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„Hallihallöchen, ihr Nazis“

Beim ausverkauften 4. Siegener Hörsaal Slam feierten die ZuschauerInnen an der Uni Siegen PoetInnen aus ganz Deutschland. Sieger wurde Thomas Spitzer aus Köln.

Nazi-Anekdoten, Burka-Witze und eine Rede zur Lage der Situation – beim 4. Siegener Hörsaal Slam des AStAs der Universität Siegen boten die PoetInnen auf der Bühne im Audimax eine Show vor 600 ZuschauerInnen. Die Jury im Publikum entschied über den Sieger des Abends. Am Ende lief es auf einen Zweikampf zwischen völlig unterschiedlichen Poeten hinaus: Thomas Spitzer aus Köln brachte das Publikum mit bierernst vorgetragenen, politisch gänzlich inkorrekten Witzen zum Lachen und Raunen. Johannes Floehr aus Krefeld stimmte mit einer Kurzgeschichte über einen dementen Künstler nachdenklich und setzte mit einem Nazi-Experiment sein politisches Statement.

Die NPD nahm Johannes Floehr in seiner ersten Kurzgeschichte auf die Schippe. Er erzählte vom Versuch, sich unerkannt in die Partei einzuschleusen und sich unter die KameradInnen zu mischen. Er sei ganz offen auf alle zugegangen: „Hallihallöchen, ihr Nazis. Schalömchen, alle miteinander.“ Die NPD-Mitglieder hätten ihn kameradschaftlich aufgenommen und ihm, falls er Hunger habe, SS-Papier angeboten. „Nee danke, ich hab‘ schon Döner gegessen“, habe er geantwortet.

Sozialkritisch ging es auch im Halbfinale weiter: Floehr forderte in seiner Rede zur Lage der Situation mit absichtlich durcheinandergeworfenen Floskeln und Redewendungen, wir sollten doch alle mal über unseren Tellerrand hinausessen. Sein Wunsch an die Gesellschaft: „Bitte denke auch mal jemand außerhalb der katholischen Kirche an die Kinder.“

Im Finale wechselte Flöhr von witzig zu nachdenklich. August hieß der Protagonist seiner Kurzgeschichte. Der ist alt und hat Demenz im Endstadium. „Mathematik ist böse“, findet August. Er mag lieber die Kunst. Laut der Ärzte soll er seit mindestens zwei Jahren tot sein. Aber August hasst Zahlen, deswegen lebt er noch. „Oder vielleicht hat er auch einfach nur vergessen zu sterben“, erzählte Floehr.

Floehrs Konkurrent Thomas Spitzer gab sich als der dauerhaft grummelige Zeitgenosse, bis auf die Momente, wenn er selbst laut losprusten musste. Seine kausale Grundlogik: „Wir sind alle Arschlöcher, weil wir alle mal Kinder waren, und Kinder sind Arschlöcher.“ Er erzählte, dass er eigentlich Burka-Comedian habe werden wollen. Für das Siegener Publikum hatte er eine Pro- und Kontra-Liste zu Burkas zusammengetragen: „Pro ist eindeutig, wenn man ein schlechter Bauchredner ist. Dann ist es echt geil, eine Burka zu tragen. Kontra ist, wenn man sehr stark gefurzt hat, im Sommer, wenn man viel Kohl gegessen hat, und dann den ganzen Tag mit dem Furz unter der Burka rumlaufen muss.“

In seinem Finalbeitrag fantasierte Spitzer, wie die Welt aussähe, wenn alles anders wäre – und holte sich damit den Sieg des Abends. „Dann wäre Fleisch wirklich aus Fleisch. Politiker sähen aus wie Menschen. Im Dschungel würden sie Kakerlaken mit pürierten C-Promis einschmieren. Und die Leute würden sagen: Krass, du studierst Sozialpädagogik? Ich hab‘ gehört, da kann man richtig Asche mit machen."

Von Nora Frei

thomas_web
Sieger des 4. Siegener Hörsaal Slams: Thomas Spitzer aus Köln
Fotonachweis: Universität Siegen

 
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