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Gemeinsamer Forschungsschwerpunkt „Religion und Reflexivität“
Weder eine religiöse
noch eine nichtreligiöse Grundhaltung kann heute
unhinterfragt vertreten werden. Angesichts des Pluralismus
der Perspektiven versteht sich keine Weltdeutung von
selbst. In dieser komplexen Lage scheinen sich zwei
einfache Auswege zu bieten: Man kann in
fundamentalistischer Manier die Berechtigung aller anderen
Weltdeutungen von vornherein ausschließen. Oder man kann
Religion zur Geschmackssache erklären und sich damit jeder
Pflicht zur Begründung der eigenen Position entziehen.
Beide Auswege sind aus Sicht wissenschaftlicher
christlicher Theologie nicht vertretbar.
Das Siegener Seminar für katholische Theologie sieht sich
deshalb einer dritten Reaktion verpflichtet: Die Reflexion
auf die eigene Glaubensperspektive wird weder
fundamentalistisch stillgestellt noch subjektivistisch für
irrelevant erklärt. Statt nur einer punktuellen Reflexion
auf einen grundsätzlich unhinterfragten Glauben wird
Reflexivität vielmehr zu einer Grundhaltung. Die
theologische Arbeit entfaltet sich im Bewusstsein, dass die
eigene Perspektive begrenzt und keineswegs
selbstverständlich ist. Zudem führt dieses Bewusstsein zur
Haltung einer authentischen Religiosität, die um die eigene
Perspektivität weiß und damit argumentativ wie existenziell
umgehen kann.
Das Seminar hat sich zum Ziel gesetzt, diese Reflexivität
von Religion zu seiner Grundperspektive in Forschung und
Lehre zu machen. Denn die Notwendigkeit einer reflexiven
Haltung trifft in besonderem Maße auf Theologie als
bekenntnisgebundene wissenschaftliche Disziplin an
Universitäten zu. Ihrer bedürfen aber auch Lehrerinnen und
Lehrer eines konfessionellen Religionsunterrichts in einem
religiös neutralen Staat und in einer pluralen
Gesellschaft.
- Die Biblische Theologie untersucht die antiken Texte, aus denen die Bibel zusammengestellt ist, mit historischen und philologischen Methoden und rekonstruiert ihre ursprüngliche Intention.
- Historische Theologie reflektiert die Entwicklungsprozesse christlicher Existenz und Lehre, um die Gegenwart besser verständlich zu machen.
- Die Systematische Theologie arbeitet an der Durchdringung religiöser Überzeugungen und ihrer Verantwortung im öffentlichen Diskurs.
- Die Praktische Theologie/Religionspädagogik erforscht Prozesse religiösen Lehrens und Lernens unter den Bedingungen einer modernen Gesellschaft.