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Girls' und Boys' Day 2017: Alumni geben Einblicke in ihre Berufe

Auch am diesjährigen Girls' und Boys' Day nutzen wieder Schülerinnen und Schüler an der Universität Siegen die Gelegenheit, um in verschiedene Studiengänge und Berufsbilder hinein zu schnuppern. Dazu hatte das Gleichstellungsbüro die 8- und 9.-KlässlerInnen am 27. April in den Campus Unteres Schloss geladen.

Während die Jungs das Grundschullehramt und die beruflichen Perspektiven mit einem Studium der Sozialen Arbeit kennenlernten, konnten die Mädchen sich ein Bild von naturwissenschaftlich-technischen Studiengängen und der dazugehörigen Berufe machen. Auf dem Programm standen neben Schnuppervorlesungen Podiumsdiskussionen mit Alumni, die mit einem Studium in diesen Fächern aus ihren Berufen berichteten sowie eine Führung durch die Wanderausstellung „Typ 2020…Was morgen zählt“.

In der Schnuppervorlesung lernten die Mädchen das Forschungsthema „Wassermanagement/ Hochwassermanagement“ von Prof. Dr. Paolo Reggiani und Christoph Ingenhoff kennen und die Jungen konnten sich in der Vorlesung „Schüler sein - Lehrer werden” von Hendrik Coelen ein Bild vom Beruf des Lehrers machen. Die anschließenden Podiumsdiskussionen luden schließlich dazu ein, um im direkten Gespräch mit Alumni und an der Universität beschäftigten wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen über ihre persönlichen Werdegänge, Tätigkeiten und von ihren Erfahrungen im Beruf zu erfahren. Dazu waren die Talk-Gäste gemeinsam vom Gleichstellungsbüro und dem Alumniverbund eingeladen worden.

MINT-Berufe: Warum nicht auch für Frauen?

Die fünf Teilnehmerinnen dieser Diskussionsrunde teilen ihre Leidenschaft für Naturwissenschaft bzw. Technik. Die meisten von ihnen entschieden sich unmittelbar nach dem Abitur für einen naturwissenschaftlichen Studiengang der Physik, der Elektrotechnik, der Informatik oder des Maschinenbaus an der Universität Siegen. Heute promovieren oder habilitieren sie entweder an der Universität Siegen oder sind in einem Unternehmen in der Wirtschaft angestellt. Kristina Großmann, die heute in der anorganischen Chemie an der Universität promoviert und dort als wissenschaftliche Mitarbeiterin arbeitet, studierte zunächst Sprache und Kommunikation und Dipl.-Ing. Dirgis-Janine Wilking führte es erst über den zweiten Bildungsweg zum Elektrotechnik-Studium. Die anderen drei Talk-Gäste haben einen geradlinigen Werdegang und wussten schon früh, dass sie später in einem sogenannten MINT-Beruf arbeiten möchten. „Mit 14 Jahren war mir klar, dass ich Elektrotechnik studieren will“, erinnert sich Dr.-Ing. Anna Katharina Wigger, die zurzeit am Lehrstuhl für Höchstfrequenztechnik und Quantenelektronik habilitiert und u.a. an der Entwicklung des „Körperscanners“ beteiligt war. Auch die Lehrer hätten dafür eine wichtige Rolle gespielt, wie die jungen Frauen erzählen. So habe nämlich die Lehrerin von Dipl.-Ing. Kathrin Lörk erkannt, dass sie die Schülerinnen fördern muss. Christina Ritz wiederum erzählt, dass sie Physik schon in der Schule „spannend und mysteriös“ fand. Heute forscht und promoviert sie im Gebiet der mathematischen Theorie der Verschränkung in hochdimensionalen Mehrteilchensystemen.

Die an der Uni forschenden und arbeitenden Talk-Gäste schätzen die lockere Arbeits-Atmosphäre, da man nicht nur sein eigener Chef und damit sehr frei sei, sondern sich seine Zeit selbst einteilen könne. Zu ihrem Arbeitsalltag gehören nicht nur z.B. das Experimentieren für die eigene Forschung, sondern sowohl das Anleiten von Studierenden im Labor und deren Betreuung im Seminar, das Teilnehmen an Konferenzen, als auch das Projektmanagement. Daher beschreiben sie das Promovieren als sehr vielseitig und spannend.

Dass die Wirtschaft aber keineswegs weniger spannend und vielseitig als die Forschung an der Uni ist, veranschaulichten Dirgis-Janine Wilking und Kathrin Lörk anhand von ihren jeweils unterschiedlichen Tätigkeiten. Während Dirgis-Janine Wilking als Softwareentwicklerin für Medizintechnik bei „steute Schaltgeräte“ in Löhne beschäftigt ist, arbeitet Kathrin Lörk als Vertriebs- und Projektmanagerin beim Werkzeugmaschinenhersteller „Waldrich Siegen“. Beiden Alumna ist eines in ihrem Beruf gemein. Dadurch, dass jedes Schaltgerät und jede Werkzeugmaschine ein Einzelstück ist, gleicht kein Auftrag dem anderen. Diese Abwechslung stellt also immer auch eine neue Herausforderung dar.

Wie aber ist das Leben in der Männerwelt und wie lassen sich Beruf und Familie miteinander vereinbaren?, so die Frage der Moderatorin Dr. Elisabeth Heinrich, Gleichstellungsbeauftragte der Universität Siegen. Alle fünf Teilnehmerinnen der Diskussionsrunde fühlen sich von ihren männlichen Kollegen anerkannt, da sie alle die gleichen Aufgaben haben. Am Lehrstuhl der Chemie bei Kristina Großmann sei das Verhältnis zwischen Männern und Frauen zum Beispiel sogar sehr ausgewogen. Kathrin Lörk nahm den Schülerinnen potenzielle Ängste vor einem Berufseinstieg in dieser Branche. Denn rückblickend auf ihre Schulzeit sagte sie: „alle kämpften sich durch“ und „Jungs haben auch keine Ahnung“. Sie ist außerdem ein guter Beweis dafür, dass sich Familie und Beruf gut miteinander vereinbaren lassen, zumal sie Mutter von zwei Kindern ist. Neben der Mutterschutzzeit sowie ihrem Arbeitgeber, der ihr Freiraum zur selbstständigen Organisation lasse, gebe es viele Möglichkeiten, sich ein Netzwerk zur Hilfe der Kinderbetreuung aufzubauen. Allerdings empfiehlt Systemingenieurin Dirgis-Janine Wilking nicht, 3 Jahre zu Hause zu bleiben, da der Maschinenbau schnelllebig ist. Aus diesem Grund stiegen die meisten nach 1-2 Jahren wieder in den Beruf ein, wie die Alumna informiert.

Grundschullehrer und Soziale Arbeit: Männer sind selten, aber sehr geschätzt

An der Podiumsdiskussion für die Schüler beteiligten sich Raphael Otterbach, seit 2 Jahren Lehrer an der Florenburg Grundschule Hilchenbach, Johannes Oerter, seit 12 Jahren Leiter der evangelischen Kita in Hilchenbach sowie Karsten Gries, der seit 9 Jahren als Sozialpädagoge in der beruflichen Rehabilitation bei der „reselve GmbH“ in Siegen beschäftigt ist.

Dass sie einmal in einem sozialen oder pädagogischen Beruf arbeiten würden, kam nicht nur für Rapahel Otterbach, sondern auch für Karsten Gries eher unerwartet. Raphael Otterbach interessierte sich zunächst für Sportmanagement, stellte dann aber im Rahmen mehrerer Praktika fest, dass das Arbeiten mit Kindern „sein Ding ist“. Für Karsten Gries kam ein sozialer Beruf zunächst gar nicht infrage, weshalb er zuerst Philosophie und Literaturwissenschaft studierte. Erst spät merkte er, dass er „kein wirtschaftlicher Mensch“ ist und entschied sich daher für ein zusätzliches Studium der Sozialpädagogik. Mit 40 Jahren absolvierte er schließlich sein Anerkennungsjahr. Für Johannes Oerter stand dagegen schon seit seinem Studium „Außerschuliches Erziehungs- und Sozialwesen“, welches er 1984 begann, fest, dass er sich später beruflich im sozialen Bereich engagieren möchte. Sein Anerkennungsjahr absolvierte er im Jugendzentrum in Siegen-Geisweid und leitete anschließend für ein halbes Jahr einen Jugendtreff. Vor seiner jetzigen Tätigkeit in der Kita und seiner Nebentätigkeit als Vertretung in einer Schule war er bereits als vertretender Leiter einer Kita und als Angestellter in einer ambulanten Jugendhilfe tätig.

Auch wenn die Arbeit der Referenten nicht einfach ist – sei es weil es schwierig ist, den Erwartungen und Wünschen der Eltern der Kinder aus der Kita und der Schüler gerecht zu werden, oder weil die Arbeit mit mutlosen und frustrierten Menschen sehr anstrengend sein kann – fühlen sich alle drei Männer in ihrem Job sehr wohl. Bei Karsten Gries, der u.a. mit drogenabhängigen und spielsüchtigen Menschen sowie mit Personen mit psychischen Problemen Gespräche führt, bestehe die Aufgabe darin, einen Weg zu finden und den Personen Mut zu machen.

Die Moderatorin der Talk-Runde hatte an die männlichen Talk-Gäste ähnliche persönliche Fragen wie an die weiblichen: Ist es ein Vorurteil, dass es wenig Männer in der Branche gibt?, wie ist die Vereinbarung von Beruf und Familie? und wie werde ich als Mann wahrgenommen? Alle drei Männer empfinden ihren Status als Mann in einer von Frauen dominierten Branche als sehr vorteilhaft. Für den Grundschullehrer Raphael Otterbach z.B. „ist es überhaupt kein Problem, der einzige Mann zu sein“. Gerade deshalb, weil er der einzige Mann in der Grundschule sei, werde er von seinen Kolleginnen als Bereicherung angesehen. Auch Johannes Oerter unterstützt ihn in dieser Sichtweise, zumal er davon überzeugt ist, dass ohne männliche Bezugsperson den Kindern und SchülerInnen etwas fehle, da weibliche Kolleginnen einen anderen Erziehungsstil hätten. Zudem ist er sich sicher, dass männliche Bezugspersonen gerade bei Jungs positiv ankommen. Karsten Gries stimmt beiden zu: Männer seien sehr willkommen und hätten übrigens viele Chancen in der Branche. Raphael Otterbach schließt sich ihm an. Er ist davon überzeugt, dass er als männlicher Bewerber gegenüber seinen weiblichen Mitbewerberinnen eine höhere Chance auf seine Stelle als Grundschullehrer hatte. Auch die Themen Vereinbarkeit von Beruf und Familie sowie Gehalt sehen die Männer als unproblematisch. Einerseits habe man einen geregelten Tagesablauf und andererseits wähle man z.B. den Beruf des Grundschullehrers nicht um aufzusteigen, so Raphael Otterbach.

Auch wenn die Schülerinnen und Schüler jetzt noch nicht wissen, für welchen Beruf und ggf. damit verbunden für welches Studium sie sich einmal entscheiden werden, hat der Girls' und Boys' Day sein Ziel erreicht: Die Jungen und Mädchen haben neue, möglicherweise bisher nicht in Erwägung gezogenen Berufe kennenlernt. Außerdem nahmen sie aus dem Tag mit, dass der Beruf vor allem mit den eigenen Wünschen und Stärken, und nichts mit dem Geschlecht zu tun hat.

Bettina Stephan, Redaktion Alumni-Team

 
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