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Per Skype durch Europa

Europäisches Literaturfestival „vielSeitig“ startete an der Uni Siegen mit einer Online-Lesung.

Seine Stimme ist klar und deutlich, sein Gesicht stark verpixelt. Über eine kleine Webcam ist Romesh Gunesekera mit seinem Publikum im Gebäude AR-X der Universität Siegen verbunden. Gunesekera sitzt direkt vor der Kamera, hinter ihm ist ein Bücherregal zu erahnen, ansonsten nur eine weiße Wand. Aus England ist der Autor zugeschaltet. Während im dunklen Studio X die rund 50 HörerInnen auf die weiße Leinwand und den verpixelten Autor blicken, führt Gunesekera sie nach Sri Lanka – seine Heimat und die seiner Kurzgeschichten. Ein wenig unsicher, ob das Publikum ihn wirklich versteht, startet er seine Geschichte. Auf der noch heute vom langjährigen Bürgerkrieg gezeichneten Insel geht es mit den HörerInnen in eine Bibliothek. Für einen kurzen Moment wird im kahlen, dunklem Studio spürbar, was es bedeutet, wenn durch Krieg kulturelle Erinnerung – wie sie in einer Bibliothek zu finden ist – vernichtet und durch die Gewalt des Krieges auch immer ein Stück der eigenen Geschichte zerstört wird und nicht wieder vollständig aufgebaut werden kann. Schon nach wenigen Sätzen wird der Charme einer Online-Lesung deutlich. Selbst an einem unbestimmten Ort irgendwo auf der Welt sitzend, nimmt der Autor für ihn kaum sichtbare Menschen von einem dunklen Raum irgendwo aus Deutschland über einen ebenso belanglosen kleinen Raum in England mit in die Welt. Aber auch die Unsicherheit ist erkennbar: „Kann das Publikum ihn verstehen? Welche Reaktionen zeigen ihre verpixelten Gesichter?“. Es wird spürbar, dass der Autor über die kleine Webcam keine Antwort auf diese Fragen findet.

Das größte Risiko einer Online-Lesung zeichnet sich beim zweiten Autor ab: die Technik. Tendai Huchu ist aus Schottland zugeschaltet, die Internet-Verbindung „ruckelt“. Doch gelegentliche Tonaussetzer hindern ihn nicht daran, seine Geschichte „Brian’s Story“ über das Leben als Simbabwer in Edinburgh zwischen Kiffer-Abenden und Abschiebegefahr einfühlsam nach Siegen zu transportieren. Das Publikum wirklich mitzureißen, dies schafft erst der dritte Autor Stefan Abermann. Der österreichische Slammer weiß nicht nur absurde Geschichten zwischen Lehrermord bei gefährlichen Straßenüberquerungen und verkatertem Babypinkeln zu schreiben, er schafft es auch jeden Charakter seiner Geschichte gekonnt zu spielen. Abermann liest nicht nur, er schlüpft in die Personen seiner Kurzgeschichten und nimmt mit seinem schnellen Stakkato-Vortrag das gesamte Siegener Publikum mit. Und spätestens jetzt kommt auch der Applaus als Rückkopplung regelmäßig beim Autor an – solange die Technik weiter mitspielt …

Die Online-Lesung bildete den Auftakt zum vielSeitig-Festival 2014.

 
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