be clever, be brave! – Industrial chemist careers
Am 29.04.2015 drehte sich bei studio:A alles rund um die Karrieremöglichkeiten in der Chemieindustrie. Zu Gast waren die Alumni: Severin Faust, Head of CoE Recruiting bei Merck KGaA, Dr. Martin Krappe, Leiter Quality Control Bergkamen bei Bayer Pharma AG und Dr. Elke Horstkotte, Senior Projekt Managerin bei leon-nanodrugs GmbH.
Rund 70 Chemiestudierende fanden nach ihrem Laborpraktikum
den Weg zu studio:A, dem Career Talk mit Alumni. Sie alle
interessierten sich für Fragen rund um mögliche Karrierewege in
der Industrie. In Kooperation mit dem Fachschaftsrat der Chemie
moderierte Gabriel Enrique Gómez Pinheiro, Masterstudent der
Chemie, die Talk-Runde. Diese studio:A - Veranstaltung fand
erstmalig in Englisch statt, da nicht nur der
Chemie-Masterstudiengang an der Uni englischsprach läuft und
viele internationale Studierende und Doktoranden zur Diskussion
gekommen waren. Denn auch im späteren Berufsleben in der
Chemieindustrie sei damit zu rechnen, dass die Kommunikation
hauptsächlich in Englisch stattfinde, angefangen vom
Bewerbungsgespräch.
Ein großes Manko für die Chemiestudierenden ist, während ihres
Studiums ausreichend Kontakte knüpfen können, deswegen sei es
auch schwer direkt in der Industrie Fuß fassen zu können. Dr.
Elke Horstkotte bewarb sich nach ihrem Studium „auf alles“ –
landete dann als Trainee bei einem Unternehmen, dass ihr die
Unterschiede zwischen Studium und chemischer Großindustrie
aufzeigte. Sie gibt den Studierenden den Tipp erst einmal
herauszufinden, welches Ziel vor Augen gehalten wird – lieber
ein Mittelständiges Unternehmen oder der große
Industriekonzern? Möchte ich im Labor arbeiten oder doch etwas
ganz anderes probieren?
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Auch für Dr. Martin Krappe war es nicht einfach, sofort den
richtigen Job zu finden. Nach seinem Studium 1999 war es
generell schwer in der Industrie einen Job zu bekommen. Er
empfindet es als sehr wichtig, sich nicht nur auf einen Fokus
in der Chemie zu konzentrieren, sondern eine generelle (Welt)-Offenheit neue Möglichkeiten eröffnet. Severin Faust hat
tagtäglich mit potenziellen neuen MitarbeiterInnen in der
Chemieindustrie zu tun. Anders als Krappe und Horstkotte
studierte er in Siegen jedoch nicht Chemie, sondern
Betriebswirtschaftslehre. Nach dem Studium gründete er zunächst
ein eigenes Musiklabel, nach einigen Jahren entschloss er sich
dann aber doch in die Industrie zu gehen. „Besonders attraktiv
für mich war die Mischung aus Chemie und Pharmazie, vieles an
Fachwissen musste ich mir im Laufe meiner Karriere aneignen,
aber die Firma hat mich da immer unterstützt.“ So der Alumni.
Also Recruiter weiß er genau auf was es ankommt, um erfolgreich
in der Chemieindustrie zu sein: „Die Bildung stellt das
Fundament dar. Wir bekommen so viele Bewerbungen rein, dass es
für uns mittlerweile einen sehr großen Stellenwert eingenommen
hat, die Bewerber als authentische Personen kennenzulernen. Wir
wollen niemanden, der nur eine Rolle spielt.“ Neben der
Authentizität sei aber auch Flexibilität enorm wichtig – wurde
während der Veranstaltung mehrfach betont. Was macht mich aus?
Was macht mich besonders? Diesen Fragen sollten vor einer
Bewerbung beantwortet werden können, nur so kommt man zu
Erfolg.
Aber auch während des Bewerbungsgespräches muss man sich Fragen
stellen, die komisch oder unpassend wirken können. Alumna
Horstkotte betont aber, dass auch wenn man gerade als Frau oft
unpassend wirkenden Fragen ausgesetzt ist, nur ermittelt wird,
ob man ins Team passt oder nicht.
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Eine andere wichtige Frage für angehende ChemikerInnen ist,
ob wirklich der Doktortitel erreicht werden muss oder ob auch
ohne den Titel eine Karriere möglich ist. Während für den
Karriereweg in der Wissenschaft ein Muss, sind die Alumni für
den Karriereweg in der Chemieindustrie geteilter Meinung. Denn
hier dreht sich nicht alles um die Bereiche R&D, Research
and Development. Elke Horstkotte betont, dass sie der Meinung
ist, dass Doktortitel Türen öffnet und einiges leichter macht –
Recruiter Faust hingegen weist daraufhin, dass es darauf
ankommt was man will – es gäbe auch viele Möglichkeiten ohne
einen Doktortitel in der Chemieindustrie erfolgreich zu sein.
Krappe erwähnt ferner die Kompetenzen, die an der Universität
ggf. nur bedingt gelehrt werden. Denn um die Karriereleiter
hinaufzuklettern, ist nicht nur Expertenwissen von Nöten,
sondern auch sogenannte soft skills oder leadership skills. Als
Teamleiter mit Verantwortung geht es ihm um den Menschen, nicht
nur um das erworbene Fachwissen an der Universität- „Jeder
Mensch hat die Möglichkeit sich und sein Wissen zu optimieren.
Ich setze den Fokus auf die Menschen, nicht nur auf das
erlernte fachwissenschaftliche Wissen.“, so der Alumnus. Das
eigene Wissen zu optimieren oder auszubauen sei unverzichtbar,
egal in welchem Berufsfeld. Miteinander zu kommunizieren und im
Team arbeiten zu können, ohne diese Fähigkeiten kann ein Team
noch so gut Wissenschaft betreiben – zum großen Erfolg kommt es
so nie. Als MitarbeiterIn muss man auch Stärke beweisen können
und für die eigenen Ideen einstehen können. „Wir tun
schließlich alle das, was wir lieben.“, so Horstkotte.
Die Alumni empfehlen den Studierenden sich einen Mentor zu
suchen und sich weitere Interessenfelder zu erschließen. „Im
Kopf muss du flexibel bleiben.“, so Krappe. Außerdem solle man
sich im Klaren darüber sein, ob man in einem großen Unternehmen
arbeiten will oder in einem mittelständischen, wo man jeden
kennt. Es gibt zwei Seiten der Medaille, und die Aufgabe ist es
für sich selbst herauszufinden was man machen will und wie man
es machen will.
Kathrin Wagner, Redaktion Alumni-Team