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Ehrendoktorwürde für Friedrich Cerha

Universität Siegen zeichnet 91-jährigen Komponisten aus Österreich aus.

„Zu viel der Ehre“, sagt Friedrich Cerha in schönstem Wienerisch und lässt den Blick über die applaudierenden Gäste im Musiksaal der Universität Siegen schweifen. Soeben hat der Musiker und Komponist aus Österreich die Ehrendoktorwürde der  Universität Siegen erhalten. Und dann fügt der 91-Jährige mit einem Augenzwinkern hinzu: „Aber lieber zu viel der Ehre als zu wenig.“ Seine Dankesrede hält er frei,  formuliert geschliffen und verbindet sie mit seinem reichen Schatz an Erinnerungen. Angesicht der universitären Würdigung denkt er zurück an sein Studium. Nach dem Krieg war das, als er in Wien Wissen und Kultur geradezu aufgesogen hat. Germanistik, Musik, Philosophie. „Ich war ein geistiger Flaneur“, erinnert sich Cerha. Und er ist es geblieben, wobei die Musik ihn am engsten band und zu größtem Ruhm führte.

Cerha, der 2012 den international renommierten Ernst von Siemens-Musikpreis erhielt, der auch als Nobelpreis der Musik bezeichnet wird, , gilt als einer der bedeutendsten Komponisten der Gegenwart. Der hohe Rang offenbart sich in zahlreichen Auftragskompositionen für prominente Interpreten. Cerha wirkt nicht nur als Komponist, Dirigent und Geiger, sondern auch als Germanist. 1949 promovierte er an der Universität Wien mit einer Arbeit über die „Turandot-Rezeption in der deutschen Literatur“.

Die Fakultät II (Bildung Architektur und Künste) der Universität Siegen würdigt mit der Verleihung des Ehrendoktors das Gesamtwerk  Friedrich Cerhas. Er ist, nach Mauricio Kagel, der zweite Ehrendoktor im Fach Musik, und der erste, dem die Fakultät II diesen Titel verleiht. Dekanin Prof. Dr. Hildegard Schröteler-von Brand überreichte die Urkunde und gratulierte Cerha als Erste.

Sein Laudator war der Siegener Musikwissenschaftler Prof. Dr. Matthias Henke. Er ist Cerha besonders durch regelmäßige Tagungen verbunden, die in Zusammenarbeit mit dem Archiv für Zeitgenossen in Krems/Donau stattfinden. Henke ist ein ausgewiesener Cerha-Kenner, der die Gäste in seiner Rede mitnahm auf einen historisch-kulturellen Spaziergang durch das vergangene Jahrhundert Österreichs und das Leben und Wirken Cerhas. Er hob vor allem das von Cerha entwickelte Kompositionsverfahren hervor. „Gemeint ist Cerhas Orientierung an der Kybernetik“, so Henke. Die  „Kunst des Steuerns“ habe Cerha auf die Organisation seiner musikalischen Werke übertragen. „Komponieren bedeutet für Cerha also, klingende Prozesse zu initiieren, die durch Außeneinwirkungen gestört werden.“ Verhaltensweisen der Spezies „Mensch“ gegenüber Massenstrukturen würde immer wieder neu beleuchtet – auf eine Art und Weise, die auch sinnlich nachzuvollziehen sei und Cerha innerhalb der sogenannten Avantgarde einzigartig dastehen lasse.

Henke erinnerte daran, dass  Siegener Studierende seit 2013 die Gelegenheit haben, sich  mit Cerhas Schaffen auseinanderzusetzen – gefördert durch Stipendien des Archivs, das an der Donau Universität Krems angesiedelt ist und den Vorlass Cerhas beherbergt. „Und immer nimmt sich Friedrich Cerha die Zeit, um mit den Studierenden persönlich zu reden“, betonte Henke.

Unter dem Titel „Nach(t)-Musiken – Anmerkungen zur Instrumentalmusik Friedrich Cerhas“ erscheint Ende 2017 in der universitätseigenen Reihe „Si! Kollektion Musikwissenschaft“ ein von Henke herausgegebener Tagungsband. Die Verleihung der Ehrendoktorwürde wurde am Abend mit einem Portraitkonzert mit Werken von Cerha gefeiert. Unter dem Titel „Impulse“ trat das Ensemble für Neue Musik Siegen unter der Leitung von Universitätsmusikdirektorin Ute Debus auf.

Cerha_web

Im Bild (von links): Dekanin Prof. Dr. Hildegard Schröteler-von Brand, Dr. Friedrich Cerha, Prof. Dr. Matthias Henke, Gertraud Cerha und Prof. Martin Herchenröder.

 
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