Ausgezeichneter Lesespaß mit nur 100 Wörtern
Der Siegener Preis für Erstleseliteratur (SPELL) der Uni Siegen wurde jetzt zum fünften Mal verliehen. In diesem Jahr geht die Auszeichnung an den Autor Martin Muser und die Illustratorin Sabine Kranz für ihr gemeinsames Kinderbuch „Die Feuerwehr kommt nackig her“.
Was ist im Haus von Mika passiert, dass die Feuerwehr sogar nackig ausrückt, um so schnell wie möglich vor Ort zu sein? Das 
fragen sich die jungen Leserinnen und Leser des Kinderbuchs „Die Feuerwehr kommt nackig her“ von Anfang an – erfahren es aber erst auf der letzten Seite. Es bis dahin zu schaffen, ist auch für Leseanfänger*innen gar nicht so schwer: Denn die Geschichte ist mit 450 Wörtern erzählt, darunter nur 100 unterschiedliche Wörter. Mit Kettensätzen, Reimen und Wiederholungen erzählt Autor Martin Muser eine spannende, lustige und turbulente Geschichte, begleitet von farbenfrohen Bildern und Comic-Elementen der Illustratorin Sabine Kranz. Für ihr Buch sind die beiden jetzt mit dem Siegener Preis für Erstleseliteratur (SPELL) der Universität Siegen ausgezeichnet worden. Zur Preisverleihung kamen Muser und Kranz an die Friedrich-Flender-Grundschule in Weidenau: Vor rund 130 Schülerinnen und Schülern las der Autor das Buch vor, während die Illustratorin auf Zuruf der Kinder Figuren und Szenen aus der Geschichte zeichnete.
„Mit dem SPELL-Preis möchten wir Kinder, Eltern und Lehrerinnen und Lehrer auf Bücher aufmerksam machen, die für das erste Lesen besonders geeignet sind. ‚Die Feuerwehr kommt nackig her‘ ist nicht nur spannend – durch die Kettenreime und die vielen Wiederholungen macht die Geschichte jungen Leserinnen und Lesern auch einfach Spaß und erleichtert ihnen das mühsame Dechiffrieren der Wörter“, erklärte Dr. Jana Mikota vom Germanistischen Seminar der Universität in ihrer Laudatio. Zusammen mit Jury-Kollegin Dr. Nadine Schmidt hatte sie das Buch für den mit 1.000 Euro dotierten SPELL-Preis ausgewählt. Die mit kräftigen Strichen und wiederkehrenden Farben versehenen Illustrationen begleiten und unterstützen das Leseverstehen noch zusätzlich, heißt es in der Laudatio weiter. Bisweilen biete das Buch über panelartige Bildergeschichten eine Zusammenfassung des bisher Geschehenen, damit die Kinder den einzelnen Handlungselementen noch besser folgen können.
Dass die Geschichte von Mika, Oma Hanne, Kater Wolpert, Herrn Luft und der nackigen Feuerwehr auch bei den Schülerinnen und Schülern der Friedrich-Flender-Schule gut ankam, zeigten der tosende Applaus und die vielen Fragen, mit denen sie Muser und Kranz nach der Lesung löcherten: Wie lange Muser schon Bücher für Kinder schreibe – Antwort: „Seit 2018“, wie Kranz so gut malen gelernt habe – Antwort: „Ich habe schon als Kind sehr gerne und viel gemalt, meistens beim Hörspielhören“, und, last but not least: Wieviel Geld man als Autor denn eigentlich verdiene? Muser erklärte den Kindern, dass er als Autor pro verkauftem Buch nicht viel mehr als 50 Cent bekommt, aber vor allem mit dem Schreiben von Film-Drehbüchern sehr gut verdiene. Als erfolgreicher Schriftsteller, Drehbuchautor, Dramaturg und Dozent hat Martin Muser in der Vergangenheit bereits mehrere Preis erhalten, unter anderem den „Luchs“-Preis 2023. Auch die Illustratorin und renommierte Künstlerin Sabine Kranz ist schon mehrfach ausgezeichnet, zum Beispiel erhielt sie 2023 den Troisdorfer Bilderbuchpreis.
Der SPELL-Preis der Universität Siegen wurde ins Leben gerufen, um die sogenannte „Erstleseliteratur“ stärker in den Blickpunkt der wissenschaftlichen und öffentlichen Aufmerksamkeit zu rücken. „Spannende Texte und Bilder können helfen, den Lesefrust zu überwinden“, ist Dr. Mikota überzeugt. Das Schreiben und Illustrieren solcher Bücher sei eine anspruchsvolle Aufgabe, bei der es viel zu beachten gebe. „Unser Preis soll diese Leistung würdigen und zu einer größeren Wertschätzung der Text- und Bildebene im Bereich der Erstleseliteratur beitragen.“
Hintergrund:
Der Siegener Preis für Erstleseliteratur (SPELL) wird seit 2019 jährlich vom Germanistischen Seminar der Universität Siegen vergeben. Jeden Monat zeichnet die Jury dazu jeweils ein Buch der Lesestufe 1 (ab 6/7 Jahren) sowie der Lesestufe 2 (ab 7/8 Jahren) mit dem „Leseknirps“ aus. Einmal pro Jahr wird dann aus den 24 prämierten Erstlesebüchern das „Erstlesebuch des Jahres“ ausgewählt und mit dem SPELL-Preis ausgezeichnet. Das diesjährige Preisträgerbuch „Die Feuerwehr kommt nackig her“ ist 2023 im Carlsen-Verlag erschienen. Der Text wird in die erste von insgesamt drei Lesestufen eingeordnet.
Mehr Informationen zu SPELL und den bisherigen Preisträger*innen sowie den prämierten Erstlesebüchern finden Sie hier
Dr. Jana Mikota (Uni Siegen), Illustratorin Sabine Kranz, Autor Martin Muser und Dr. Nadine Schmidt (Uni Siegen) bei der Preisverleihung in der Friedrich-Flender-Schule.