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PHILfältige Berufsperspektiven für Sozialwissenschaftler*innen.

Anfang Juni hatte der Alumniverbund der Universität Siegen in Kooperation mit dem Alumni Phil - Netzwerk der Philosophischen Fakultät die Studierenden der Sozialwissenschaften zum Gespräch und Austausch mit Alumni über die vielfältigen Berufsperspektiven für Sozialwissenschaftler*innen ins Studio des ZIMT ein.

Die Moderation übernahm Sarah Wagener, die selbst noch Studentin der Sozialwissenschaften ist.

Die Talkrunde setzte sich zusammen aus vier Alumni, die als Sozialwissenschaftler/in in verschiedenen Bereichen tätig sind.

Sinan Ekmekçi, der nach seinem Abschluss des Bachelorstudiengangs „Social Science and Media Studies“ in Siegen noch ein Masterstudium der Sozialwissenschaften an der Humboldt-Universität in Berlin absolvierte, ist nach Tätigkeiten in verschiedenen Agenturen der Politikberatung seit 2017 als Innovation Project Manager bei Imperial Logistics International B.V. & Co. KG in Berlin tätig. Er ist auch Gründer und Betreiber von Lobbyhub, einer Plattform, die bei der Suche nach dem passenden Partner für eine Public Affairs Strategie und nach etablierten Politikberatern in Deutschland unterstützt. Er freute sich nach langer Zeit nochmal einen Fuß auf den Campus der Uni Siegen setzen zu können.

Eingeladen war auch Julia Schöfer, leidenschaftliche Gewerkschaftlerin und hauptberufliche Jugendbildungsreferentin der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt in Frankfurt am Main. Sie absolvierte sowohl ein Bachelor- als auch Masterstudium der Sozialwissenschaften in Siegen.

Jens Röcher, Projektmanager bei der new direction GmbH in Neusäß nahm von dort aus den Weg nach Siegen zur Talkrunde. Er ging nach seinem Bachelorstudium der Sozialwissenschaften - Social Science and Media Studies - in Siegen für ein Masterstudium der Soziologie an die Universität Bremen, bevor seine berufliche Tätigkeit ihn nach Bayern zog.

Von der Ostseeküste kam Sebastian Rehbach zur Veranstaltung. Er lebt in Kiel und arbeitet dort als Fachbereichsleiter Soziale Teilhabe bei der stadt.mission.mensch gGmbH. Er studierte ebenfalls Sozialwissenschaften in Siegen - Social Science and European Studies - und entschloss sich ein Jahr nach seinem Bachelorabschluss für den Masterstudiengang der Sozialökonomie an der Universität Hamburg.

Im Laufe der Talkrunde wurden viele Bereiche angeschnitten, mit Klischees aufgeräumt und auch eine große Varianz an Möglichkeiten für angehende Bachelor- und Masterabsolvent/innen gezeigt.

Sozial, soziologisch, Sozialwissenschaftler*in

Unter Sozialwissenschaften scheinen sich viele Menschen sehr unterschiedliche Dinge vorzustellen, weshalb die Moderation zu Beginn den Begriff in seiner Zusammensetzung einmal genauer beschreiben ließ. "Sozial" sind wir als Menschen ja eigentlich alle, doch wie verhält es sich mit dem Thema „sozial“ in der Sozialwissenschaft?

Uneinig waren sich die Gäste, ob sie ihre Tätigkeit als soziologisch im Sinne der Sozialwissenschaft bezeichnen würden. Sozial würden sie alle arbeiten, doch rein sozialwissenschaftlich teilweise nicht mehr. Jens Röcher berichtet von seinen Tätigkeiten als Projektmanager. Die Tatsache, dass er sich aus dem reinen wissenschaftlichen Arbeitsumfeld in die angewandte Praxis orientierte, lag vor allem an den Rahmenbedingungen beruflichen Perspektiven in der Wissenschaft. Schon im Studium begleitete er Forschungsprojekte, welche beispielsweise den Übergang von Schule zu Beruf bei jungen Menschen untersuchte. Sinan Ekmekçi pflichtet ihm bei. Aus seiner Sicht sei das Studium mehr als ein Werkzeugkoffer zu verstehen, der es ermögliche, Menschen zu helfen. Seine Arbeit als Innovation Manager führte ihn in Bezug auf Menschen immer wieder an die Frage "What's your challenge? Wo ist dein Problem und wie kann ich helfen?" Es gehe oft um Kommunikation zwischen verschiedenen Gruppen von Menschen. IT‘ler würden selten die Sprache von Kunden oder auch von BWL‘ern sprechen und er würde eben vermitteln. Als Sozialwissenschaftler habe er den Vorteil, gezielt auf verschiedene Zielgruppen einzugehen und die Message, die weitergegeben soll, für diese zu entschlüsseln. Seine aktuelle berufliche Tätigkeit sieht er auch nicht als Sozial- oder Politikwissenschaftler – sondern eher als Berater.

Beruf und Privatleben in Balance

Die Moderatorin möchte etwas wissen, was in vielen sozialen Berufen mitschwingt. Wie viel dessen, was man tagsüber erlebt, nimmt man abends mit nach Hause? Man wachse rein, so die Gewerkschafterin Julia Schöfer. Anfangs ginge es schleppend, aber die Arbeit trainiere einen dahingehend. Sie betont, dass die im Studium gelernte Selbstständigkeit und Selbstdisziplin ihr geholfen haben, sich selbst zu schützen und beispielsweise ihre Erreichbarkeitszeiten so einzuschränken, dass sie ihr ein Privatleben gewährleisten. Bei Sebastian Rehbach könnte durch sein berufliches Umfeld der Aspekt auch eine Rolle zu spielen. Durch seine Tätigkeiten in einer Leitungsfunktion arbeitet er jedoch weniger mit den Klienten, die in Projekten seiner Einrichtung eingebunden sind und ist damit weniger mit einer persönlichen Betroffenheit konfrontiert.

Doch wie sieht es in einem sozialen Beruf mit der Vereinbarkeit von Beruf und Familie aus? Sinan Ekmekçi erzählt, dass er und seine Frau Sozialwissenschaftler sind und deshalb den Job des jeweils anderen gut nachvollziehen könnten. Er genieße aber auch die Vorteile, dass ein Job ihn nach Leistung und nicht nach Anwesenheit bezahle. Sein Statement ist, dass wenn man sich vom 9-to-5 lösen würde, solche Regelungen für alle vorteilhaft werden würden. Sebastian Rehbach, der mit Frau und Kind angereist war, ist beispielsweise in seiner Position kaum in Teamprozesse eingebunden und könne sich somit leichter „freischwimmen“. Insgesamt bemerken die Gäste, dass es oft arbeitgeberabhängig ist, wiegut Elternzeit oder generell die Vereinbarkeit von Familie und Beruf funktionieren.

Planbarkeit einer Laufbahn?

Bei der Frage, ob ihre Lebenswege so verlaufen, wie sie damals im Studium eventuell geplant haben, sind sich alle Gäste einig. Kaum etwas war geplant und habe sich Situation für den Berufseinstieg ergeben und die Laufbahn entwickelt. Ihr Studium hat alle brennend interessiert, ebenso wie die Fähigkeiten der Selbstorganisation und der Erwerb von Sozialkompetenzen im Studium. Man beantworte häufig für sich selbst die Frage "Was kann ich? Was will ich?" und damit gehe man in die Welt hinaus. In einigen Fällen kann sich auch ein berufliches Umfeld eröffnen, dass zunächst gar nicht im Blick war, wie bei Sebastian Rehbach. Er kam durch ehrenamtliches Engagement zu der Einrichtung, die er zunächst für sich als Arbeitgeber nicht ins Auge gefasst hatte. Zunächst hatte er sogar andere inhaltliche Schwerpunkte, wie z.B. Chance Management für seine berufliche Laufbahn als Sozialwissenschaftler geplant. Mit dem Angebot seiner heutigen Stelle, sei er jedoch in Leitungsaufgaben gefordert, die er aufgrund seiner Kompetenzen als Sozialwissenschaftler, insbesondere mit Kenntnissen aus der Soziologie bewältigt.

Auf die Frage ob man einen Masterabschluss braucht, antwortet Julia Schöfer direkt: "Im Bereich Statistik? Ja! Sonst eher weniger." Sie findet ausgereifte Softskills wichtiger als einen akademischen Grad und sagt, wenn man sich nach dem Bachelor fit fühle könne man auch so auf den Arbeitsmarkt.

Sinan Ekmekçi stimmt zu; man würde häufig nicht nach Studium sondern nach seinen vergangenen Erfahrungen gefragt. Was man gemacht hat, zähle viel mehr als beispielsweise das Thema einer Masterarbeit. Darüber hinaus wird in Stellenausschreibungen oft nicht spezifiziert, ob ein Bachelor oder Master gefordert ist.

„Ich wusste für mich, dass ich mit dem Bachelor zunächst nichts anfangen konnte“, so jedoch Jens Röcher. Durch den Master haben sich die Alumni in eine Richtung fokussieren können und weiteres wichtiges Wissen zu ihrem Werkzeug-Set aus dem Bachelor hinzufügen und ihre Kernkompetenzen weiterentwickeln können. Ein weiteres Studium bereite häufig besser auf die Wissenschaft vor, aber nicht zwangsläufig auf das Berufsleben, so das Fazit der Gäste. Letzteres ließe sich am besten über Erfahrung und "einfach machen" beginnen.

In Hinblick auf die spätere Berufswahl seien jedoch Praktika sehr wichtig. Durch viele verschiedene Praktika kann das Werkzeug-Set, das man sich während des Studiums durch verschiedene erlernte Theorien geschaffen hat, durch praktische Erfahrungen ergänzt werden. Durch diese Tätigkeiten kann man für sich herausfinden, in welche Richtung man sich entwickeln möchte, so die Alumni. Auch bei der Bewerbung sind Praktika als Referenz von verschiedenen Unternehmen gerne gesehen.

Zum Abschluss wollte Sarah Wagener wissen, ob die vier Gäste in Retrospektive noch einmal Sozialwissenschaften studieren würden und die Antwort kam einstimmig. Ja würden sie, denn das Studium habe schließlich den Weg beginnen lassen, ohne den sie heute nicht dort wären, wo sie sind.

Max Schlechtinger, Redaktion Alumni-Team

 
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