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Berichte - Kathedrale von Leon

El Caminho de Santiago -
Nordspanien in Geschichte und Gegenwart

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Die Kathedrale von Leon (Montag, 21.10.2002)

Der Montag begann mit besorgten Blicken gen Himmel, denn es regnete und auf dem Programm stand neben der Besichtigung der Kathedrale von Leon eine Wanderung von Astorga nach Rabanal del Caminero. Vieles lässt sich planen und ändern, nur das Wetter leider nicht und deshalb trotzte unsere Gruppe den Schauern und machte sich auf den Weg. Bis zur Wanderung blieb ja noch etwas Zeit und vielleicht würden sich die Wolken noch verziehen.

Zunächst ging es zur Kathedrale von Leon. Auf dem Weg dorthin zeigte sich das Wetter von seiner "allerbesten Seite" und segnete die frommen Siegener Pilger mit ausgedehnten Regengüssen und scharfem Wind. Ein männliches Gruppenmitglied schien besonders wagemutig und war "obenrum" nur mit T-Shirt und Pullover bekleidet. Doch der vermeintliche Wagemut erwies sich als profane Vergesslichkeit, denn er hatte Jacke und Regenkleidung lediglich im Bus nach Frankfurt liegen lassen. So rückte die Gruppe unter den Regenschirmen zusammen und ließ sich nicht in ihrem Tatendrang bremsen.

Vor der Kathedrale erwartete uns unsere Fremdenführerin, eine nette Spanierin mit geringen Englischkenntnissen, dafür aber umso größerem Mitteilungsbedürfnis. Zunächst erschloss sie uns das Museum der Kathedrale. Das Museum entstand 1981 durch eine Verbindung des alten Kathedralenmuseums mit dem Museum der Heiligenkunst, das 1945 von Bischof Luis Almarcha gegründet wurde. Der Rundgang führte uns durch einige spezielle Säle.

Die Führung begann im Steinsaal, wo mehrere romanische und gotische Skulpturen zu finden sind - unter anderem die Figuren des Erzengels Gabriel, Sankt Isidors und Ordoño II.

Der Kapitelsaal in der ersten Etage steht im Zeichen der internationalen Gotik und der flämischen Malerei. Besonders hervorstechend sind hierbei die weitläufigen Deckenmalereien und die achtzehn von Nicolás Francés gemalten Tafeln aus dem gotischen Altaraufsatz, der bis Ende des 20. Jahrhunderts den Bischofsstuhl bildete.

Der Elfenbeinsaal ist geprägt von feingearbeiteten Schatullen, Reliquienschreinen und Kruzifixen. Im Zentrum des Silberschmiedesaals findet sich die Silberschatulle - eine Arbeit von Enrique de Arfe. Ein weiterer Höhepunkt dieses Saals: die Figur Sankt Froilans von Silberschmied Rebollo.

Prä- und frühhistorische sowie romanische Stücke finden sich im archäologischen Saal neben spätgotischen Malereien und Skulpturen. All diese Dinge wurden uns zwar in ausgesprochen gebrochenem Englisch, dafür aber mit viel Liebe zum Detail und großer Genauigkeit präsentiert.

Nach der Besichtigung des Museums trat unsere Gruppe ein in die heiligen Hallen der Kathedrale, einem prachtvollen gotischen Gotteshaus. Im 13. Jahrhundert wurde unter dem Episkopat von Martín Fernández mit dem Bau begonnen. Die Baupläne waren von französischen Kathedralen inspiriert: der Grundriss stammt in einer verkleinerten Version aus Reims, der Hochbau ähnelt stark denen von Chartres und Amiens.

Die Westfassade öffnet sich mit einem dreifachen Portikus. An den Seiten befinden sich die beiden Türme: der nördliche Glockenturm und der Süd- bzw. Uhrturm, der etwas höher ist als der Glockenturm und dessen Bau im 15. Jahrhundert abgeschlossen wurde. Im Zentralbogen steht eine Szene des jüngsten Gerichts im Mittelpunkt, mit gekröntem Christus im Vordergrund. Die Südfassade gehört zur Südflanke des Kreuzschiffes. Dessen Giebelseite wurde mehrmals neu aufgebaut. Charakteristisch auf der Südfassade ist die mittlere Tür, in deren Pfosten Sankt Froilan, die Jungfrau Maria, Samuel und die heiligen drei Könige, sowie Jesus in Begleitung von vier Evangelisten dargestellt sind. Die Nordfassade wird auch Fassade der Jungfrau des Würfels genannt - ein Werk aus dem 13. Jahrhundert in eher dekadentem Stil.

Das Innere der Kathedrale steht ganz im Zeichen der Elemente Stein, Licht und Raum. Die prägendsten Bauelemente der Kathedrale sind sicherlich die Glasfenster, die zusammen über 1.700 Quadratmeter der Oberfläche der Kathedrale einnehmen. Insgesamt gibt es 31 hohe Fenster, 74 Fenster im Triforium, 10 in den unteren Schiffen und drei große gläserne Rosetten, darüber hinaus eine Vielzahl in den Kapellen. Wie uns die Fremdenführerin erklärte, ist der untere Bereich der Welt der Pflanzen, der Wissenschaft, der Künste, Tugenden und Laster gewidmet und das Triforium dem Adel. Die oberen Bereiche befassen sich thematisch mit der Erlösung, den Propheten, Königen, Aposteln und Märtyrern.

Das farbliche Zusammenspiel durch den Lichteinfall der Fenster ist atemberaubend. Allerdings gestaltet sich der Erhalt der Fenster wegen der Aggressivität klimatischer Einflüsse ausgesprochen schwierig. Geprägt sind die Fenster von christlicher Symbolik und von der Darstellung Christi und der wichtigsten Figuren des Alten Testaments. Die Fenster stellen in Hinsicht auf die technischen und künstlerischen Prozesse in der spanischen Glaskunst bis fast in die heutige Zeit eines der komplettesten Gesamtwerke dar.

Insgesamt ist das Innere der Kathedrale mit reichlichen Verzierungen erfüllt - mit Grotesken, Motiven aus der Pflanzenwelt, Putten, Tieren und menschlichen Gestalten. Jede dieser Verzierungen hat eine eigene Bedeutung und Geschichte. Manche erzählen biblische Geschichten und Wunder nach und manche erhalten ihre Bedeutung erst im Zusammenspiel mit anderen. Alle an dieser Stelle anzuführen, würde den Rahmen sprengen. Zusammenfassend lässt sich mit den radebrecherischen Worten unserer Fremdenführerin sagen: "You know, everything is a symbolism here..."

Marc Schneider, Frank Reisel

 
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