Berichte - Stadt Burgos
El Caminho de Santiago -
Nordspanien in Geschichte und Gegenwart
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Die Stadt Burgos (Sonntag, 20.10.2002)
Am Morgen des 20. Oktobers brach unsere Gruppe zur Weiterfahrt auf unserer Route entlang des Jakobswegs auf. Unser erstes Fahrtziel an diesem Tag war Burgos, die Stadt, die wie keine andere als Symbol des spanischen Katholizismus gilt. Zugleich ist sie auch die Heimatstadt von Rodrigo Diaz, besser bekannt als "El Cid" (von arabisch sejid, der Herr) oder "El Campeador" (spanisch der Kämpfer), dem Nationalhelden Spaniens.
Die 884 gegründete Stadt liegt mitten in der nordkastilischen Hochebene an dem Fluß Arlanzón. Neben ihrer Funktion als Sitz des Erzbischofs ist sie Provinzhauptstadt. Es leben heute etwa 130.000 Menschen in ihr. Öfters war sie in den Zeiten der Reconquista, der Kampfzeit gegen die Mauren, der Sitz der kastilischen Könige.
Schon bei unserer Ankunft auf der Plaza del Cid konnten wir uns einen Eindruck über die Bedeutung des Cid-Mythos für die Stadt machen. Der Platz wird beherrscht von einem "daherstürmenden" Standbild aus der Werkstatt von Juan Cristóbal. Es wurde am 23. Juli 1955 von Generalissimo Franco enthüllt und ist als ein typisches Beispiel für das Kunstverständnis im faschistisch geprägten Spanien der fünfziger Jahre anzusehen.
Wendet man sich von der Plaza del Cid in nordwestliche Richtung, so stößt man auf die Plaza Mayor, einen großen ovalförmig angelegten Platz, der den Mittelpunkt der Altstadt bilden soll. Ein solcher Platz ist typisch für die urbane Kultur Spaniens und jede Stadt in diesem Land legt großen Wert darauf, einen solchen anzulegen. Er ist Treffpunkt für die Stadtbewohner aller Altersklassen. Um die Plaza herum gruppieren sich Geschäfte aller Art.
Weiter der nordwestlichen Route folgend, trifft man nach kurzem Fußmarsch auf die Plaza de San Fernando und steht direkt vor der Kathedrale von Burgos, die gleichzeitig auch das Diözesanmuseum beherbergt. Vorbei an der Kathedrale, die eingeschlagene Richtung beibehaltend, kommt man zur Kirche von San Nicolas, die direkt am Pilgerweg liegt. Das dem Pilgerweg zugewandte Südportal im spätgotischen Stil ist bescheiden gehalten. Im Inneren besitzt die Kirche in ihrem Chorbereich jedoch eine der größten und bedeutendsten Altarwände Spaniens. Es handelt sich hierbei um eine Alabasterarbeit des Francisco de Colonia (Franz von Köln) aus dem Jahre 1505. Mit 465 Figuren werden Szenen aus dem Leben des Hl. Nicolaus von Bari und dem neuen Testament dargestellt.
An der Kirche vorbei in nordwestlicher Richtung liegt ein Renaissance-Portal, der Arco de Fernán Gonzalez, das 1586 errichtet wurde und an jenen Grafen erinnern soll, mit dessen Namen die Erhebung Kastiliens zur Grafschaft im Jahre 951 verbunden wird. Es ist nicht das einzige Portal auf diesem Weg. Etwas weiter liegt der Arco de San Martin. Zwar erinnert sein Name an die früheren fränkischen Zuwanderer nach Kastilien, jedoch ist dieser Bogen, der einen Teil der früheren Stadtmauer gebildet hat, im arabisch beeinflußten Mudéjar-Stil gehalten. Besonders hervorstechend in diesem Stil ist die hufeisenförmige Ziegelbauweise. Ein weitere Sehenswürdigkeit ist der Arco de Santa Maria. Am Ende des 11. Jahrhunderts stand dort ein Wachturm. Das spätere Tor aus dem 14. Jahrhundert, das zur Stadtmauer gehörte, wurde 1536 zum Triumphtor umgebaut. Man wollte damit Karl V. nach dem Aufstand der Comuneros besänftigen.
Etwas oberhalb der Straße steht ein Denkmal zur Erinnerung an das Stammhaus des Cid. Der Legende nach soll sich hier das Wohnhaus von Rodrigo Diaz befunden haben. Wenn man sich aufmerksam in den Restaurants der Stadt umsieht, so findet man einige, die sich gerne selbst als "Wohnhaus des Cid" bezeichnen. Es handelt sich um einen Werbetrick, der aber die Bedeutung des Cid für die Stadt aufzeigt. Die schon immer als geschäftstüchtig geltenden Bewohner dieser Stadt haben die Anziehungskraft des Campeador auf Touristen aus aller Herren Länder erkannt und sie zu nutzen verstanden.
Am Nachmittag machte sich unsere Gruppe nach kurzer, eigener Erkundung der Stadt auf den Weg zum nächsten Tagesziel.
Frank Schenk