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Löhrmann für interdisziplinären Ansatz

Diskussion an der Uni Siegen: NRW-Schulministerin will ökonomische Bildung in bestehende Fächer besser integrieren.

Täglich berichtet die „Börse vor acht“ über die Entwicklungen am deutschen Aktienmarkt, Minuten später geht es in der Tagesschau häufig um Finanzkrisen oder europäische Geldpolitik. Doch während diese Themen enorm präsent sind, wissen die Deutschen oftmals nur wenig über Wirtschaft, Finanzpolitik und Geld. Schüler, Lehrer, Eltern und Unternehmen fordern mehr ökonomische Bildung, diskutiert wird auch über ein Schulfach Wirtschaft. Für Sylvia Löhrmann, Ministerin für Schule und Weiterbildung in Nordrhein-Westfalen, ist ein einzelnes Unterrichtsfach jedoch nicht der zeitgemäße Weg.

„Es ist zu einfach, zu sagen, wir haben ein Fach und alles ist gut. Ich bin überzeugt, dass ein integrierter Ansatz sinnvoller ist. Wir klären daher die zentralen Anforderungen und weben diese in die Fächer ein, und zwar systematisch. Es ist vernünftig, wenn zentrale ökonomische Fragen und Verbraucherthemen in Leitfächern behandelt werden“, sagte Löhrmann im Rahmen der „Wirtschaftspolitischen Gespräche“ an der Universität Siegen.

„Wir wollen die Schulen dabei unterstützen, ökonomisches Wissen und Verbraucherthemen fächerübergreifend zu vermitteln“, sagte Löhrmann und erklärte: „Je besser wir ökonomische Themen mit anderen verknüpfen, desto besser werden Schülerinnen und Schüler ihre Lebenswelt verstehen und in ihr als mündige Bürgerinnen und Bürger handeln können.“ Die Ministerin verwies auf das Leitprojekt „Verbraucherbildung an Schulen“, in dem praktische Hilfestellungen für alle Schulen erarbeitet werden.

Auf Einladung des Forschungskollegs „Zukunft menschlich gestalten“ (FoKoS) und des Zentrums für ökonomische Bildung (ZöBiS) der Uni Siegen diskutierte Löhrmann mit Prof. Dr. Hans Jürgen Schlösser (Vorsitzender und Sprecher des ZöBiS), Prof. Dr. Hans Kaminski (Direktor des Instituts für Ökonomische Bildung an der Uni Oldenburg) und Marianne Demmer (ehem. stellv. Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft). Die Moderation übernahmen Dr. Karen Horn (Ökonomin und Publizistin).

In einem Punkt waren sich alle einig: Ökonomische Bildung ist wichtig, der Tweet der 17 Jahre alten Schülerin Naina („Ich bin fast 18 und hab keine Ahnung von Steuern, Miete oder Versicherungen. Aber ich kann 'ne Gedichtsanalyse schreiben. In 4 Sprachen“) war ein deutliches Signal. „Es steht nicht zur Debatte, ob wir ökonomische Bildung brauchen, sondern wie wir diese am besten vermitteln. Mir ist wichtig, dass junge Menschen die Zusammenhänge erkennen. Zum einen, um als Verbraucher den Überblick zu behalten, zum anderen, um sich in unserer Gesellschaft zu orientieren“, sagte Löhrmann.

Prof. Dr. Schlösser sprach sich für ein „Schulfach Wirtschaft“ aus: „Ein Fach muss ökonomische Bildung systematisch, kontinuierlich und auf modernem wirtschaftswissenschaftlichen Niveau vermitteln. Wenn sich ökonomische Bildung in einer Fächerumgebung behaupten muss und keinen Eigenwert darstellt, dann wird sie nicht gelingen. Wir brauchen Lehrkräfte, die sich ökonomische Bildung zur Aufgabe machen.“

Neben der Frage, ob ein „Schulfach Wirtschaft“ oder die übergreifende Verflechtung der Themen sinnvoller ist, diskutierte die Runde auch darüber, wie Lehrkräfte künftig qualifiziert werden sollen und was gelehrt werden soll. „Was ist ökonomische Bildung? Wie soll sie etabliert werden? Und wie qualifizieren wir dafür? Das sind die entscheidende grundsätzlichen Fragen“, sagte Prof. Dr. Kaminski. Seine Lösung wäre ein gemeinsames Curriculum der Länder und eine starke fachliche Ausbildung der Lehrerinnen und Lehrer. Kaminski: „Wer nicht über die fachlichen Kompetenzen verfügt, macht Populismus. Wir müssen die Fachfremdheit reduzieren, sonst lassen wir die Lehrer allein.“

Doch nicht nur die Lehrer, auch die Eltern sind gefragt, wenn es um Handyverträge oder Finanzdienstleistungen geht. „Unsere Studien haben ergeben, dass die Kinder, deren Eltern vermögend sind, bessere Kenntnisse haben. Bildung findet am Esstisch statt“, sagte Prof. Schlösser. Wenn diese Kenntnisse fehlen, ist die Schule umso mehr gefragt.

 
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