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„Lesen ist Herzensbildung“

Die Autorin Kathrin Röggla war zu Gast an der Uni Siegen. Dort stellte sie sich den Fragen von Studierenden der Literaturwissenschaft, die sich zuvor mit ihren Werken beschäftigt hatten.

„Was machen AutorInnen von Gegenwartsliteratur?“ war die Frage, die sich die TeilnehmerInnen des Seminars „Zeitgenössische Literatur“ von Dr. Matthias Schaffrick gestellt hatten. Drei Monate lang hatten sie sich mit den Werken von Kathrin Röggla („wir schlafen nicht“, „die normalverdiener“) beschäftigt, jetzt war die Autorin selbst zu Gast im Seminar an der Uni Siegen und beantwortete Fragen der Studierenden.

Literaturwissenschaftliche Seminare und auch Deutschstunden in der Schule beschäftigen sich größtenteils mit Literatur aus vergangenen Epochen. SchülerInnen und Studierende haben die Zeit nicht miterlebt, die AutorInnen können nicht mehr befragt werden. „Da stellt sich die Frage: Wie gehen wir eigentlich mit Gegenwartsliteratur um?“, leitete Dr. Matthias Schaffrick die Gesprächsrunde ein. „Es gibt noch keine abgeschlossene Epoche für die Werke, die Autoren können zu ihrer Arbeit befragt werden.“

„Diese Möglichkeit, Fragen zu stellen, finde ich persönlich auch ganz wichtig“, reagierte Röggla, die aus Berlin nach Siegen gereist war, und sprach anschließend mit den Studierenden über:

…Bestseller und Mainstream:
„Große Künstler haben natürlich eine ganze Manufaktur um sich herum aufgebaut und sind immer präsent durch ihre Themensetzung. Aber es gibt wenige deutschsprachige Autoren, die man so pushen kann. Ich persönlich habe wenig Interesse an großer Aufmerksamkeit für meine Werke, wenn das heißt, dass sie nicht mehr anecken dürfen.“

…Konkurrenz unter SchriftstellerInnen:
„Für mich wird in den vergangenen Jahren der Aspekt der Kollegenschaft immer stärker. Ich bin auch manchmal froh, dass sich KollegInnen mit bestimmten Themen beschäftigen, weil ich keine Lust auf diese Themen habe. AutorInnen arbeiten sehr lange an Romanen, oft drei bis vier Jahre. In dieser Zeit braucht man auch die Unterstützung der KollegInnen. Außerdem heißt das, dass man nicht ständig die Aufmerksamkeit für sich beansprucht. Es ist also mehr für alle da.“

...Deutsch-Unterricht:
„Ich habe drei Kinder und auch die fangen natürlich nicht direkt mit Kafka an, sondern vielleicht mit 'Die drei ???'. Das Wichtigste ist der Spaß am Lesen. Viele Kinder lesen nicht mehr gerne, deshalb sollte es mehr Lesepatenschaften oder Ähnliches geben, denn Lesen ist eine Herzensbildung: So entwickeln wir Menschen auch Empathie und Vorstellungsvermögen.“

…Alltag als Autorin:
„Der ist sehr vielschichtig. Im Prinzip gibt es drei Zustände: die Konzentration auf den Text, die Recherche und das Auftreten vor Publikum. Das sind alles sehr gegensätzliche Zustände. Erst geht man sehr nach innen, dann muss man offen sein für andere und zuhören, und beim Auftritt muss man natürlich sehr nach außen gehen. Das ist schon eine Herausforderung.“

…Autorin als Traumjob:
„Das kam bei mir sehr früh. Ich habe mir mit 16, 17 Jahren schon überlegt: ‚Traue ich mir das zu?‘. Als ich 19 war, gab es einen Lektor, der mich sehr da reingepusht hat und sagte: ‚Was studierst du eigentlich da? Du musst schreiben!‘. Ich habe immer vom Schreiben für das Theater geträumt – und das habe ich ja jetzt auch lange gemacht. Ich kann mir nicht vorstellen, jemals ganz vom Schreiben wegzugehen.“

Hintergrund:
Kathrin Röggla ist 1971 in Salzburg geboren und lebt seit 1992 in Berlin. Sie schreibt Romane, Kurzgeschichten und Texte für Theater und Hörspiel, außerdem dreht sie Dokumentarfilme. Sie ist stellvertretende Präsidentin der Berliner Akademie der Künste und Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung. Zuletzt erschienen von Kathrin Röggla „Unheimliche Geschichten“ in dem Erzählungsband „Nachtsendung“ (2016).

 
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