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Mehr als eine Frage der Grammatik

Als Navid Kermani die Ehrendoktorwürde der Universität Siegen verliehen wurde, sprach er über „Das generische Maskulinum“. Der Vortrag löste eine Diskussion aus, die in einem Online Forum fortgeführt wurde. Jetzt liegt dazu ein Sammelband vor, der die Vielstimmigkeit des Diskurses widerspiegelt.

„Sprache ist ein Ausdruck von Wirklichkeit, auch von sozialer Wirklichkeit und gegebenenfalls Ungleichheit, aber sie ist kein Instrument, um die Wirklichkeit zu verändern.“ Als Navid Kermani vor zwei Jahren die Ehrendoktorwürde der Universität Siegen verliehen bekam, hatte er sich entschlossen bei diesem Anlass über „Das generische Maskulinum“ zu sprechen. Die Debatten über gendergerechte Sprache sind seit den 1970er Jahren virulent, und die Argumente für und wider die Abschaffung des generischen Maskulinums mannigfaltig. Die geschlechtsabstrahierende Funktion maskuliner Personenbezeichnung bildet bis in die Gegenwart hinein Anlass für Kontroversen in Wissenschaft und Politik, Organisation und Öffentlichkeit: Es entstehen neue Leitfäden zum richtigen Sprachgebrauch, Satzungen und Programme werden umgeschrieben, neue Zeichen eingefügt mit dem Hinweis, alle Geschlechter sichtbar machen zu wollen. Aber auch Kritik an diesen Verfahren verschafft sich regelmäßig Gehör.

Das Thema dient damit eigentlich immer als Aufreger, wurde aber bei der gut besuchten Veranstaltung im Hörsaalzentrum der Uni Siegen, sehr sachlich diskutiert. Und das, obwohl Navid Kermani, der in Siegen geboren und aufgewachsen ist, direkt deutlich machte, dass er das Verschwinden des generische Maskulinums bedauert. Der Schriftsteller, Journalist und habilitierte Orientalist betonte: „Zu meinen, man könne mittels der Sprache jederzeit jedem Angesprochenen gerecht werden, verkennt nicht nur ihr Wesen; es legt die Angesprochenen überhaupt erst fest auf eine Identität.“

Im Anschluss an den Vortrag diskutierte Kermani seine Thesen auf einem Podium mit der damaligen  NRW-Wissenschaftsministerin Isabel Pfeiffer Poensgen, Linguistin und Prorektorin Prof. Dr. Petra Vogel, Theologie-Professor Dr. Thomas Naumann (beide Uni Siegen) sowie dem Germanisten Thomas Kronschläger (TU Braunschweig) und stellte sich den Fragen aus dem Auditorium.

Aber der Diskussionsbedarf zu dem Thema blieb, so dass in Abstimmung mit Navid Kermani durch die Universität Siegen ein OnlineNavid Kermani und Buch Forum eröffnet wurde mit dem Ziel, die Diskussion des Vortrages fortzuführen und zu vertiefen. Da das Thema „Geschlechtergerechter Sprachgebrauch“ für die Universität auch in der alltäglichen Praxis – von der Verwaltung über die akademische Lehre bis zur Forschung – vielfältig relevant ist und zugleich komplexe Fragen aufwirft, kann die breit angelegte Diskussion auch als ein Beispiel innerbetrieblicher demokratischer Meinungs- und Willensbildung gelesen werden. „Was kann sich ein Redner mehr wünschen als eine solche sachliche Auseinandersetzung wie in diesem kleinen Buch - und das bei einem so sensiblen Thema, bei dem man sonst meist unter Gleichgesinnten diskutiert“, freut sich Kermani über die Veröffentlichung.

Der Sammelband umfasst neben Kermanis Rede kurze Kommentare  – sie spiegeln zugleich einen umfassenderen öffentlichen Diskurs und exemplarisch die Vielstimmigkeit in einer Universität. Sie versuchen zudem, jenseits rein emotional aufgeladener Dispute Pro und Contra-Argumente im Rahmen der Verwendung des generischen Maskulinums ausfindig zu machen. Abgerundet wird der Band durch die Laudatio anlässlich der Verleihung der Ehrendoktorwürde.

Stephan Habscheid, Jürgen Nielsen-Sikora (Hrsg.)
DAS GENERISCHE MASKULINUM.
Eine Diskussion anlässlich der Verleihung der Ehrendoktorwürde an Navid Kermani an der Universität Siegen
Siegen: universi 2024, 144 S.
ISBN 978-3-96182-181-5
Preis: 18,50 Euro


Kontakt:

Prof. Dr. Jürgen Nielsen-Sikora
juergen.nielsen@uni-siegen.de
Tel.0271/ 740 - 5068

Prof. Dr. Stephan Habscheid
habscheid@germanistik.uni-siegen.de
Tel.: 0271/740-4571

 
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