Nischen besetzen in der Forschung, ausbilden in der Breite
Universität Siegen und IHK Siegen werden in Zukunft noch enger zusammenarbeiten. Nachdem der Reformprozess an der Hochschule angestoßen worden ist, haben die Leitungen beider Häuser nun über strategische Kooperationen gesprochen. Dabei wurden die Themenfelder Forschung, Lehre, Weiterbildung und Fachkräfte besonders in den Blick genommen.
IHK-Präsident Klaus Vetter betonte, dass die IHK den Reformprozess sehr unterstützen würde, die Universität sei für die Region von immenser Bedeutung. Insbesondere die praktische Relevanz ist für die meisten Unternehmer sehr wichtig. „Uns ist klar, dass Sie in der Forschung Fenster finden müssen, aus denen heraus Sie strahlen können. Gleichzeitig muss aber der Kontakt in die Region gestärkt werden, um den Unternehmen dabei zu helfen, ihren Vorsprung gegenüber der weltweiten Konkurrenz zu halten“, betonte Vetter.
Prof. Peter Haring-Bolivar, Prorektor für Forschung und wissenschaftlichen Nachwuchs erklärte, das Bewusstsein, mit der Industrie zu kooperieren, sei sehr groß, wegen der Spezialisierung der Firmen aber nicht immer einfach. Es müsse ein verbindendes Thema gefunden werden, um eine nachhaltige Kooperationsplattform aufzubauen, von der Struktur her vergleichbar mit dem Automotive Center Südwestfalen, welches seinen Sitz im Kreis Olpe hat. Als vernetzende Themen für Forschung und Entwicklung wurden zunächst diskutiert: Oberflächentechnik, wissenschaftliches Rechnen/Simulation, Werkstoffe, Sensorik/Smart Production, Erkennungssysteme. Eine Festlegung ist noch nicht erfolgt. Die Plattform soll eine sichtbare und damit attraktive Schwerpunktbildung ermöglichen und auch Kleinunternehmen Anschlussmöglichkeiten bieten.
Rektor Prof. Holger Burckhart sagte: „Wir müssen Nischen in der Forschung finden, aber den Nachwuchs breit ausbilden.“ Schließlich ist sich die Universität dem Fachkräftemangel bewusst. Nun stellt sich die Frage, wie die Bachelor-Ausbildung in Zukunft ausgerichtet sein soll. Denkbar ist, dass aus dem Bachelor insbesondere Generalisten hervorgehen, die in Unternehmen beispielsweise per Trainee-Programm spezialisiert werden oder aber den Master anschließen mit der Option auf eine berufliche oder wissenschaftliche Karriere. Dies soll auch mit den Unternehmen weiter diskutiert werden.
Eine „ungeheure Dynamik“ sieht IHK-Hauptgeschäftsführer Franz-Josef Mockenhaupt derzeit in der berufsbegleitenden Weiterbildung. Die Universität Siegen arbeitet derzeit an einem Konzept, welches bestehende Angebote wie das der Südwestfälischen Akademie für den Mittelstand aufgreift und darüber hinausgeht.
Jährlich wollen Universität und IHK die strategischen Ziele neu diskutieren. Außerdem ist eine gemeinsame Konferenz von IHK, Universität und Unternehmern aus den drei in Siegen-Wittgenstein dominierenden Branchen eisenschaffende Industrie, metallverarbeitende Industrie sowie Maschinenbau zur Abstimmung über eine Schwerpunktbildung beschlossen worden.