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Hinter den Kulissen der Macht

Manager Thomas Sattelberger verrät, welche Fehler in der Führung von Wirtschafts-Unternehmen gemacht werden – und wie es besser geht.

Thomas Sattelberger hat den Sog der Macht gespürt. Er war bei Daimler, bei der Lufthansa, bei Continental, bei der Telekom. Macher, Entscheider, Manager, einer der „bekanntesten Personalchefs Deutschlands“ (DER SPIEGEL). Sattelberger kennt die Verführung durch Macht, Geld, Status – und ihren Einfluss auf Unternehmen. Sein Vortrag im Rahmen des Forschungskollegs „Zukunft menschlich gestalten“ der Universität Siegen enthielt deshalb vor allem eines: den spannenden Blick hinter die Kulissen der Macht.

Sattelberger sprach auf Einladung des FoKoS (ForschungsKollegSiegen) im Haus der Siegerländer Wirtschaft. Prof. Dr. Carsten Hefeker, Direktor des Forschungskollegs, und Prof. Dr. Thomas Mannel, Prorektor für strategische Hochschulentwicklung, begrüßten den Manager und Autor. Sattelbergers Thema: „Erfahrungen zu guter und schlechter Unternehmensführung.“ Sattelberger, im Juni 64 Jahre alt geworden, hat durch persönliche Auseinandersetzungen die Werte gefunden, für die er heute steht – und die Führung ausmachen.

Bei Daimler gerät Sattelberger mit dem späteren Vorstandsvorsitzenden Jürgen Schrempp aneinander. Dieser investiert, statt zu sanieren. Für sich schafft Schrempp das Tor das zum Aufstieg, für das Unternehmen ein Millionengrab. Sattelberger kündigt, Schrempp ruft ihn an. Sattelberger: „Er fragte mich: ‚Was kann ich für dich tun?‘“ Es ist die ultimative Verführung. Sattelberger entscheidet sich für seine Ideale und verlässt seine berufliche Heimat: „Nur sich selbst treu bleiben erhält die eigene Rechtschaffenheit.“

Bei der Lufthansa bricht der Flugverkehr nach dem 11. September 2001 massiv ein. Konsequenzen für den Konzern: Weniger Personal, weniger Flüge. Sattelberger: „Ich selbst wusste, ich kann landen und einen neuen Job finden. Doch mit dieser Hintertür-Option im Kopf konnte ich die Menschen nicht überzeugen. Ich habe öffentlich mein Wort gegeben, zu bleiben. Im persönlichen Dialog entscheiden Menschen, ob man glaubwürdig ist. Führung lernt man in der Krise.“

Bei Continental trägt Sattelberger den Vorstandsbeschluss mit, das Stammwerk wegen mangelnder Rentabilität zu schließen. „Es war eine glasklare ökönomische Entscheidung. 24 Euro Arbeitslohn in Deutschland gegen 2,80 Euro in Rumänien“, erklärt Sattelberger. Die Folge sind Massen-Demos, Medien-Schelte und die Frage nach der Moral. Heute weiß der Manager: „Ich hatte eine ökonomische Zwangsjacke an. Sie ließ mich nicht erkennen, dass Arbeitskosten keine Begründung für Massenentlassungen sind. Moralische Fragen kann man nicht mit rationalen Argumenten beantworten. Das Diktat der reinen Betriebswirtschaft hat engstirnig in eine Sackgasse geführt, ich war loyal an den Vorstandsbeschluss gebunden.“

Auf sein Bestreben beschließt die Telekom 2010 als erster DAX-Konzern die Einführung einer Frauen-Quote. Der Anstoß zu einer wichtigen sozialen Entwicklung für das Unternehmen, der Beginn von persönlichen Schmähungen gegen den Personalvorstand. Sattelberger: „Ich weiß, was es heißt, als Mächtiger gegen Gesetze der Mächtigen zu verstoßen.“ Und weiter: „Wer gute Führung will, muss herrschenden Ideologien anfechten.“

Sattelberger hat sie selbst erlebt, die Zeit, als er den Quartalszahlen entgegenfieberte, als von oben bis unten Performance-Ziele die Kultur eines Unternehmens ausmachten, als erfolgreiche Wirtschafts-Führer wie antike Helden verehrt wurden. Sein Fazit: Wenn nur noch Zahlen zählen und die Perspektive rein auf Gewinn ausgerichtet ist, verliert jedes Unternehmen. Weil die Ideologie falsch ist. Er rät deshalb zu innerer Distanz, wenn es um die Verführung durch Macht und Geld geht, rät zum Dialog mit allen Interessensgruppe, rät zu Kollaborationen, rät zu alternativen Geschäftsmodellen für die Zukunft, rät zu Transparenz.

Mit Blick auf die Rolle der Universitäten fordert Sattelberger: „In den Wirtschaftswissenschaften müssen auch andere Disziplinen eine kritische Rolle spielen. Soziologie, Psychologie, Recht, Geschichte. Der ökonomische Autismus ist nicht zukunftsfähig!“ Persönlichkeitsbildung, Nachhaltigkeit und Verantwortlichkeit sind für ihn Faktoren, die in die Lernprozesse einfließen müssen.

Unternehmensführung ist für Sattelberger deshalb auch immer Führung der eigenen Person. Wer eine eigene Identität entwickelt und Authentizität besitzt, der wird vom Mitläufer zur Führungsfigur. Und ist dann in der Lage, ideologische Zwangsjacken fallen zu lassen.

 
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