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Lasst uns über Kunst reden

Die Begegnung mit dem Künstler Max Brück stand am Beginn der Reihe „Wandertalk“. Das neue Format der Universität Siegen ermöglicht den Austausch von Kunstschaffenden, Studierenden und Menschen aus der Region.

 „Am Anfang war der Schuppen“ – das steht in großen Lettern auf der Startfolie des Vortrags, mit dem der Künstler Max Brück zum ersten Mal, wie er augenzwinkernd sagt, „retrospektiv zu sprechen“ wagt. Der alte Schuppen im Garten der Großeltern steht symbolisch für sein Schaffen, das Erinnerungen sichtbar macht. Verändert, verfremdet, aber doch erkennbar und mal herausfordernde, mal auch rührende Art Fragen stellend. Den Schuppen aus Holz hat Max Brück, 1991 geboren, erst ab- und andernorts wieder aufgebaut. Ein Anfang, der ein Ende bislang nicht hat. Denn immer wieder hält der Künstler Ausschau nach Behausungen, die ihre eigene Geschichte erzählen.

Das Porträt seines Werkes durfte im Projektraum des Bereichs Künstlerische Strategien im öffentlichen Raum/Kulturelle Bildung der Universität Siegen an der Spandauer Straße 40 (ehemalige Landeszentralbank) ausgiebig betrachtet werden. Von vielen Seiten. Denn zwar stand am Anfang die Präsentation des Künstlers selbst, doch seine Themensuche und Themenbearbeitung erfuhr im Anschluss eine Erweiterung: Max Brück und sein interessiertes Publikum kamen gut miteinander ins Gespräch.

Somit gelang sie, die Premiere des ersten „Wandertalk“. Diese neue universitäre Reihe sucht den Austausch von Kunstschaffenden, Studierenden und Menschen aus der Region. Diese „Talks“ an immer wieder anderen Plätzen möchten auch neue Perspektiven auf das kulturelle Erbe, auf das Potenzial im Süden Südwestfalens öffnen. Und zwar durch die Brille oder über den Ansatz von Künstlerinnen und Künstlern gern auch von anderswo.

Der „Wandertalk“ fügt sich in den „Wanderspace“ ein. Das ist ein breit angelegtes Projekt, im Rahmen der Regionale 2025 konzipiert und mit der Verleihung des dritten Sterns zur Förderung freigegeben. „Wanderspace“ wiederum erfährt Förderung aus dem interdisziplinären Forschungsprojekt FUSION (Forschungsbasierte Koevolution. Transformation des ländlich industrialisierten Raumes als Handlungsfeld der Universität Siegen). Es greift also eins ins andere – und so soll sich, wie Prof. Johanna Schwarz sagt, auch bei „Wanderspace“ vieles prozesshaft und vernetzt entwickeln. In Stadt und Land, heute hier, morgen dort, auf Dauer oder nur für eine gewisse Zeit. Denn der Kommunikationsraum soll nicht statisch, sondern beweglich sein.

In diesen als ländlich industrialisierten apostrophierten Raum rund um die Großstadt Siegen passt ein künstlerisches Konzept wie jenes von Max Brück punktgenau. Auch hier würde er bei seiner Spurensuche fündig – auf Industriebrachen oder Schlackenhalden, auf der Fährte verlassener Gruben und wegmontierter Fördertürme, mit seiner Sicht auf vermeintliche Bausünden, die womöglich zu ihrer Zeit die genau angemessene Form eines Wiederaufbaus waren. In Frankfurt jedenfalls hat Brück mit einer Arbeit beim Kunstverein den Finger in eine Wunde gelegt, die mit der neuen (!) Altstadt zugepflastert worden ist. „Als wäre nichts gewesen“, so der Installationskünstler. Er ist dem Bauschutt des 1974er Rathauses nachgegangen – und wurde auf einer Deponie nahe des Frankfurter Flughafens fündig. Einen Teil der Betonbrocken hat er in der unmittelbaren Nachbarschaft des einstigen Verwaltungsbaus dann über Transportbänder geschickt. Irre langsam, denn er konterkariert in seinen Arbeiten gern das „Höher-Schneller-Weiter“ einer auf ständiges Wachstum ausgerichteten Welt. Der Künstler „entkapitalisiere“ die Maschinen, so „Wandertalk“-Mitorganisator Thorsten Schneider von der Universität Siegen. 1000 Bruchstücke hat Max Brück als Edition isoliert und vakuumiert. Ein Beispiel dafür, wie er das Draußen ins Drinnen holt und wieder ins Draußen entlässt.

Der hessische Künstler studierte an der Universität für Kunst und Design in Offenbach. Er lebt und arbeitet in der Stadt am Main und auch in Gießen, wo er in einer alten Industriehalle sein Atelier eingerichtet hat. Er lehrt am Institut für Kunstpädagogik (IfK) an der Justus-Liebig-Universität Gießen, mit dem das Siegener „Wanderspace“-Team kooperiert.

In Siegen übrigens hat Max Brück im Kunstsommer 2022 ausgestellt. Gemeinsam mit Mathias Weinfurter zeigte er eine Installation auf dem Erfahrungsfeld Schönundgut auf dem Fischbacherberg. Die Straßenlaterne, die bei einer Fundsache aus dem verlassenen Manheim am Hambacher Forst anknüpft, ist geblieben. Schön und gut – und ein wenig anarchisch auch. (Claudia Irle-Utsch)

Weitere Infos zum Projekt:  https://www.wanderspace.de/

 
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