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Warum weiß für Reinheit steht

Prof. Dr. Valentin Groebner von der Universität Luzern war zu Gast an der Universität Siegen und hielt einen Vortrag zum Thema „Reinheit verkaufen. Welche Geschichte erzählt Werbung?“.

„Rein ist nicht einfach nur geputzt“, erklärte Prof. Dr. Valentin Groebner zu Beginn seines Vortrags im Campus Unteres Schloss der Universität Siegen. Er war einer Einladung der interdisziplinären Forschungsstelle „Populäre Kulturen“ gefolgt und stellte seinen neuen Forschungsansatz vor. „Reinheit ist immer schon dagewesen, ein Ur-Zustand, den man nicht wiederherstellen kann“, so Groebner. Reinheit sei immer auch ein Wunsch und eine Forderung, so der Historiker, etwas, das soziale Ordnung, Zugehörigkeit und Abgrenzung definiere.

In seiner Forschung möchte Prof. Groebner Darstellungen von Maria, der Mutter Jesu‘, Werbebildern ab den 1880er Jahren gegenüberstellen. Seine These: Sowohl in den religiösen Darstellungen der Vormoderne als auch in den späteren Werbebildern solle Reinheit verkauft werden. „Der Körper der Mutter Gottes war in der Vormoderne der Maßstab für Reinheit“, beschrieb Groebner, „die visuelle Darstellung dafür war die Milch, die sie Jesus gab.“ Weiß sei auch einige hundert Jahre später noch ein Zeichen für Reinheit.

Im Anschluss an den Vortrag gab Prof. Dr. Valentin Groebner seinen Zuhörern die Möglichkeit, Anregungen und Kritik anzubringen. Möglichkeiten dazu gab es zahlreich, denn er sprach über:

…den Unterschied zwischen Sauberkeit und Reinheit:
„Sauberkeit ist wiederherstellbar, Reinheit nicht. Deshalb ist Reinheit eine unglaublich starke und wirksame Kategorie, die auch davon lebt, dass sie extrem bedroht ist.“

…den Zusammenhang von Werbung und religiöser Darstellung im Mittelalter:
„Beides soll den Betrachter Glauben machen mit Hilfe des Mediums Bild. Auch im Mittelalter gab es schon Werbung, denn auch zu dieser Zeit sollten Sponsoren, Stifter und Kunden aufmerksam gemacht werden. Mittelalterliche Wallfahrtsorte haben zum Beispiel für sich geworben.“

…sein Interesse als Historiker am Thema Werbung:
„Ein geheimes Motto der Geschichtswissenschaft lautet: ‚Follow the money.‘ Es lohnt sich zu fragen: Wer hat das bezahlt? Bei Gebäuden, aber auch bei Texten und Bildern. Für Werbung ist schon immer sehr viel Geld bezahlt worden.“

…den Beginn seines Forschungsprojekts:
„Normalerweise beginnen Forschungsprojekte mit fixen Ideen. Etwas ist erklärungsbedürftig und man hat erst mal keine Antwort. Für mich ist das die Frage, wieso viele Werbebilder ein quasi-religiöses Vokabular nutzen – und ob wir in Bezug auf unsere visuelle Alltagskultur wirklich die Bindung zur Religion gelöst haben.“

 

Hintergrund:
Valentin Groebner ist in Wien geboren und studierte in Wien, Marburg und Hamburg. Er wurde in Bielefeld promoviert und arbeitete anschließend an der Universität Basel, wo er sich 1998 habilitierte. Seit 2004 ist er Professor für Geschichte mit Schwerpunkt Mittelalter und Renaissance an der Universität Luzern.

 
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