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Innovative Lösungen für die Wasserversorgung

Die Expertenkommission Forschung und Innovation (EFI) fordert in ihrem Jahresgutachten Innovationen in der Wasserwirtschaft. Professorin Dr. Friederike Welter von der Uni Siegen ist Mitglied des Gremiums.

Die Expertenkommission Forschung und Innovation (EFI) hat ihr neues Jahresgutachten an die Bundesregierung übergeben. Darin betont sie die Bedeutung von Innovationen für die deutsche Wasserwirtschaft, um den kommenden Herausforderungen begegnen zu können. „Obwohl Deutschland ein wasserreiches Land ist, wird es zukünftig aufgrund des Klimawandels regional und saisonal häufiger zu Wasserknappheiten kommen. Zunehmend sind daher Nutzungskonflikte zu erwarten, die jedoch über technologische und institutionelle Innovationen abgemildert werden können“, erklärt EFI-Mitglied Prof. Friederike Welter, Präsidentin des Instituts für Mittelstandsforschung (IfM) Bonn und Professorin für Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Management kleiner und mittlerer Unternehmen und Entrepreneurship an der Universität Siegen. „Insbesondere muss die Gewässerqualität, die durch Düngemittel und Pestizide sowie durch Medikamentenrückstände und Mikroplastik erheblich gemindert ist, durch innovative Lösungen verbessert werden.“

Viele deutsche Wasserbetriebe sind bei der Erprobung und Einführung neuer Technologien und Verfahren zurückhaltend, da sie primär die Wasserversorgung der Bevölkerung zu adäquaten Preisen sicherstellen müssen. Sie sind daher wenig bereit, unzureichend getestete neue Lösungsansätze einzuführen. „Reallabore, wie in der von der Bundesregierung verabschiedeten Nationalen Wasserstrategie vorgesehen, bieten die Chance, in einem abgegrenzten Raum wasserwirtschaftliche Neuerungen in der Anwendung auszuprobieren und zu optimieren. Dadurch können die Wasserbetriebe leichter von der Praktikabilität und Verbesserungen überzeugt werden“, berichtet der Vorsitzende der EFI, Prof. Uwe Cantner von der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Neben technologischen Innovationen sollten in diesen Reallaboren institutionelle Innovationen wie die Anpassung der Wasserentnahmerechte oder der Wasserhandel zur Vermeidung von Wassernutzungskonflikten erprobt werden.

Genaue Kenntnisse über Wasserentnahmerechte und Wasserentnahmen sowie das Vorliegen von Wasserpreisen, die sich an Wasserknappheit orientieren, sind wichtige Voraussetzungen, um technologische Neuerungen für die Wasserwirtschaft ökonomisch sinnvoll zu entwickeln und einzusetzen. Allerdings fehlen diese für eine rationale Wasserbewirtschaftung notwendigen Daten und Informationen noch weitestgehend. Daher sollte nach Ansicht der EFI die Datenerfassung zügig und in digitaler Form umgesetzt werden. Zugleich empfiehlt sie, die Wasserentnahmeentgelte nach einer bundeseinheitlichen Systematik so anzupassen, dass sie die Knappheit von Wasser in Zeiten längerer Trockenheit und die damit verbundenen externen Kosten der Wasserentnahme berücksichtigen. Hierdurch entstehen Anreize, Innovationen zur Überwindung dieser Knappheiten zu entwickeln. Schließlich sollte eine dynamische Bepreisung von Wasserentnahmen in wasserintensiven Branchen in erprobt werden, um die Kosten der dafür notwendigen zusätzlichen Datenerhebung gegen die Effizienzgewinne in der Wassernutzung abwägen zu können.

Die Lenkungsfunktion der Abwasserabgabe, Schadstoffe zu reduzieren und dafür erforderliche innovative Lösungen einzuführen, sollte dadurch verbessert werden, dass die Höhe der Abwasserabgabe sich an den tatsächlich ausgebrachten Schadstoffemissionen und nicht an den genehmigten Emissionen bemisst. Prof. Uwe Cantner fordert: „Minderungsmöglichkeiten bei der Abwasserabgabe sollten nicht bereits beim vorgeschriebenen „Stand der Technik“ greifen, sondern nur diejenigen belohnen, die ihn übertreffen.“ Dies setzt jedoch voraus, dass der vorgeschriebene „Stand der Technik“ hinreichend häufig überprüft wird. Die erweiterte Herstellerverantwortung der Industrie ist ein wichtiges Anreizinstrument für den Einsatz neuer Technologien – zur Entsorgung wie zur Vermeidung von Mikroschadstoffen im Abwasser – und sollte daher schnell in nationales Recht überführt und umgesetzt werden.

Die enorme Fragmentierung der deutschen Wasserwirtschaft kann die Einführung innovativer Lösungen hemmen. Je größer hingegen ein Versorgungsgebiet, desto mehr Anreize und Möglichkeiten bestehen für die Entwicklung und Einführung von Neuerungen. „Es sollten Konzepte und Maßnahmen entworfen werden, die es für kleinere Versorgungseinheiten attraktiver machen, sich zu größeren zusammenzuschließen“, fordert Prof. Friederike Welter. Solche Zusammenschlüsse können dazu beitragen, bei Problemlagen wie Hochwasser oder Dürren, die über mehrere Versorgungsgebiete hinweg entstehen, innovative strukturelle Lösungen besser zu koordinieren und schneller umzusetzen.

v.l. Friederike Welter, Christoph M. Schmidt, Carolin Häussler, Uwe Cantner, Olaf Scholz, Irene Bertschek, Guido Bünstorf.
Foto: Linda Köhler-Sandring

 
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