierende und Menschen mit Behinderung gemeinsam gemalt haben.

 
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