Mehr Sprachkompetenz, bessere soziale Entwicklung
Modellprojekt „Chancen der Vielfalt nutzen lernen“ fördert das Potenzial von Kindern und Jugendlichen aus unterschiedlichsten Kulturen. Ergebnisse und Aktivitäten an der Uni Siegen vorgestellt.
An den Schulen im Raum Siegen lernen Kinder und Jugendliche aus unterschiedlichsten Kulturen und sozialen Schichten gemeinsam. Ihre Sprach- und Sozialkompetenzen effektiv zu fördern und gleichzeitig die Fachkenntnisse von Studentinnen und Studenten zu verbessern, das waren die Ziele des Modellprojekts „Chancen der Vielfalt nutzen lernen“ in Nordrhein-Westfalen. Die Projektleitung, bestehend aus Prof. Dr. Sabine Hering, Prof. Dr. Gesa Siebert-Ott und Dr. Cornelia Frey, hat nun Aktivitäten und Ergebnisse am Standort Siegen vorgestellt.
Vor fünf Jahren starteten die Regionalen Arbeitsstellen zur Förderung von Kindern und Jugendlichen aus Zuwandererfamilien (RAA) das Projekt an insgesamt neun Standorten in NRW, Partner waren das Ministerium für Schule und Weiterbildung sowie das Ministerium für Arbeit, Integration und Soziales in NRW. Insgesamt wurde das Projekt durch Mittel aus dem Europäischen Integrationsfond in Höhe von 2,8 Millionen Euro gefördert. Neben der Universität beteiligten sich das Jugendamt der Stadt Siegen sowie zahlreiche Schulen an dem Projekt.
Bis zum 30. Juni 2013 kümmerten sich pro Semester 30 Studierende der Uni Siegen aus den Studiengängen Lehramt und Soziale Arbeit an fünf Grundschulen, zwei Realschulen, einer Förderschule und zwei Offenen Kinder- und Jugendtreffs um die Schülerinnen und Schüler. Dabei wurden die Kinder und Jugendlichen im Alter zwischen 6 und 15 Jahren in Kleingruppen betreut. „Chancen der Vielfalt nutzen lernen“ setzt hier auf Projektarbeit statt Förderunterricht. Eine Besonderheit des Projekts am Standort Siegen war, dass Lehramtsstudierende und zukünftige Sozialpädagoginnen und Sozialpädagogen als „Tandem-Teams“ gemeinsam mit den Gruppen arbeiteten. Die Studierenden wurden mit Hospitationen und wöchentlichen Begleitseminaren unterstützt.
Gearbeitet wurde an Projekten, welche die Schülerinnen und Schüler selbst auswählen durften. So konnte die Motivation zur Mitgestaltung, Selbstbewusstsein und Leistungsfähigkeit gesteigert werden. Von den positiven Erfahrungen berichteten die beiden Projekt-Mitarbeiterinnen Katrin Sonntag und Marion Bloos: „Die Kinder haben gelernt, Lernen zu mögen. Die Projektarbeit war mit vielen Aktionen verbunden, so hatten die Schülerinnen und Schüler eine Menge Spaß dabei.“ Die Gruppen erfanden beispielsweise ein Brettspiel, schrieben ein Kochbuch, nahmen eine Musik-CD auf und stellten ein Theaterstück vom Drehbuch bis zur Vorführung auf die Beine. Highlight waren die Camps in den Oster- und Sommerferien, gerade findet am Fischbacher Berg ein Zirkuscamp in Kooperation mit dem Kölner Spiele-Circus e.V. statt.
Durch die Projektarbeit in einer Gruppe vergrößerte sich der Sprachschatz, wurde die Schreibkompetenz gefördert und die sozial-emotionalen Kompetenzen erweitert – und so gesellschaftliche Inklusion wirkungsvoll umgesetzt. Das Potenzial der Schülerinnen und Schüler wurde erkannt und entwickelt, um größeren schulischen Erfolg, verstärke gesellschaftliche Teilnahme und somit bessere berufliche Chancen zu ermöglichen. Während Schülerinnen und Schüler echte Lernerfolge verbuchten, nahmen auch die Studentinnen und Studenten der Universität Siegen wertvolle Erfahrungen mit. Sie konnten erlerntes theoretisches Wissen in der Praxis umsetzen und ihre fachlichen Kompetenzen erweitern, vor allem durch die Arbeit als „Tandem-Teams“. Die Erfahrungen des Projekts fließen nun als wertvolle Informationen in das Studien-Angebot und die Ausbildung an der Universität Siegen ein, um so ein Sprungbrett für eine Verbesserung der Strukturen zu sein.