Einwohner sind gefragt
Städte und Gemeinden beteiligten sich Workshops „Attraktivität von Städten und Gemeinden“ im Forschungskolleg der Uni Siegen.
Was macht eine Stadt oder eine Gemeinde attraktiv? Und können Kommunen das über Online-Befragungen herausfinden? Das Forschungsprojekt „Attraktivität von Städten und Regionen“ der Universität Siegen will genau das herausfinden und praktisch erproben. Die Besonderheit des Projekts ist, dass die Einwohnerinnen und Einwohner selbst gefragt werden: Was ist ihnen wichtig? Wie attraktiv schätzen sie ihre Stadt ein? Dazu wurden Städte gesucht, die am Projekt teilnehmen wollen.
Im Februar und im März 2016 fanden deshalb in den Räumen des Forschungskollegs Siegen (FoKoS) zwei Workshops statt. Vertreterinnen und Vertreter aus insgesamt 13 Städten und Gemeinden nahmen teil, um sich über die Details zur Projektteilnahme zu informieren. Wie kann man möglichst viele Einwohnerinnen und Einwohner dafür gewinnen, an der geplanten Online-Befragung mitzumachen? Gibt es wichtige Dinge, die für die Attraktivität wichtig sind, die bislang aber noch gar nicht im Blick der Forscher lagen?
In den jeweils gut dreistündigen Veranstaltungen wurden eine Reihe von Problemlösungen erarbeitet. So ist es offensichtlich für einige Kommunen besonders wichtig, zu erfahren, welche Einzelhandelsangebote konkret in der eigenen Stadt vermisst werden. Um die Einwohner auch über die sozialen Netzwerke zur Teilnahme an der Online-Befragung zu motivieren, nannte ein Teilnehmer die kompetente Presseabteilung der Stadt.
In den Workshops wurde zudem die Erkenntnis dargestellt, dass naheliegende Erklärungen für gute oder weniger gute demografische Daten zu den Zu- und Fortzügen in eine Stadt/Gemeinde empirischen Untersuchungen nicht standhalten. So ist es keineswegs so, dass Menschen mehrheitlich aus den kleineren Städten in die großen Metropolen ziehen. Auch die Anzahl der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnisse in einer Stadt oder Gemeinde und die Verkehrsanbindung haben wesentlich weniger Einfusss auf die demografische Entwicklung, als vermutet. Es liegt also nahe, die Einwohnerinnen und Einwohner zu befragen, was ihnen an ihrer Stadt oder Gemeinde wichtig ist und wie gut es ihnen dort gefällt. Die Antworten liefern auch wichtige Hinweise darauf, was man zukünftig besser machen kann.
Andere Bedenken konnten die Forscher ausräumen. So gibt es keine datenschutzrechtlichen Probleme, denn die Antworten lassen keine Rückschlüsse auf konkrete Personen zu. Frank Luschei, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Projekt, nannte auch Ergebnisse aus der großen Studierendenbefragung, die im Jahr 2013 und 2015 an der Universität Siegen durchgeführt wurde. Dort war ein wichtiges Untersuchungsergebnis, dass die Studierenden ausgesprochen positiv auf die Befragung reagiert haben: „Endlich fragt uns mal jemand“ war eine häufige Antwort in den freien Kommentarfeldern.
Wer Interesse an am Projekt hat, kann sich per Mail an Frank Luschei (frank.luschei@uni-siegen.de) wenden.