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Gesundheits-Apps im Fokus

Beim „13. Kongress für Gesundheitspsychologie“ haben sich ExpertInnen an der Uni Siegen über aktuelle Forschungsthemen ausgetauscht. Ein Schwerpunkt: Die Digitalisierung im Gesundheitswesen.

Viele Menschen mit psychischen Problemen haben Hemmungen, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Wer sich doch für eine Therapie entscheidet, muss gerade im ländlichen Raum oft lange auf einen Platz warten. Webbasierte Beratungs- und Therapieangebote könnten in beiden Fällen nützlich sein – sie schaffen zusätzliche Kapazitäten und erreichen auch Menschen, die sich sonst keine Hilfe holen würden. Die zunehmende Digitalisierung und deren Bedeutung für das Gesundheitswesen war ein Schwerpunktthema beim „13. Kongress für Gesundheitspsychologie“ an der Universität Siegen. Knapp 150 wissenschaftliche Vorträge standen auf dem Programm, über 200 WissenschaftlerInnen und Interessierte nahmen an dem Kongress teil.

Kongress_Gesundheitsapp„Die so genannten Internet- und mobil-basierten Interventionen boomen aktuell“, erklärte Kongress-Präsidentin Prof. Dr. Angela Schorr von der Uni Siegen. „Aus diesem Grund haben wir den diesjährigen Kongress unter das Leitthema ‚Gesundheitspsychologie 4.0‘ gestellt.“ Online-Beratungen und spezielle Apps können sowohl in der Prävention, als auch bei der Behandlung bestehender Erkrankungen wirksam sein – darin waren sich die ExpertInnen beim Kongress einig. „Sogar Depressionen und Angststörungen können mit den richtigen Interventionen mit großem Erfolg behandelt werden und auch in der Behandlung von beispielsweise schweren Persönlichkeitsstörungen können solche Ansätze unterstützend sinnvoll zum Einsatz kommen“, erläuterte Dr. David Ebert vom Lehrstuhl für Klinische Psychologie und Psychotherapie der Universität Erlangen. Wichtig sei jedoch, dass ein therapeutisches Konzept vorhanden und die Wirksamkeit der Anwendung klinisch nachgewiesen sei. Entsprechende Qualitätskriterien würden aktuell erarbeitet.

Apps sind kein Ersatz für den Psychologen

Zwar führen die NutzerInnen die Anwendungen weitestgehend selbstständig durch –
ersetzen sollen Apps oder Online-Portale den Therapeuten aber keinesfalls. „Die persönliche Betreuung ist nach wie vor gegeben“, erklärte Ebert. „Aber anstatt sich gegenüber zu sitzen, kommunizieren Therapeut und Patient im virtuellen Raum, sei es über E-Mails, Chats oder in video-basierten Sitzungen.“ Das bringe auch Vorteile, beispielsweise müssten PatientInnen für die Termine nicht mehr extra eine Praxis aufsuchen. Verhaltensänderungen könnten darüber hinaus durch bestimmte Apps unterstützt werden, führte Ebert weiter aus: „Das Smartphone hat man fast immer dabei. Die Applikationen begleiten die NutzerInnen und erinnern an das Gelernte, wenn es im Alltag angewendet werden kann.“

Bessere Hirnleistung durch Sport im Alter

Auch andere Themen aus der aktuellen gesundheitspsychologischen Forschung standen bei dem Kongress auf dem Programm: Kongress Geschichte_webBeispielsweise die Frage, wie sich bestimmte Einstellungen und Verhaltensweisen des Menschen auf den Alterungsprozess auswirken. Ein aktiver Lebensstil habe enormen Einfluss auf das Altern, erklärte die Sportpsychologin Prof. Dr. Claudia Voelcker-Rehage von der TU Chemnitz: „Ältere Menschen, die sich regelmäßig sportlich betätigen, tun damit auch etwas für ihre Hirngesundheit.“ Das Gehirn reagiere ähnlich wie Muskeln auf das körperliche Training. Die Vergrößerung des Hirnvolumens in bestimmten Arealen werde sogar im MRT sichtbar. „Dabei geht es nicht darum, sich komplett zu verausgaben“, verdeutlichte Voelcker-Rehage. „Flottes Gehen reicht vollkommen. Aber Sie müssen es über einen längeren Zeitraum und mehrmals pro Woche praktizieren, um einen Effekt zu erzielen.“

Jeder Mensch leidet anders

Die Möglichkeit, die eigene Lebensqualität durch bestimmte Verhaltensweisen positiv zu beeinflussen – das ist auch für PatientInnen mit chronischen Schmerzen ein wichtiges Thema. Die Aussicht, dass Schmerzen nicht wieder verschwinden und möglicherweise lebenslang bleiben, sei für Betroffene eine große psychische Belastung, erklärte der Schmerzpsychologe Ravi Prasad von der US-Universität Standford bei dem Kongress. PatientInnen müssten lernen, den Schmerz zu kontrollieren und dennoch ein gutes Leben zu führen. „Jeder Mensch leidet anders und hat einen eigenen Umgang mit Schmerz. Wir müssen mit unseren Therapie-Konzepten stärker auf die individuellen Bedürfnisse der einzelnen Patienten eingehen.“ Die psychologische Unterstützung setze dabei häufig zu spät ein, kritisierte Prasad. „Wir brauchen ein ganzheitliches Schmerz-Management, bei dem von Anfang an auch Psychologen eingebunden sind.“

Hintergrund:
Die Gesundheitspsychologie befasst sich mit den gesundheitsbeeinträchtigenden und gesundheitsförderlichen Einstellungen und Verhaltensweisen des Menschen. Sie verbindet biomedizinische Erkenntnisse zu Gesundheit und Krankheit mit den neusten wissenschaftlichen Erkenntnissen der Psychologie. Der „Kongress für Gesundheitspsychologie“ der Fachgruppe für Gesundheitspsychologie der Deutschen Gesellschaft für Psychologie findet einmal pro Jahr statt – in diesem Jahr zum ersten Mal an der Universität Siegen.

Kontakt: Prof. Dr. Angela Schorr (Kongresspräsidentin), Tel.: 0271 740 4685 E-Mail: angela.schorr@uni-siegen.de

Kongress Team_web

Kongresspräsidentin Prof. Dr. Angela Schorr (4 v. l) und ihr Vorbereitungsteam.

 
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