Allrounder oder Spezialist – Berufsperspektiven in Film und Fernsehen
„Irgendwas mit Medien..“ diese Studiumsbeschreibung schmückte in den vergangenen Jahren zahlreiche Artikel. Das Irgendwas mit Medien aber nicht bedeuten muss, dass man ziellos studiert, so gar nicht weiß was man nach dem Studium machen will, darüber sprachen die geladenen Alumni Torsten Truscheit, Alexander Frieß und Daniel Hufschlag.
Alle drei haben in Siegen den mittlerweile ausgelaufen
Diplom-Studiengang „Medienplanung, - entwicklung und –beratung“
studiert, zu vergleichen mit den heutigen Bachelor
Medienwissenschaft mit den aufbauenden Masterstudiengängen.
Mit dem Medienstudium gerade Wege in Richtung Film und
Fernsehen einzuschlagen, ist bei den Studierenden von großem
Interesse, doch unklar sind die damit verbundenen
Herausforderungen für die konkreten Berufsperspektiven. So
kamen weit über 100 Studierende der Medienstudiengänge zum
studio:A. Denn die Talkrunde hatte zum Thema
„Berufsperspektiven in Film und Fernsehen“ die Frage nach den
Anforderungen als „Allrounder oder Spezialist?“ im Fokus. Gemeinsam mit den Kooperationspartnern für diese studio:A-Veranstaltung, dem Netzwerk Medienwissenschaft und dem campusTV, der studentischen Initiative mit Engagement für Film und Fernsehen, war somit die treffende Initialfrage gestellt.
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Maria Popov, Bachelorstudentin der Medienwissenschaft und
Chefredakteurin von campusTV moderierte die Talkrunde –und kam
sofort auf den Punkt: Sehen sich die Gäste als Allrounder oder
Spezialisten? Torsten Truscheit, Dokumentarfilmer, freier
Drehbuchautor, Cutter, Kameramann ist der typische Allrounder.
Für ihn ist es wichtig, dass er sich mit der Zeit ein zweites
Standbein als Cutter aufbauen konnte. Er genießt besonders die
Flexibilität, die er in seinen Berufen hat. Schon während des
Studiums machten ihm besonders die Praxisanteile Spaß, er
lernte im damaligen AVMZ (heute: ZIMT) die Basics im Schnitt
und merkte schnell, dass er sich genau das für seine Zukunft
vorstellen kann. „Es ist wichtig, schon während des Studiums zu
wissen, was man will. Hauptsache ist, dass du etwas machst das
dir Spaß macht, worin du aufgehst.“, sagt der Filmemacher, der
mit seinem Kurzspielfilm „Das Rauschen des Meeres“ auf der
Shortlist für eine Oscar Nominierung war. Erfolg.
Alexander Frieß kann die Frage, ob er sich eher als Allrounder
oder Spezialist sähe, nicht eindeutig beantworten. „Weder noch.
Das Studium hat mich darauf vorbereitet, das große Ganze zu
sehen, ich widme mich seit jeher der Frage: Wie kann ich
crossmediale Konzepte erfolgreich auf den Markt bringen.“, so
der Alumnus. Er arbeitet beispielsweise in der
Unterhaltungsredaktion des WDR als sogenannter „fester freier
Mitarbeiter“. „Das heißt, ich arbeite etwa zehn Tage im Monat
an verschiedenen Projekten für den WDR. Den Rest der Zeit nutze
ich für weitere, eigene Projekte. Diese Freiheit schätze ich
sehr.“ Momentan interessieren ihn besonders die Möglichkeiten
des Internets, eigene Öffentlichkeit zu schaffen. Ständig etwas
Neues zu machen, das ist für Frieß der Reiz am
Freiberuflerdasein. Er stellt sich dabei regelmäßig neuen
Herausforderungen; für ein ZDF TV-Format steuerte er kürzlich
zum Beispiel die Musik bei.
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Als Spezialist sitzt Daniel Hufschlag in der Runde. Er ist
Programmplaner bei NBC Universal Global Networks; er kennt sich
mit Fernsehen aus. „Schon als Kind habe ich viel Fernsehen
geguckt, jetzt plane ich das Programm und kann meine
Leidenschaft dafür mit einfließen lassen.“, so Hufschlag. Als
Programmplaner bei einem Pay-TV Sender kümmert er sich
hauptsächlich darum, neue Filme und Serien auszuwählen, die zum
Konzept des Science-Fiction Senders passen. Vieles was er jetzt
in seinem Job täglich braucht, hat er sich nach dem Studium in
einem fortwährenden Lernprozess angeeignet. Das Lizenzgeschäft
fordert von ihm einen analytischen Blick. „In einem Jahr planen
wir mehrere Tausend Stunden Sendezeit ein. Meine Aufgabe ist es
dann einen nach qualitativen und quantitativen Gesichtspunkten
passenden Programmstock zusammen zu stellen“ erklärt der
Alumnus eines seiner Aufgabengebiete.
Klingen die Berufsbeschreibungen der Alumni noch so
verschieden, verbindet sie doch die Liebe zu Film und
Fernsehen. Keiner der drei Anwesenden kann sich ein Leben ohne
„irgendwas mit Medien“ vorstellen.
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Die anwesenden Studierenden erleben an diesem Mittwoch eine
angeregte Diskussion, betrachten nach der Diskussion das immer
wichtiger werdende „Video-on-demand“ vielleicht sogar mit
anderen Augen. Einig sind sich die Gäste, dass das Fernsehen in
den kommenden Jahren einen Wandel durchmachen wird, das
eröffnet auch für derzeitige Studierende neue Möglichkeiten.
Das Konsumverhalten mag sich ändern, abwenden werden sich aber
die wenigsten von Kino und Co. Für Torsten Truscheit ist es
hierbei wichtig zu betonen, dass Inhalte nach wie vor den
höchsten Stellenwert haben sollten und zwar unabhängig von
Arthouse- oder Popkornkino. „Mir ist es wichtig meine Inhalte
durchzubringen und zu verkaufen. Ihr müsst für eure Inhalte
kämpfen!“, appelliert er an die Studierenden. Um dabei aber Fuß
im Filmbusiness zu fassen, sollten die Studierenden schon
während des Studiums erste Produktionen auf die Beine stellen.
Er selbst hat während seines Studiums drei Dokumentarfilme
professionell produziert. „Das hat mir im Nachhinein schon die
ein oder andere Tür geöffnet.“, berichtet Truscheit.
Ausprobieren ist das A und O in einem vielseitigen Studiengang
wie den Medienwissenschaften. Eine Spezialisierung während des
Studiums sei deswegen sehr hilfreich, so Daniel Hufschlag. So
sei es empfehlenswert sich einer der studentischen Initiativen
wie campusTV anzuschließen, um dort bereits während des
Studiums die Möglichkeiten erste Erfahrungen in Film und
Fernsehen zu sammeln, ergänzt Alexander Frieß, ehemals
langjähriger Chefredakteur beim campusTV. Kontakte knüpfen und
Praktika zu machen sei ebenfalls unumgänglich, ohne Vitamin B
sei ein Einstieg in Film und Fernsehen heutzutage schwierig. Im
Anschluss konnten die Studierenden sich dann selbst ein Bild
davon machen, wie ein professionell produzierter Spielfilm
aussehen kann. Nach einem gemeinsamen Screening von „Das
Rauschen des Meeres“ nutzten die Studierenden die Chance,
Kontakte mit den drei Alumni zu knüpfen und so bereits einen
der vielen Ratschläge der Gäste umzusetzen.
Kathrin Wagner, Redaktion Alumni-Team