Mit Tinte und Federkiel
Mitmachaktion bildet Auftakt für „Eine Uni – ein Buch“ – Stück für Stück soll das Grundgesetz aufgeschrieben werden.
Es ist ein echtes Schwergewicht, das auf dem Schreibpult in der Uni-Bibliothek am Campus Unteres Schloss liegt. Viele weiße Seiten, die nur darauf warten, beschrieben zu werden. Den Anfang machte Prof. Dr. Michael Bongardt, Prorektor für Studium, Lehre und Lehrerbildung an der Uni Siegen. Mit Tinte und Federkiel schrieb er: „Die Würde des Menschen ist unantastbar“. Es ist der erste Satz des Artikels 1 des Grundgesetzes, viele weitere sollen ihm folgen. Im Rahmen des Projekts „Eine Uni – ein Buch. Die Uni Siegen – das Grundgesetz“ soll in den kommenden Wochen und Monaten das gesamte Grundgesetz aufgeschrieben werden, mit der Hand, von Angehörigen der Uni und den Bürgerinnen und Bürgern der Region.
Das Schreibpult wurde bei der Eröffnung der Ausstellung „Papyrus, Pergament Papier. Von schmutzigen Lumpen und prachtvollen Büchern“ erstmals aufgestellt. Besucherinnen und Besucher hatten direkt die Gelegenheit, in die Rolle der mittelalterlichen Mönche zu schlüpfen und selbst zu Feder und Tinte zu greifen. Das Schreibpult wird in den nächsten Wochen und Monaten an verschiedene Ort wandern, sodass viele Menschen Gelegenheit haben, am Grundgesetz mitzuschreiben.
„Die Schreibaktion ist nur eine von vielen Veranstaltungen, die im kommenden Semester an der Uni und in der Stadt zum Thema Grundgesetz angeboten werden“, erklärte Bongardt, „Wenn man etwas nicht vergessen darf, schreibt man es besser auf“, so der Leiter des Projektteams „Eine Uni – ein Buch“, bei der Ausstellungseröffnung. „Das haben sich die Mütter und Väter des Grundgesetzes auch gesagt und die Grundlagen unseres Zusammenlebens formuliert und zu Papier gebracht.“ Doch viele Menschen hätten das Buch nie gelesen, es vergessen oder stellten es mittlerweile sogar in Frage. „Deshalb haben wir ganz bewusst das Grundgesetz für das Programm ‚Eine Uni – ein Buch‘ vorgeschlagen“, erklärte Bongardt.
Der Stifterverband und die Klaus Tschira Stiftung in Kooperation mit der Wochenzeitung Die Zeit hatten die Universitäten aufgefordert sich mit einem Buch, das alle Angehörigen der Hochschule miteinander ins Gespräch bringen kann, für eine Projektförderung zu bewerben. Die Uni Siegen war mit ihrem Vorschlag erfolgreich und wird das Grundgesetz im kommenden Sommersemester in den Mittelpunkt vieler Vorträge, Diskussionen und Aktionen stellen.
„Und da immer noch gilt: Was man behalten will, schreibt man am besten mal auf, schreiben wir das Grundgesetz auf“, betonte Bongardt. Die Ausstellungsbesucher ließen sich von der Idee sofort begeistern und die Feder konzentriert übers Papier kratzen.
Wenn alle weißen Seiten gefüllt sind, wird das Buch an die Universitätsbibliothek gehen. Dann hat sie nicht nur ihre erste und bisher einzige Handschrift im Bestand, sondern gleichzeitig das Ergebnis eines wertvollen Gemeinschaftsprojekts von Universität und Stadt.
Wer am Grundgesetz mitschreiben will, findet das Schreibpult bis zum Ende der Ausstellung am 10. April in der Teilbibliothek der Uni am Campus Unteres Schloss.