Berichte - Kloster ‚Las Huelgas Reales'
El Caminho de Santiago -
Nordspanien in Geschichte und Gegenwart
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Das Kloster ‚Las Huelgas Reales' (Sonntag, 20.10.2002)
Nachdem wir Burgos und seine Kathedrale hinter uns gelassen hatten, fuhren wir weiter zum ca. 2 km entfernten Zisterzienserinnenkloster "Monasterio de las Huelgas Reales".
Hier erhob sich einst das Schloss "Las Huelgas del Rey", was soviel heißt wie: Die Wonnen des Königs. Ein Teil dieses Namens blieb auch bestehen, als König Alfons VIII. 1175 an dieser Stelle ein Zisterzienserinnenkloster bauen ließ. Dieses Kloster konnte bis zu hundert Nonnen aus den besten Familien des Landes aufnehmen. Als Königsgründung war es lange Zeit sehr mächtig und reich, die Äbtissin hatte Ansehen und Macht wie ein Bischof und war bis ins letzte Jahrhundert noch stets von königlichem Geblüt. Man sagte sogar, die Äbtissin hier sei einem Papst als Frau würdig. Sie herrschte über 60 Städte, konnte innerhalb ihrer Diözese Bischöfe und Priester einsetzen, Pfründe vergeben, Kirchenrichter ernennen, Strafverfahren abhalten und neue Pfarreien einrichten. Den Bischöfen und päpstlichen Gesandten war es verboten, im Herrschaftsgebiet der Äbtissinnen Kirchen und kirchliche Einrichtungen zu visitieren (bis 1874).
Die Klöster waren für Frauen Zentren der höheren Bildung gewesen, da ihnen damals der Zugang zu Schulen und Universitäten verschlossen war. Die Zisterzienserinnen waren berühmt als Lehrerinnen, bis ihnen verboten wurde, weitere Klosterschulen einzurichten.
Der dreischiffige Bau der Klosterkirche diente nicht zuletzt auch als Grablege. In der Vorhalle befinden sich schöne Steinsarkophage von Santiago-Rittern. Daneben benutzte das kastilische Königshaus das Kloster als letzte Ruhestätte. Die Reihe der hier begrabenen Könige beginnt beim Gründer Alfons VIII. und seiner Frau Leonore Plantagenet, die übrigens eine Schwester von Richard Löwenherz war. Darüber hinaus liegen in Las Huelgas noch ca. 16 Gräber kastilischer Adliger, darunter auch das Grab des früh verstorbenen Sohnes Alfons VIII., Don Enrique. Dessen früher Tod führte zu einer Vereinigung der Königreiche Kastilien und León durch Heirat seiner Schwester mit Fernando II. von Kastilien und León.
Nahezu alle Gräber wurden von Napoleons Soldaten 1809 geplündert, nur das des Infanten Fernando de la Cerda († 1275), des ältesten Sohnes Alfons X. des Weisen, wurde vergessen. Hier fand man gut erhaltene Kleider, teils mit Pelz gefüttert, eine Kappe mit Perlenstickerei, Gürtel, Schwert u.a. Aus diesen Resten konnte man ein Museum mit mittelalterliche Stoffen ausstatten, das sogenannte "Museo de Ricas Telas" (der reichen Stoffe). Anhand der recht gut erhaltenen Kleidungsstücke und der Schriften Alfons X. des Weisen kann man sich den Aufbau der Kleidung im 13. Jahrhundert erschließen: weißes Hemd, ein Brial, Cinturion (Schleife), Aljuba (etwa eine Tunika), dann Pellote, schließlich Capa und Mantel. Dies alles wurde von Männern knielang, von Frauen deutlich länger getragen. Zum Teil waren die Kleider so lang und eng, dass die Damen ca. 2,20 m groß und 45 kg leicht hätten sein müssen!
Im Kapitelsaal des Klosters befindet sich die berühmte Fahne, die in der Schlacht von Las Navas de Tolosa (1212) erobert wurde. In dieser bedeutenden Schlacht der Reconquista errangen die Christen einen historischen Sieg über die muslimischen Herrscher. Dabei wurde das Übergewicht der Almohaden gebrochen, so dass weitere Siege auf Seiten der Christen errungen werden konnten. Diese Fahne soll das Zelt des maurischen Königs Miramamolin geschmückt haben. Möglicherweise ist sie eine Kriegsbeute Ferdinands III. (1217-1252).
Das Kloster (auch als ehemaliger Königssitz) zeigt im Baustil viele arabische Einflüsse. Vor allem deshalb, da Alfons VIII. hier Mauren arbeiten ließ, nachdem er einen Sieg über sie errungen hatte. Doch nicht nur Alfons als Anhänger der maurischen Architektur sorgte für eine entsprechende Ausgestaltung, auch beim Bau des Kreuzganges aus dem 13.-15. Jahrhundert ließ man sich von maurischen Einflüssen leiten. Die Dekoration ähnelte ursprünglich der der Alhambra.
Heute wird das Kloster noch von etwa 35 Zisterzienserinnen bewohnt, die sich täglich zum Gesang versammeln, der dem gregorianischen ähnelt. Die Gruppe ist bekannt aus ‚Funk und Fernsehen', so dass man auch CDs und andere Souvenirs erwerben kann.
Nach dieser Besichtigung des "Monasterio de las Huelgas Reales" ging es für uns weiter nach León: Dort wurden die Studenten und Professor Brunn im "Hostal Don Suero" untergebracht. Abends ging es dann für einige noch auf Erkundungstour mit leckerem Abendessen typisch spanisch: Jeder Tisch bestellt von allem etwas, jeder isst von jedem Teller, und zum Schluss sind alle satt, glücklich und zufrieden.
Astrid Schäfer