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„German Mittelstand“ – auch in der Zukunft?

Der Mittelstand ist ein weltweit anerkanntes Erfolgsmodell. Doch mit Digitalisierung, Globalisierung und Fachkräftesicherung warten große Herausforderungen.

Begriffe wie „Kindergarten“ und „Doppelgänger“ sind in der englischen Sprache bereits angekommen, „German Mittelstand“ ist auf dem besten Weg dorthin. Steuererträge, Beschäftigtenzahl und Exportleistung sind in Deutschland auf Rekordniveau. „‚German Mittelstand‘ ist der Begriff der letzten Jahre, das ist unser System“, sagt Arndt G. Kirchhoff, geschäftsführender Gesellschafter der Kirchhoff Gruppe. Der Mittelstand ist ein deutsches Erfolgsmodell, weltweit anerkannt und geschätzt. Doch die weltweiten Veränderungen in der Wirtschaft durch Digitalisierung und Industrie 4.0 treffen auch kleine und mittlere Unternehmen. Hat der Mittelstand also noch Zukunft?

Um diese Frage zu diskutieren, hatte das Forschungskolleg „Zukunft menschlich gestalten“ (FoKoS) der Universität Siegen gemeinsam mit dem Zentrum für ökonomische Bildung (ZöBiS) zu den „Wirtschaftspolitischen Gesprächen“ geladen. Auf dem Podium leitete Wirtschaftsjournalistin Dr. Ursula Weidenfeld die Diskussion zwischen Arndt G. Kirchhoff, Lewin Berner (CEO Sioux GmbH), Rainer Spiecker (Handwerkspolitischer Sprecher der CDU in NRW) und Prof. Dr. Petra Moog (Lehrstuhl für Unternehmensnachfolge / Entrepreneurship and Family Business an der Universität Siegen).

mittelstand2mittelstand3Warum ist Mittelstand so erfolgreich? Arndt Kirchhoff nannte zwei Merkmale: „Nummer 1: Wir bieten für jeden Bedarf eine Fachausbildung, von der dualen Ausbildung bis zum Studium. Nummer 2 sind die regionalen Netzwerke, die Leistungsgemeinschaft und der Verbund der Unternehmen. Der Mittelstand hat Tradition.“ Ein solches Traditionsunternehmen führt auch Rainer Spiecker, neben seinem politischen Amt ist er Geschäftsführer einer Hosenträger- und Gürtelfabrik. „Wir sind seit 104 Jahren Dienstleister für ein Segment. Als kleines Unternehmen können wir schnell auf den Markt reagieren, das ist unser Vorteil. Wir müssen in unserer Nische einer der besten sein.“ Auch in der Forschung hat sich der Mittelstand inzwischen etabliert, während es vor Jahren noch um extrem schnell wachsende Firmen ging. „Mittelstand ist ein Phänomen, das untersucht wird. Die Kombination von nachhaltigem und vernünftigem Wachstum ist ein Erfolgsschlager“, befand Prof. Moog.

Aber hat dieser Erfolg auch Zukunft? Schließlich wird in der Region Siegen-Wittgenstein bis 2030 mit einem Rückgang der Erwerbstätigen um 20 Prozent gerechnet. Die Liste der Herausforderungen ist angesichts von Digitalisierung, Globalisierung und Fachkräftesicherung lang. „Amazon hat 40 Prozent Marktanteil des Online-Handels, das ist eine Dominanz wie nie zuvor“, warnte Lewin Berner. Für die Unternehmen ändern sich die Kanäle, auf denen sie Kunden erreichen können. „Die Chance liegt darin, vor Ort zu beraten und parallel online zu verkaufen“, sagte Prof. Moog mit Blick auf den Handel.

Großes Potenzial liegt in der Individualisierung von Produkten. Sioux beispielsweise bietet den Schuh „Grashopper“ in zahlreichen Farbvarianten an. Durch 3D-Druck können zusätzliche Geschäftschancen entstehen. „Wir brauchen zunächst Fachkräfte, die Drucker bauen und das Tempo erhöhen. Wenn es ökonomisch sinnvoll ist, wird man dann individualisierte Produkte oder Ersatzteile im Mittelstand anfertigen können, parallel kann die große Serie über die traditionellen Wege produziert werden“, blickte Arndt Kirchhoff voraus.

Entscheidend für die Entwicklung der Technologie sind Fachkräfte – und deren Qualifikation spielt folgerichtig auch eine große Rolle für die Zukunft des Mittelstandes. „Wir müssen Nachwuchs finden und fördern. Wir müssen dafür den Arbeitnehmern attraktive Leistungen anbieten über den Lohn hinaus“, sagte Rainer Spiecker. Für Petra Moog liegt der Fokus zudem auf der Weiterbildung der bestehenden Mitarbeiter: „Viele Mitarbeiter haben Sorge, ihren Arbeitsplatz im Zuge der Digitalisierung zu verlieren. Hier müssen wir zusätzliche Aus- und Weiterbildung anbieten und die Menschen mitnehmen.“

Einig war sich das Podium zudem, dass für die Entwicklung in der Zukunft auch die Rahmenbedingungen stimmen müssen. Schnelle Internetanschlüsse sind das eine, politische Weichenstellungen das andere. „Wir brauchen Spielregeln, ganz klar. Wir brauchen aber auch eine unternehmerfreundliche Politik, die auf unnötige Regulierungen verzichtet“, sagte Arndt Kirchhoff. Gelingt das, könnte auch die Quote der Unternehmensgründungen wieder steigen – und somit die Chance, dass Familienunternehmen auch in den folgenden Generationen bestehen. „Die Gründer von heute sind der Mittelstand von morgen“, fasste Prof. Petra Moog zusammen.

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Diskussion über die Zukunfts des Mittelstands (von links): Dr. Ursula Weidenfeld, Arndt G. Kirchhoff, Lewin Berner, Prof. Dr. Petra Moog und Rainer Spiecker (verdeckt).

 
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