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Lust auf Lyrik

Wer liest denn noch Gedichte? Mehr Menschen als man meint. An der Universität Siegen jedenfalls hat man Lust auf Lyrik. In einer Ringvorlesung stellen Lehrende des Romanischen Seminars ihre Lieblingsgedichte vor, und bei einer Tagung im Krönchencenter geht es um deutschsprachige Kinder- und Jugendlyrik der Gegenwart.

Poesie ist eines dieser Wörter, auf denen einen Hauch von Staub zu liegen scheint. Dabei ist es ein schönes Wort. Und wer sich nicht im schulischen Analysemodus verstrickt hat und sich, statt Hebungen und Senkungen zu zählen, auf die Melodie von Versen einlässt, den packt sie: die Lust auf Lyrik.

„Lust auf Lyrik“ hat Prof. Dr. Yasmin Temelli die Ringvorlesung genannt, bei der es während des Wintersemesters, um Poesie geht. Immer dienstags, zwischen 10.15 Uhr und 11.45 Uhr, gibt es an der Universität Siegen, im Raum AR-NB 0103 ein neues Gedicht, ausgewählt und vorgetragen von Lehrenden des Romanischen Seminars und auswärtigen Gästen. Lyrische Lektüren der Romania heißt die Veranstaltung genau, denn die Gedichte sind von Autoren aus dem französischen oder spanischen Sprachraum.

„Besprochen werden die Gedichte aber auf Deutsch“, betont Yasmin Temelli, Professorin für Romanische Literatur- und Kulturwissenschaft. Es ist eine Lehrveranstaltung, aber so kann jeder, der Lust auf Lyrik hat, teilnehmen. „Es geht auch darum, erst einmal (wieder) den Zugang zu Poesie zu schaffen“, so Yasmin Temelli. „Den Klang der Verse aufzunehmen und den persönlichen Bezug der Vortragenden zu diesem Stück Literatur und zu den Autoren zu bekommen.“ Anschließend bleibe noch genug Zeit für Analyse und Diskussionen.

„Lyrik lebt!“, sagt auch Dr. Jana Mikota aus der Germanistik. Die Dozentin hat gemeinsam Dr. Nadine Schmidt (Uni Siegen) und Prof. Dr. Sandra Niebuhr-Siebert von der Humanistischen Hochschule Berlin eine Tagung zur „Deutschsprachigen Kinder- und Jugendliteratur der Gegenwart“ organisiert. Vom 7. bis 9. November geht es im KörnchenCenter in Siegen um „Morgenstern & Co.“.

„Wir brauchen Gedichte. Sie lassen uns lachen und weinen, versetzen uns ins Staunen und Grübeln, machen uns schlau“, finden Jana Mikota und Nadine Schmidt. Aber wo sind sie, die Gedichte für Kinder und Jugendliche, wo steckt die Lyrik im Zeitalter der digitalen Transformation? Die Tagung widmet sich dem weiten Feld der Kinderlyrik und fragt nach deren Zukunft. Es kommen Wissenschaftler*innen, bekannte Lyriker*innen, Didaktiker*innen, Aktivist*innen und Lyrikliebhaber*innen zusammen. Sie analysieren Gedichte und digitale, lyrische Textformen. Sie empfehlen Lyrikbände und tauschen sich über neue Rezitations- und Vermittlungsformen aus.

„Lyrik gehört in die Kinderzimmer, Buchläden, Bibliotheken, in Kitas, Schulen und auf den Balkon“, betont Jana Mikota. Die Tagung findet in Kooperation mit der Berliner Hochschule statt. Eine Teilnahme ist auch online möglich. Als Begleitprogramm findet eine Ausstellung mit den schönsten Lyrik-Bänden für Klein und Groß in den Räumen der Stadtbibliothek statt. Außerdem werden während der gesamten Tagung Kurzfilme des Poesiefestivals Berlin 2023 gezeigt. Alle Interessierten sind außerdem am Freitag, 8. November, um 20.15 Uhr, am Campus Unteres Schloss, (US-C 105) zu einem lyrischen Abend mit Uwe-Michael Gutzschhahn, Nils Mohl, Heike Nieder und Arne Rautenberg eingeladen.

Weitere Informationen zum Programm der Tagung hier.



 
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