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Erfolgreich, beliebt, beendet

Es begann mit „Null“ und endet mit „Erinnerung“: Nach 43 Ausgaben wurde DIAGONAL, die Zeitschriftenreihe der Uni Siegen, eingestellt.

Bereits der Name DIAGONAL signalisiert es: Es geht um Querverbindungen zwischen wissenschaftlichen Disziplinen. Autor*innen aller Fakultäten der Universität Siegen lösten diesen Anspruch ein, seit 1990. Doch nun ist Schluss. Die Reihe DIAGONAL wurde eingestellt. Ein paar resümierende Fragen an das Herausgeber*innenteam.

 

Warum wurde DIAGONAL eingestellt?

 

ANGELA SCHWARZ: Manchmal überleben sich Formate einfach. So erfolgreich und beliebt DIAGONAL auch war – es schien der richtige Zeitpunkt gekommen, um auf zeitgemäßere Formate der Wissenschaftskommunikation umzusteigen, wie beispielsweise auf das deutsch-englische Forschungsmagazin future oder auf Spark!, den Wissenschaftspodcast der Universität Siegen. Zudem hat sich für die Herausgeberschaft kein Nachfolgeteam gefunden.

 

Was war das Besondere an DIAGONAL?

 

VOLKER STEIN: Es wurde ein prägnant formuliertes Thema gesetzt, zum Beispiel „Chaos“, „Licht“, „Nichts“, „Erinnerung“. Die Forscher*innen der Universität Siegen waren aufgerufen, das jeweilige Thema vor dem Hintergrund ihrer fachlichen Perspektive auszuleuchten. Heraus kam pro Jahr ein Band, der faszinierende Einblicke eröffnete. Wie vielfältig etwa wurde mitten in der Corona-Pandemie 2021 das Thema „Stillstand“ verhandelt: gerade nicht nur als Resonanzraum aktueller Erfahrungen, sondern Stillstand in Bezug auf Musik, auf Fotografie und Kunst, in der Schule, in der Wirtschaft, in der Architektur, als biografischer Stillstand, als geistiger Stillstand und vieles mehr. Plötzlich bekommt ein harmlos daherkommender Begriff ungeahnte Dimensionalität und Tiefe. DIAGONAL erreichte mit dem Vertrieb über einen renommierten Verlag in den letzten zehn Jahren auch ein breiteres Publikum und stellte für junge Nachwuchswissenschaftler*innen eine gerne genutzte Publikationschance dar.

 

Wie entstand damals die Idee? Wer waren die Gründungsmütter und -väter?

 

GERO HOCH: DIAGONAL wurde 1990 von dem Literaturwissenschaftler Karl Riha gegründet; der erste Band hatte das Thema „Null“. Von Anfang an dabei waren die Kollegen Jörg M. Wills undClaus Grupen. Die seitdem konsequent verfolgte Idee war, das breite Kompetenzspektrum der Universität Siegen abzubilden und der Öffentlichkeit zu zeigen: Wir tragen relevante Dinge bei – und wir bemühen uns, sie verständlich zu kommunizieren. Mit der 34. Ausgabe 2013 fand ein Generationenwechsel statt; es übernahm ein Herausgeber*innenteam um Volker Stein, das seinerseits weitere zehn Bände verantwortete.

 

Wie verlief die Themenfindung?

 

HILDEGARD SCHRÖTELER-VON BRANDT: Das vollkommen ergebnisoffene Brainstorming im Herausgeber*innenkreis machte immer besondere Freude. Jede und jeder Beteiligte konnte Ideen einbringen. Ein lebendiger Dialog entstand, in dem nicht allein die Themenfaszination eine Rolle spielte, sondern auch die Antizipation der Resonanz, die das jeweilige Thema im Kreise der Kolleg*innen spielen würde, die wir als Autor*innen gewinnen wollten. Jedenfalls hat uns niemand in die Themenfindung hineingeredet.

 

GERO HOCH: Geradezu legendär war unsere interne Liste mit den noch nicht ausgewählten Themen. Sie wurde fortlaufend mit neuen Ideen gefüttert, und wenn ein neues Jahresthema auszuwählen war, wurde diese Liste zur Quelle vieler weiterer Impulse.

 

Gab es ein besonders erfolgreiches Thema – auch in Bezug aufReaktionen von außerhalb des universitären Leserkreises?

 

ANGELA SCHWARZ: Viel Resonanz erhielten Bände, die aktuelle Themen aufgriffen. So fiel dem Band „Südwestfalen“, der 2013 erschien, gerade in unserer Region mit der Formierung der RegionSüdwestfalen zusammen, und dies war kein Zufall. Der Band trug durchaus dazu bei, das Verbindende der sich stärker aufeinander beziehenden Teilregionen sichtbar zu machen. Aber mein Lieblingsband ist immer noch „Vision“ aus dem Jahr 2020, in dem auf spannende Weise sichtbar wird, wie ernsthaft, intensiv und fundiert sich unsere Universität mit der Gestaltung der Zukunft befasst.

 

VOLKER STEIN: Die Geschmäcker von Leser*innen sind natürlich vollkommen unterschiedlich. Ich persönlich erinnere mich besonders an den Band „Provokation“ aus dem Jahr 2018, in dem nicht nur der Beitrag „Zumutungen. Orgelmusik nach 1962: eine Provokation“ von Martin Herchenröder auftauchte, sondern zudem eine von ihm eingespielte Begleit-CD „Zumutungen“.

 

GERO HOCH: Als langjähriger Mitwirkender an DIAGONAL erinnere ich die meisten Bände noch sehr lebhaft. Manchmal erregten bereits die Titel erhebliches Interesse, etwa „Einfach Schmidt“. Oder die Gestaltung: So hatte der Band „Loch und Löcher“ mittendrin tatsächlich ein großes Loch. Breitere Aufmerksamkeit war auch dem Titel „Jahrtausendwechsel“ im Jahr 1999 sicher, schließlich war seinerzeit der mögliche digitale Weltuntergang prognostiziert worden.

 

HILDEGARD SCHRÖTELER-VON BRANDT: Der letzte Band 2022 mit dem Titel „Erinnerung“ war nicht zuletzt mit dem 50-jährigen Jubiläum unserer Universität synchronisiert. Aber er war weder nostalgietriefend noch wehmütig, sondern hatte in seinen zukunftsgewandten Beiträgen die Funktionalitäten zeitlicher Diskontinuitäten und Kontinuitäten im Blick. Sehr gelungen, wie ich finde.

 

Wo/wie bekommt man noch alte Ausgaben?

 

VOLKER STEIN: Das Archiv der noch verfügbaren Bände – wobei einige bereits vergriffen sind – befindet sich an meinem Lehrstuhl. Auf Anfrage versende ich gerne noch den einen oder anderen Band. Im Übrigen hütet unsere Universitätsbibliothek den Schatz der alten Ausgaben, die dort jederzeit ausgeliehen werden können.

 

Eine Liste der erschienen Ausgaben finden Sie im Archiv.

Weitere Infos zur DIAGONAL Reihe.


 
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