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Berichte - Wanderung auf dem Caminho

El Caminho de Santiago -
Nordspanien in Geschichte und Gegenwart

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Wanderung auf dem Caminho (Montag, 21.10.2002)

Zur allgemeinen Freude waren die Wolken der Sonne gewichen, als wir die Kathedrale verließen. An einer Skulptur des Baumeisters Gaudi, der in Messing gemeißelt seit Jahren auf einer Bank in Leon Zeitung liest, nahmen wir Abschied von der bemühten Fremdenführerin und begaben uns per Bus an den Ausgangspunkt unserer Wanderung einige Kilometer hinter Astorga. Von dort aus ging es auf eine zirka 15 Kilometer lange Wanderung, auf der wir hautnah den Pilgeralltag des Mittelalters und der Neuzeit nacherlebten. Auf geschichtsträchtigem Boden wanderte die Siegener Gruppe auf den Pfaden, die schon Millionen von Pilgern von ihren großen und kleinen Sünden läuterten. Doch damals ging das deutlich weniger komfortabel vonstatten als heute: Mit ärmlicher Bekleidung und spärlichem Schuhwerk, und nicht wie heutzutage mit Goretex und Camel-Boots. Zudem wurden die Pilger nicht mit vollklimatisiertem Reisebus und von Busfahrern mit Sauberkeitswahn von Herberge zu Herberge gebracht. Außerdem nächtigten sie nicht in gemütlichen Hotels, sondern in Massenschlafsälen ohne Heizung. Darüber hinaus hatten sie sich symbolisch, je nach Schwere ihrer Sünden, mit Felsbrocken beladen. Das hätte vielleicht dem einen oder anderen Sünder aus unserer Gruppe auch nicht schlecht zu Gesicht gestanden... Professor Reulecke und ein weiteres Mitglied der Reisegruppe jedenfalls wurden sich angesichts des anstehenden Weges ihrer Sünden bewusst und luden sich Kieselsteine in die Schuhe, um den Pilgeralltag authentisch nachzuwandern. Nach knapp drei Kilometern entschieden sie allerdings, dass der Buße jetzt deutlich genug getan sei und befreiten sich von der allgegenwärtigen Läuterung unter der Fußsohle... Auf dem Weg bot sich den Wanderern die Schönheit und Weitläufigkeit der spanischen Landschaft dar und der strahlende Sonnenschein tat ein Übriges. Nach knapp 15 Kilometern kehrte die Gruppe in ein kleines, geschmackvolles Lokal zur Brotzeit ein. Bei Käse, Schinken, Suppe, Rotwein und Bier sangen die Siegener Pilger noch ein altes Karawanenlied unter Führung von Professor Reulecke, ehe es dann mit dem Bus zurück nach Leon ging. Die meisten Pilger schienen von dem erlebnisreichen Tag doch etwas ermattet und rechtschaffen und zufrieden ermüdet zu sein, denn das Bild im Bus prägten geschlossene Augen, geöffnete Münder, tiefer, gleichmäßiger Atem und leises Schnarchen...

Marc Schneider, Frank Reisel

 
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