Ein neues Weltbild muss her
Nachhaltigkeit im Blickpunkt: Prof. Dr. Dirk Messner referierte im Rahmen der FoKoS Vortragsreihe „Zukunft menschlich gestalten“ über „Große Transformationen zur Nachhaltigkeit – Fortschritte, Blockaden, Perspektiven“.
Prof. Dr. Dirk Messner, Direktor des Deutschen Instituts für Entwicklungspolitik (Bonn) und Co-Vorsitzender des „Wissenschaftlichen Beirats der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen“ stellte im Haus der Siegerländer Wirtschaft den Report des Wissenschaftlichen Beirats zum Ziel einer klimaverträglichen Weltwirtschaft vor. Begrüßt wurde der Gast sowohl von Prorektorin Prof.'in Dr. Hanna Schramm-Klein als auch von Carsten Hefeker, Direktor des Forschungskollegs Siegen (FoKoS).
Der Referent plädierte dafür, einen weltweiten Prozess anzustoßen, um Treibhausgase zu reduzieren. 2050, so sein Blick in die Zukunft – lebten zwischen 9 und 10 Mrd. Menschen auf der Erde. Viele Entwicklungs- und Schwellenländer wüchsen schnell. Somit vergrößerten sich auch die globalen Mittelschichten. Messner mit Blick auf den Klimawandel und dessen Herausforderungen: „Die OECD-Länder können das nicht alleine schaffen.“ Aufsteigende Entwicklungs- und Schwellenländer gehörten mit ins Boot. Messner: „Wir müssen lernen, 9 bis 10 Mrd. Menschen bis 2050 in den Grenzen des Erdsystems zu organisieren.“ Heute seien Menschen in der Lage, einen Erdsystemwandel in Gang zu setzen. Dabei gebe es so genannte "Tipping Points", bei denen eine bis dato geradlinige Entwicklung, plötzlich umschlägt,beschleunigt oder gar abprubt die Richtung ändert. Nur wenige Grad Erderwärmung könnten dazu führen, dass der Amazonas-Regenwald austrocknet. Bei 1,7 bis 3,5 ° C Erderwärmung könnte das Grönlandeisschild abschmelzen. Der Meeresspiegel stiege an. Bei über 2,5 ° C Erderwärmung fielen die Antriebssysteme des Monsun-Systems aus – mit massiven Auswirkungen auf das Leben in den betroffenen Regionen. In Anbetracht dieser Szenarien bestehe bei der Reduzierung der Treibhausgase hoher Zeitdruck.
Diese globale Aufgabe verglich Messner mit zwei grundlegenden Transformationen der Menschheitsgeschichte: der neolithischen Revolution, in deren Verlauf die Landwirtschaft entstand, und der Industriellen Revolution. Messner: „Wir müssen als Weltgemeinschaft lernen, unser Erdsystem zu schützen.“ Dazu sei es notwendig, ein neues Weltbild zu entwickeln. Vier Treiber für große Transformationen machte der Gast aus: Visionen (in welche Richtung die Entwicklung gehen soll), Technologien ("Wir haben Technologien, mit denen wir die Transformation in den Griff bekommen können“), Wissen, das präventiv eingesetzt werden sollte, sowie Krisensituationen. Drei Transformationsgebiete gebe es.
- Das Energiesystem. Der Energiemix müsse sich ändern, die Energienachfrage sich halbieren.
- Die Urbanisierung. In Anbetracht der Tatsache, dass immer mehr Menschen in Städten lebten, gelte es klimaverträgliche Städte zu konzipieren.
- Landnutzung. Hoher Fleischkonsum beispielsweise steigere Treibhausgase.
Insgesamt zeigte sich Messner optimistisch, dass die Herausforderungen des Klimawandels rechtzeitig gemeistert werden könnten. Immer mehr Staaten würden diese Notwendigkeit erkennen. China und Deutschland seien mittlerweile Vorreiter.
Katja Knoche