Gründungsvater der Siegener Chemie feiert seinen 90. Geburtstag im Kreise ehemaliger Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter

Am 16. März 2024 wurde Prof. em. Dr. H. D. Lutz, renommierter Chemieprofessor und Doktorvater vieler erfolgreicher Absolventinnen und Absolventen, 90 Jahre alt.

In diese Zeit fiel der Startschuss zum weltweit großen Interesse an Festkörpern, die Prof. Lutz sein weiteres wissenschaftliches Leben lang begleiten und faszinieren sollten. Nach den Umbrüchen im deutschen Universitätswesen – hier sollen nur die 68er erwähnt werden - erfolgten viele Universitäts-Neugründungen und so wurde Prof. Lutz im Jahr 1972 in den Gründungssenat der neuen Universität-Gesamthochschule Siegen und auf eine Professur für Anorganische Chemie berufen. Das waren sicher aufregende Zeiten, denn die Universität wurde offiziell am 2. August 1972 eingeweiht. In den Folgejahren stand der Aufbau des Chemiestudiengangs und die Berufung weiterer Professoren an. Der Fachbereich Chemie startete sehr erfolgreich und schon nach zwei Jahren konnten die ersten Studentinnen und Studenten in der Siegener Chemie begrüßt werden. Diese kurze Vorbereitungsphase ist sehr bemerkenswert, da ein Chemiestudium neben Hörsälen und einer Mensa vor allem gut ausgestattete Laboratorien benötigt. Die Siegener Lösung war zu Beginn tatsächlich eher behelfsmäßig; das heutige Chemiegebäude wurde erst ab dem Jahr 1975 gebaut und dann später bezogen.

Schon die sog. geburtenstarken Jahrgänge brachten in den 80er Jahren bis zu 100 Studienanfängerinnen und -anfänger in die Chemie, eine beachtliche Zahl für den recht kleinen Fachbereich. Interessant war zu der damaligen Zeit das Konzept der Gesamthochschule, später dann Universität-Gesamthochschule und seit 2003 nur noch Universität genannt. Erklärtes Ziel war in Siegen, jungen Menschen, die über den sogenannten zweiten Bildungsweg an die Universität kamen, ein Studium auch ohne Abitur aber mit Fachabitur zu ermöglichen. Neben seinen vielen Ämtern als Dekan, im Senat oder Konvent während seiner aktiven Zeit an der Universität Siegen, ist Prof. Lutz‘ Engagement als Doktorvater hervorzuheben. So hat er ca. 50 Studentinnen und Studenten auf dem langen Weg zur Promotion begleitet und unterstützt. Damals wie heute ist die Zeitspanne von Studienbeginn bis zum erfolgreichen Abschluss einer Promotion acht bis zehn Jahre lang, eine Zeit intensiver gemeinsamer Forschung.

Dass diese gemeinsame Zeit mit ihrem Doktorvater durchweg positive Erinnerungen hervorruft, zeigt sich an der großen Zahl von Ehemaligen, die einer Einladung zu dessen 90. Geburtstag gefolgt sind. Obwohl Prof. Lutz schon im Jahr 1999 in den verdienten Ruhestand ging und seit nunmehr acht Jahren das geliebte Siegerland verlassen hat, sind sehr viele der früheren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus ganz Deutschland gern nach Bensheim gereist. Sie alle sind an die Bergstraße gekommen, um ihrem akademischen Lehrer ein Ständchen zu bringen und ihm bei guter Gesundheit zu gratulieren. Dabei waren die ältesten Gratulanten auch schon 80 Jahre alt und ehemalige Mitarbeiter von Prof. Lutz aus seiner Kölner Zeit. Die Feier war geprägt von vielen lustigen Anekdoten aus der gemeinsamen Zeit, aber auch von ernsten Gesprächen über die Entwicklungen in der Wissenschaft und im Leben jedes Einzelnen. Es war den Ehemaligen anzumerken, wie sehr sie ihren früheren Chef wegen seiner wissenschaftlichen Kompetenz und der familiären Atmosphäre in der Arbeitsgruppe noch immer sehr schätzen. „Er hatte schon immer einen Blick für das Ganze“, wurde die Wertschätzung für den Doktorvater ganz treffend in Worte gefasst. Sichtlich bewegt, bedankte sich Prof. Lutz mit seiner Gattin bei den vielen Gratulanten, wohl wissend, dass das für alle Anwesenden ein ganz besonderer Tag war.

Chemieprofessor Dr. Heinz Dieter Lutz feierte seinen 90. Geburtstag mit ehemaligen Studierenden und Mitarbeiter*innen. Foto: Dr. Stefan Haider