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Freiräume zum Denken gefordert

Prof. Dr. Horst Hippler, Präsident der Hochschulrektorenkonferenz, war Festredner beim Jahresempfang der Universität Siegen.

Beim Jahresempfang der Universität Siegen präsentierte Rektor Prof. Dr. Holger Burckhart im Audimax diesmal keine Leistungsbilanz mit Daten und Fakten. Vielmehr hielt er Rückblick auf die Diskussionen über das neue Hochschulzukunftsgesetz in NRW, die den Jahreslauf 2014 maßgeblich bestimmt haben, und er stellte markante Forschungsprojekte der Universität vor.

Das Hochschulzukunftsgesetz, das seit dem 1. Oktober 2014 in Kraft ist, stelle eine Beschränkung der Hochschulfreiheit dar, so der Rektor. Burckhart in Richtung Gäste: „Wir haben viel gemeinsam erreicht, viel diskutiert - meist konstruktiv -, wir haben den Dialog gesucht mit jenen, die anderer Meinung waren, wir haben uns ausgetauscht, beraten und gegenseitig informiert. Ich möchte Ihnen allen für dieses beispiellose Engagement danken, für Ihre Wertschätzung, die Sie den Hochschulen NRWs entgegen gebracht haben. Gemeinsam haben wir unsere Kritik adressiert und so im Kollektiv auf die hochschulpolitischen Veränderungen eingewirkt. Aber noch mehr schätze ich Ihre Fähigkeit zur kritischen Distanznahme. Sie alle haben uns auch als Botschafter und Anwälte nach außen hin vertreten – und tun es immer noch.“

Um Hochschulpolitik und Hochschulentwicklung ging es auch im Festvortrag von Prof. Dr. Horst Hippler, Präsident der Hochschulrektorenkonferenz (HRK), zum Thema „Differenzierung oder Kannibalisierung? Die Zukunft des deutschen Hochschulsystems“. Der Ehrengast unterstrich, dass sich die Hochschulbildung in den zurückliegenden 50 Jahren grundlegend geändert habe. Früher sei ein Studium einer kleinen gesellschaftlichen Schicht vorbehalten gewesen. Hippler: „Heute studiert fast jeder Zweite.“ Vor allem wirtschaftlicher Druck habe zur verstärkten Differenzierung im System gesorgt. Die Problematik habe sich nach der Wiedervereinigung noch verstärkt: „Die Hochschulen wurden in den Wettbewerb um knappe Mittel einbezogen.“ Und weiter: „Man hat politisch lange gedacht, alle Unis sind gleich, obwohl man wusste, dass das so nicht ist.“ Heute lauten Schlagworte Differenzierung und Profilbildung. Dafür benötigten die Hochschulen mehr Autonomie, die ihnen auch gewährt worden sei. Die Exzellenzinitiative, von der rund 40 Hochschulen profitiert hätten, habe zu Differenzierung und einer Hierarchisierung der Hochschulen geführt. Nach der Lockerung des Kooperationsverbots zwischen Bund und Ländern setze sich die Hochschulrektorenkonferenz nun für ein Engagement des Bundes in der Breite ein. Hippler: „Das muss ein offener Wettbewerb sein.“ Die Zukunftschance kleinerer Unis sieht der HRK-Präsident in der Besetzung von Nischen.

Der Wettbewerb der Hochschulen und deren vermeintliche Ökonomisierung standen im Fokus einer Diskussionsrunde zum Thema des Festvortrags. Teilnehmende waren neben HRK-Präsident Hippler Arndt G. Kirchhoff (Kirchhoff Gruppe und Hochschulratsvorsitzender der Universität Siegen), AStA-Vorsitzender Florian Rubens und Marianne Demmer (ehemalige stellv. Vorsitzende der GEW und Mitglied des Hochschulrats der Universität Siegen). Der Studierendenvertreter kritisierte scharf die zunehmende Ökonomisierung der Hochschulen. Dabei stünden Bund und Land in der Pflicht, diese auskömmlich zu finanzieren. Rubens verwies zudem auf den Verlust der Kritik innerhalb der Studierendenschaft. Und in Richtung von Prof. Hippler: „Vor einigen Jahren hätten noch 50 bis 60 Studis Herrn Hippler hier rausgepfiffen.“ Marianne Demmer plädierte dafür, im Wettbewerb der Hochschulen zu definieren, was „sinnvoller Wettbewerb“ sei: „Wir brauchen auch im Wissenschaftsbereich eine Diskussion über Ethos.“ Arndt Kirchhoff verwies darauf, dass die Gesellschaft ohne Wettbewerb in der Wirtschaft nicht zu Wohlstand gelange. Allerdings gebe es Regeln für einen fairen Wettbewerb. Horst Hippler brachte den Gesichtspunkt ein, dass es heute fast keine Universität mehr schaffe, in allen Bereichen der Forschung konkurrenzfähig zu sein. Die Verknüpfung von Forschung und Lehre stelle das Grundprinzip akademischer Ausbildung dar. Hippler forderte „Freiräume zum Denken“ auch im Studium ein.

Auf dem Programm standen traditionsgemäß Preisverleihungen an Studierende. Prorektor Prof. Dr. Peter Haring Bolίvar und Prof. Dr. Horst Hippler überreichten Urkunden und Präsente. Den Historikerpreis der Dirlmeier Stiftung erhielt Dr. des. Daniela Désirée Fleiß (Fakultät I) für ihre Dissertation „Innenräume: Die Entdeckung der Fabrik als touristische Attraktion des deutschen Bürgertums im Übergang zur Moderne“.  Den Förderpreis der Dirlmeier Stiftung erhielt Dr. Nadine Jessica Schmidt (Fakultät I) für ihre Dissertation zum Thema „Konstruktion literarischer Authentizität in autobiographischen Erzähltexten. Exemplarische Studien zu Christa Wolf, Ruth Klüger, Binjamin Wilkomirski und Gunter Grass“. Zwei Preise der Universität Siegen für den internationalen Nachwuchs wurden vergeben an Dr. des. Constantino Budroni (Fakultät IV) für seine Dissertation zum Thema: „Temporal Quantum Correlations and Hidden Variable Models“ sowie an Dr. Manik Lal Saha (Fakultät IV) für die Disseration zum Thema „Multicomponent Assemblies Driven by Self-Sorting“. Durch das Programm des Jahresempfangs führte Armin Himmelrath (freier Journalist).

Impressionen des Jahresempfangs finden Sie in unserer Bildergalerie.

Text: Katja Knoche

 
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