Die Region entwickelt sich positiv
Prof. Dr. Peter Letmathe referierte im Rahmen der Reihe „Zukunftsinitiative Wirtschaft Siegen-Wittgenstein 2025“ über die Resilienz von Unternehmen in Südwestfalen.
Die Industrieregion Siegen-Wittgenstein steht wie alle anderen hochentwickelten Industrieregionen in Europa vor vielfältigen Herausforderungen, die sich aus den globalen Trends wie globale Verschiebungen, demografischer Wandel oder Klimawandel ergeben. Auch wenn eine Region nur indirekt Einfluss auf globale Trends nehmen kann, muss sie sich mit deren Folgen auseinandersetzen, um die eigene Zukunft erfolgreich zu gestalten. Mit der „Zukunftsinitiative Wirtschaft Siegen-Wittgenstein 2025“ soll der Versuch unternommen werden, die nächste Dekade der globalen ökonomischen Entwicklung zu analysieren und hieraus Schlussfolgerungen in Form von Innovations- und Adaptionsstrategien für das eigene strukturpolitische Handeln zu ziehen.
Zum vierten Vortrag in der Reihe, die von KM:SI, und dem Forschungskolleg „Zukunft menschlich gestalten“ (FoKoS) der Universität Siegen organisiert wird, war Prof. Dr. Peter Letmathe von der RWTH Aachen zu Gast im Vortragsraum der Volksbank Siegen. Sein Thema lautete „Resilienz von Unternehmen in Südwestfalen – Erfolgsfaktoren und Handlungsempfehlungen“. Letmathe sah die Region Südwestfalen auf einem guten Weg: „Ich sehe eine Veränderung durchweg zum Positiven.“ Der Gast aus Aachen, der bis 2011 an der Universität Siegen forschte und lehrte, machte einen Erfolgsfaktor in der Mischung aus industriellem High-Tech-Sektor und wissensintensiven Dienstleistungen aus. Denn: „Ohne Industrie verlieren wir auch Arbeitsplätze im Dienstleistungsbereich“. Hinsichtlich der wissensorientierten Dienstleistungen (sind schwer imitierbar und standardisierbar, weisen einen sehr hohen Anteil sehr gut qualifizierter Mitarbeiter auf sowie überdurchschnittlich viele Ingenieure und Naturwissenschaftler) stellte er Bereiche heraus, die sich seiner Meinung nach in Südwestfalen nicht für eine Konzentration eignen. Diese sind: Kommunikation, Finanzen und Vermögen, nichttechniche Forschung und Beratung, Medien, Logistik und nicht-industriebezogene Anwendungen des Internets. Zu stärken gelte es folgende Bereiche: neue Materialien, neue Technologien, erhöhte Komplexität, Verschiebung in Richtung kleiner Losgrößen (Kostenstruktur), Einsatz von Fertigungsrobotern, vernetzte Informationstechnologien, Wissensmanagement in den Unternehmen und maßvolle Globalisierung.
Die demografischen Entwicklung beurteilte Letmathe als weniger problematisch. Die Zuwanderung Hochqualifizierter könne Abhilfe schaffen. Aus Sicht des Referenten bildet der Mittelstand das Rückgrat der Region. Vor allem das System der Regionalbanken habe die heimische Wirtschaft recht gut durch die Finanzkrise kommen lassen. Die Regionalbanken zeichneten sich durch hohe Verbundenheit mit der Region aus, Finanzierungsentscheidungen würden auf der Basis der handelnden Personen und von Zahlen getroffen. Letmathe plädierte dafür, das Duale Ausbildungssystem in Kooperation mit der Universität Siegen zu stärken. Er regte an, Schülerinnen und Schüler mit einem Abiturdurchschnitt von über 2,5 erst einmal in Ausbildung zu schicken. Die Option eines Studiums bleibe erhalten, die Erfolgsaussichten seien nach einer Ausbildung besser. In den Raum stellte er die Idee eines von der Wirtschaft getragenen Ausbildungszentrums, das attraktiv sei, auch junge Leute von außerhalb für eine Ausbildung in Südwestfalen zu gewinnen.