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Spurensuche im alten Fachwerkhaus

Die Performance "Fach Werk Musik" schuf eine ganz besondere Atmosphäre am Campus Unteres Schloss. Studierende der Universität Siegen präsentierten vor dem Museum für Gegenwartskunst eine Mischung aus Architektur, Licht, Musik und Video.

Da steht ein Haus in Mudersbach, ein Fachwerkhaus. Eines von vielen, aber zugleich eines mit einer ganz besonderen Geschichte. Denn hier lebten die Großeltern und zwei Tanten des Fotografen Bernd Becher. In diesem „Becherhaus“ fühlte sich der 1931 in Siegen als Sohn eines Kunstmalers geborene Künstler gut aufgehoben, in einer dörflich anmutenden Idylle mittendrin in der vom Erzbergbau geprägten Montanregion an der Sieg. Siegerländer Fachwerkhäuser hat Bernd Becher gemeinsam mit seiner Frau Hilla einst systematisch in den Blick genommen: Fassaden, die einander ähneln in ihrer Funktionalität und klaren Struktur.

Der Becher-Schüler Laurenz Berges hat fotografisch hinter das Offensichtliche geblickt. Seine Bilder sind noch bis zum 6. August 2023 im Museum für Gegenwartskunst Siegen (MGKSiegen) zu sehen. Seinen Spuren wiederum sind Studierende des Faches Architektur der Universität Siegen gefolgt. Lena Knoll und Nina Tenhaken haben sich, in der Bildbearbeitung unterstützt von Ipek Daimagüler und Meltem Yazici, auf das Becher’sche Haus in Mudersbach konzentriert.

Sie haben dessen seit Jahren unverändertes Innenleben – auch unter Verwendung von Fotografien von Laurenz Berges – erkundet. Sie haben den Blick nach außen und auch den Blick von außen filmisch montiert. Dabei haben sie Bezüge hergestellt zu anderen, verwandten Strukturen. Denn ihre Präsentation ordnet das Fachwerkhaus dem Baumgeäst vor hellem Himmel zu. Auch hier grenzen Schwarz und Weiß einander ab; es entstehen Flächen, es bilden sich Räume.

Zu sehen war die architektonische Analyse am späten Abend des 15. Juni 2023 auf einer vor dem Eingang zum MGKSiegen installierten Leinwand aus weißen Kunststoffplanen. Diese wiederum war gehalten von einem mehrstöckigen Gerüst – mit seinen senkrechten, waagerechten und diagonalen Streben fast ein Modell für das Konstrukt eines Fachwerkhauses. Rund 40 Minuten währte die, weil einmal wiederholt, gedoppelte Videosequenz.Sie wirkte umso stärker, als sie musikalisch sehr intensiv unterstrichen wurde.Musiker Fachwerk

Ein Kammerorchester aus Streichern, Bläsern und Pianist ließ eine Art Live-Film-Musik von Birk Arnold („Serenade“), Larissa Berger („Hinter dem Aufbau“) sowie Stefan Sali und Lutz Wehnert („Vanitas“) hören und überraschte mit einer Performance, die das Verhältnis des Davor und Dahinter ausdrucksstark vor Augen führte. Plötzlich nämlich war das alte Haus belebt: Schemenhaft zeigte sich hinter der Fassade ein guter Geist, eine verlassene Seele, mit dem Instrument Zink das Vergangene beschwörend und bald hinter den vier Wänden auch nicht mehr allein. Das Einst überdauert im Hier und Jetzt.

Auch mit diesem überraschenden Effekt spannte die Performance „FACH WERK MUSIK“ den Bogen zum Konzept der Kunst-Schau, die vom „Halten und Schwinden“ erzählt. Deren meditativen Charakter unterstrich die Abendmusik – vor und nicht in dem Museum, was wiederum mit der Erzählung des Fotografen Berges korrespondierte.

Die Professoren Ulrich Exner (Architektur) und Martin Herchenröder (Musik) haben die Studierenden in einem Universitätsseminar inspiriert, angeleitet und begleitet. Wie bei etlichen vorherigen gemeinsamen Projekten (u.a. „Verlorene Orte“, 2017) konnten sie erneut ein großes, interessiertes und auch begeistertes Publikum gewinnen.

Im Detail:

  • Musikalisch Mitwirkende waren: Thomas Benner (Oboe), Julian Puchelt (Trompete/Zink), Lutz Wehnert (Klavier), Sarah Henschel, Clara Köhne, Gerrit Schwan, Jonas Weitz (Violine), Paul-Simion Lambert, Hannah Weber (Viola), Pia Betting, Gioia Ohletz (Cello). Die Leitung hatte Jakob Graß.
  • Für Projektassistenz und Organisation zeichneten Sarah Bäumer und Petra Klein verantwortlich.
  • Unterstützt wurde das Projekt von der Universität Siegen, dem MGK Siegen, der Sparkasse Siegen und der Firma Polygon.

Fachwerk
Plötzlich ist das alte Fachwerkhaus belebt: Zu hören und zu sehen ist ein Musiker, der auf einem Zink spielt. Ein interessiertes Publikum folgte vor dem Museum für Gegenwartskunst Siegen der fotografisch-musikalischen Spurensuche von Studierenden der Universität Siegen. (Foto: Claudia Irle-Utsch)

 
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