Perspektive Journalismus in den Neuen Medien – Freiheit oder Sicherheit?
Das Internet sei für uns alle Neuland, sagte Angela Merkel und wurde prompt vom Netz verhöhnt. Wie wichtig die Neuen Medien in der heutigen Zeit aber tatsächlich sind und welche Berufsperspektiven sich darauf für angehende Journalisten ergeben, das wurde in dieser Talkrunde des studio:A diskutiert. Zu Gast waren Online Redakteurin Vanessa Schwake und Fernsehjournalistin Nina Lindlahr.
Johannes Meyer, Studierender der Universität Siegen und
selbst Redakteur einer studentischen Initiative, moderierte
diese Talkrunde und konnte mit relevanten Fragen für die rund
50 anwesenden Studierenden eine spannende und interessante
Talkrunde gestalten. Selbst Nina Lindlahr lobte ihn lachend, da
sie selbst Coach für Moderation an einer Journalistenschule in
Hamburg ist. Lindlahr und Schwake schätzen an ihrem Beruf die
Individualität und die Themenvielfalt sowie die Abwechslung
beim Arbeiten.
Der wilde Alltag der beiden ist immer für eine Überraschung
gut. Schwake arbeitet beispielsweise nicht nur für den Condé
Nast Verlag, zu dessen Marken GQ, VOGUE oder GLAMOUR gehören,
sondern auch für SOS-Kinderdörfer. Das schafft das nötige
Gleichgewicht. Lindlahr hingegen arbeitete jahrelang in einer
Festanstellung für die Kölner Produktionsfirma tvision und
produzierte Formate wie „Die Sendung mit der Maus“. Ab Juli
will aber auch sie sich als freiberufliche Journalistin
versuchen, um sich selbst auszuprobieren, wie sie sagt.
Genau diese Freiheit schätzte Nina Lindlahr auch am Studium an
der Universität Siegen. „Alles war offen, alles möglich“,
antwortet sie Meyer auf die Frage, was Siegen für sie besonders
macht. Schwake schätzte die individuelle Betreuung durch
Professoren und die familiäre Atmosphäre sowie den Praxisbezug
ihres „Literatur, Kultur, Medien“-Studiums. Schon während ihrer
Zeit an der Universität habe sie gelernt richtig zu
recherchieren und eigenständig zu arbeiten, was ihr später sehr
geholfen habe. Generell wichtig für angehende Journalisten sei
aber neben der Form des Arbeitens im Studium, dass man durch
das breit gefächerte Angebot einen guten Überblick erhalte.
Generalisten werden laut Lindlahr immer gern in der
Medienbranche gesehen.
Seit die beiden in die Arbeitswelt eingestiegen sind, hat
sich einiges auf dem Markt geändert: Schwake hatte noch beim
Kölner Stadtmagazin PRINZ im Printbereich gearbeitet.
Mittlerweile gibt es das Magazin nur noch online und macht
damit den Wandel des Journalismus deutlich.
Nach dem Studium war es für beide aber nicht gerade einfach
einen Job zu finden, trotz Praktika und freier Mitarbeiten.
Nina Lindlahr brauchte gut ein Jahr um einen Volontariatsplatz
zu finden, bei tvision. Dort hatte sie im Zuge ihres Studiums
bereits ein Praktikum gemacht. Sie betonte, dass es in der
Medienbranche natürlich auch immer darauf ankommt, Leute zu
kennen und sich zu vernetzen.
Vanessa Schwake bestätigte Lindlahrs Aussage und akzentuierte,
dass es wichtig sei, einmal den Fuß in die Tür zu bekommen.
Außerdem gibt sie den anwesenden Studierenden zu bedenken, dass
der Onlinejournalismus komplett anders sei als der
Printjournalismus. Häufig sitzt man in komplett anderen
Redaktionen und kommt mit der anderen Redaktion so gut wie nie
in Berührung.
Ein Wehmutstropfen für sie ist, dass der Onlinejournalismus
sich immer mehr an Google Keywords orientiert, was ihrer
Meinung nach die Qualität des Onlinejournalismus mindert.
Schlussendlich schreibe sie immer noch für ihre LeserInnen und
nicht für Google, so Schwake. Warum sie sich dennoch für den
Onlinebereich entschieden hat? Mit Worten zu spielen mache ihr
Spaß und Print sei für sie heute ohne den Onlinebereich kaum
noch möglich.
Für angehende Journalisten, ob im Onlinejournalismus oder
beim Fernsehen ist es wichtig stressresistent und Multitasking
fähig zu sein, konstruktive Kritik annehmen zu können sowie
eine gewisse Selbstdisziplin zu haben und ein Gespür für
Menschen. Außerdem muss man sich im Klaren darüber sein, keinen
Job zu machen, bei dem um 16 Uhr Feierabend ist. Gerade wenn
man tagesaktuell arbeitet, kann es gut sein, dass man auch mal
länger arbeitet. Man muss dann ganz bewusst runterfahren
können, so Lindlahr.
Natürlich haben die Studierenden auch bei dieser Veranstaltung
des studio:A nicht mit ihren Fragen hinter dem Berg gehalten.
Beliebt waren Fragen nach Praktika, akademischen Abschlüssen,
Familie oder Social Media. Im informellen Teil nach der
Talkrunde brach das Gespräch längst nicht ab, die Studierenden
löcherten die beiden Alumna mit ihren Fragen. Aber auch die
anwesenden Vertreter der studentischen Initiativen von
campusTV, LiteraListen, mediaZINE und radius92,1 konnten ihre
Arbeit mit den Neuen Medien näher vorstellen.
Kathrin Wagner, Redaktion Alumni-Team
Fotos: Marcellus Menke, Career Service der Universität
Siegen