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Einfach mal machen

Warum ein Rollstuhl keine Fessel ist und welche Rolle ein gehörloser Karatelehrer in seinem neuesten Projekt spielt, erklärte Raúl Aguayo-Krauthausen an der Uni Siegen.

„Wer Inklusion will findet einen Weg, wer sie nicht will findet eine Ausrede.“ Unter diesem Titel stand der Vortrag von Raúl Aguayo-Krauthausen an der Universität Siegen. „Vorträge vor Studenten sind meine Liebsten, da kann man noch viel bewirken“, scherzte der 35-Jährige zu Beginn – und berichtete anschließend über mehrere bedeutende soziale Projekte.

Angefangen hat alles vor zwölf Jahren. Damals gründete Krauthausen, der die Glasknochenkrankheit hat, mit seinem Cousin „aus Versehen“ den „Sozialhelden Verein“. „Wir wollten irgendetwas machen, uns sozial engagieren“, erzählt Krauthausen. Inspiriert wurden sie dabei durch Dr. Philip G. Zimbardo, der in den 70er Jahren durch das Gefängnis-Experiment bekannt wurde. Das Ergebnis des Experiments war, dass in jedem von uns das Potenzial des Bösen steckt. Zimbardo wollte herausfinden, ob es dieses Potenzial auch für das Gute gibt und arbeitete daraufhin im Feld der Heldenforschung. Der Leitsatz der Sozialhelden ist „Einfach mal machen.“ Krauthausen betont: „Es gibt keine Ausreden. Man muss einfach loslegen und ausprobieren, das ist das Wichtigste.“

Und das tat Krauthausen. „2004 musste ich einen Zivildienstler finden, der mich im Alltag unterstützt. Durch einen Zufall kamen wir damit ins Radio, und somit castete ich eine Woche lang jeden Morgen von 6 Uhr bis 10 Uhr Zivis in meiner Sendung ‚Deutschland sucht den Super Zivi‘.“ 150 Menschen hatten sich daraufhin beworben. „Der Kanal ist das wichtigste“, sagt Krauthausen. „Du musst die Leute da erreichen, wo sie sind. Wir wollen soziales Handeln MTV-reif machen, denn die Menschen sollen mitmachen, weil sie die Sache witzig finden, nicht aus schlechtem Gewissen.“

Der Berliner startete viele kreative Projekte, die es einfach machen, Gutes zu tun und anderen Menschen zu helfen. Darunter fällt die Aktion „Pfandtastisch helfen“, bei der man seinen Pfandbon spenden kann, statt ihn einzulösen. Oder „Wheelmap.org“, eine virtuelle Karte, auf der jeder barrierefreie oder nicht-barrierefreie Orte eintragen kann. Oder „Leidmedien.de“, eine Seite, die für eine vorurteilsfreie Sprache über Menschen mit Behinderung in den Medien steht. Krauthausen: „Oft wird darüber berichtet, dass Menschen, die einen Rollstuhl brauchen, an ihn gefesselt sind. Aber für einen Menschen, der auf einen Rollstuhl angewiesen ist, bedeutet er in Wahrheit Freiheit und Selbstbestimmung. Das müssen auch die Medien vermitteln.“

Das neuste Projekt von Krauthausen und seinem Team ist „Die Andersmacher“. „Menschen mit Behinderung gehen oft vorgefertigte Wege. Mir hat man beispielsweise gesagt, dass ich Bürokaufmann werden soll. Darauf hatte ich aber keine Lust. Auch ich als Rollstuhlfahrer habe Lust auf Auslandssemester und Praktika. Auf unserer Seite portraitieren wir Menschen, die Dinge anders gemacht haben als Andere mit derselben Behinderung, wie ein rollstuhlfahrender Tischler oder ein gehörloser Karatelehrer. Denn nur, weil dir jemand sagt, dass du es nicht kannst, heißt das nicht, dass du es nicht wenigstens probieren kannst“, sagt Krauthausen.

Hintergrund:
Raúl Aguayo-Krauthausen ist in Lima geboren und lebt in Berlin. Er studierte Design Thinking und ist ausgebildeter Telefonseelsorger. Im April 2013 wurde er mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet.

Krauthausen war aus Berlin angereist, hinter der Veranstaltung standen der AStA der Universität Siegen, Dr. Ulrich Felbert (Beauftragter für Behinderte und chronisch Kranke) und Fabienne Pastuska (studentische Mitarbeiterin).

Alessa Risse

 
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