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Rechtsextreme Einstellungen: die Mitte im Blick

PD Dr. Oliver Decker ist Sozial- und Organisationspsychologe und stellt die neuesten Umfrageergebnisse vor.

„Für einen Sozialpsychologen ist die Vorurteilsforschung ein sehr zentrales Thema.“ Dr. Oliver Decker hat an der Universität Siegen seit 2010 eine Vertretungsprofessur für Sozialpsychologie und Organisationspsychologie inne. Seit 2002 erstellt er gemeinsam mit anderen Wissenschaftlern (Prof. Dr. Elmar Brähler und Johannes Kiess) als Projektleiter Studien zu rechtsextremen Einstellungen in Deutschland. Seit 2006 werden diese „Mitte-Studien“ im Zwei-Jahres-Rhythmus von der Friedrich-Ebert-Stiftung in Auftrag gegeben und publiziert. Mitte November wurden die Ergebnisse der aktuellen Erhebung veröffentlicht.

„Unsere Grundlage sind repräsentative Erhebungen in ganz Deutschland.“ Auf Grundlage eines Umfragebogens werden Rückschlüsse auf Einstellungen wie Chauvinismus, Diktaturbefürwortung, Ausländerfeindlichkeit und Verharmlosung der Nazi-Diktatur gezogen. Geschaut wird dabei bewusst auf die breite Mitte der Bevölkerung und deren Einstellung zur Demokratie. 2012 standen Aspekte wie Islamfeindlichkeit und Antisemitismus verstärkt im Mittelpunkt der Befragung.

Insgesamt nahmen an der Stichprobe 2415 deutsche Staatsangehörige und 95 Menschen mit Migrationshintergrund und ohne deutsche Staatsbürgerschaft teil. Durchgeführt wurde die Befragung vom Berliner Meinungsforschungsinstitut USUMA. Die Ergebnisse sind ernüchternd: „Der Sockel an rechtsextremer Einstellung ist hoch. Besonders Ausländerfeindlichkeit ist mit 30 bis 40 Prozent häufig in der Bevölkerung anzutreffen.“ Letzteres treffe in zunehmendem Maße auf Ostdeutschland zu. Dort werde auch ein Anstieg an Nationalismus vor allem bei unter 30-Jährigen verzeichnet. Insgesamt wurde festgestellt: Während die Befürwortung einer rechtsautoritären Diktatur abnimmt, ist Chauvinismus bundesweit bei rund 20 Prozent der Bevölkerung anzutreffen. Die Ausländerfeindlichkeit ist mit 25,1 Prozent bezogen auf ganz Deutschland die am häufigsten verbreitete rechtsextreme Einstellungsdimension. Der Antisemitismus ist bei rund jedem elften Deutschen manifest und findet sich zum ersten Mal bei Ostdeutschen häufiger als bei Westdeutschen. Schien die Verharmlosung des Nationalsozialismus seit 2008 vor allem ein Problem in Westdeutschland, ist sie nun ebenfalls im Osten deutlicher ausgeprägt. Dabei finden sich zwischen den Bevölkerungsgruppen differenziert nach Merkmalen wie Alter, Bildungsgrad oder Migrationshintergrund deutliche Unterschiede. Über alle Dimensionen hinweg ist Bildung ein „Schutzfaktor“ gegen rechtsextreme Einstellungen: Personen mit Abitur neigen prozentual deutlich weniger zu rechtsextremem Denken als Personen ohne Abitur. Besonders ausländerfeindlich eingestellt zeigen sich Arbeitslose, Antisemitismus ist unter Ruheständlern am weitesten verbreitet. Bei den über 60-Jährigen finden sich bundesweit in allen Dimensionen die höchsten Werte. Bezogen auf ganz Deutschland ist im Vergleich zu 2010 ein Anstieg rechtsextremen Denkens von 8,2 auf 9 Prozent zu verzeichnen. Einem moderaten Rückgang in Westdeutschland steht ein massiver Anstieg in Ostdeutschland gegenüber.

 
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