Kreativ, engagiert, praxisorientiert
Preis der IHK Siegen für die Uni Siegen-AbsolventInnen Stefanie Schneider, Sebastian Kühr und Dr.-Ing. Philipp-Malte Hilgendorff.
Zum 33. Mal hat die Industrie- und Handelskammer (IHK) Siegen einen Preis für herausragende wissenschaftliche Arbeiten von AbsolventInnen der Universität Siegen vergeben. Ausgezeichnet wurden in diesem Jahr die gemeinschaftliche Staatsexamensarbeit von Stefanie Schneider und Sebastian Kühr. Sie hatten „Experimentelle Untersuchungen zur Wirkung von Silbernanomaterialien im Abwasser auf die Süßwasseramphipode Hyalella azteca“ durchgeführt. Dabei geht es um ein innovatives Testsystem zur Risikoabschätzung von Schadstoffen im Kläranlagenauslauf. Die Studien zu der Arbeit fanden am Standort des Fraunhofer Institutes in Schmallenberg statt und wurden dort von Prof. Dr. Christian Schlechtriem betreut.
Ziel der Arbeit von Schneider und Kühr
war es, den Einfluss des Reinigungsprozesses in der Kläranlage
auf die Wirkung von Silbernanomaterialien im Abwasser zu
untersuchen. Ergebnis: „Im Vergleich zu unbehandelten
Nanomaterialien kann der Klärprozess zu einer veränderten, in
diesem Fall verminderten, ökotoxikologischen Wirkung der
Nanomaterialien führen“, erklärte Erstgutachter Prof. Dr.
Christian Schlechtriem, Honorarprofessor der Universität
Siegen. „Die im Rahmen der Laborstudien erzielten Ergebnisse
sind von hoher Qualität und beweisen die Eignung des
dargestellten Testsystems für die Prüfung des Einflusses von
Schadstoffen, die über die kommunale Kläranlage in die Umwelt
gelangen.“ Mehr noch: Die schriftliche Hausarbeit liefere die
Basis für die weiterführenden Untersuchungen zur
Risikoabschätzung von Schadstoffen im Kläranlagenauslauf. Das
wird von Zweitgutachter Univ.-Prof. Dr. Hans Merzendorfer
(Universität Siegen) bestätigt.
Der zweite Preisträger ist Dr.-Ing.
Philipp-Malte Hilgendorff. Er wurden für seine Doktorarbeit zum
Thema: „Mechanismenbasierte Modellierung und Simulation des
VHCF-Wechselformungsverhaltens austenitischer Edelstähle“
ausgezeichnet. Dabei gehe es um Materialermüdung, die durch die
an technischen Konstruktionsbauteilen fast immer vorliegenden
wechselnden mechanischen Belastungen hervorgerufen wird,
erläuterte Prof. Dr.-Ing. Claus-Peter Fritzen, der die Arbeit
gemeinsam mit Prof. Dr.-Ing. Martina Zimmermann von der TU
Dresden begutachtet hatte, in seinem Empfehlungsschreiben für
den IHK-Preis. „Leider macht Materialermüdung häufig im
Zusammenhang mit spektakulären Schadensfällen von sich reden.“
So gehe man davon aus, dass mehr als 90 Prozent aller Schäden
an technischen Systemen auf Materialermüdung zurückzuführen
seien.
IHK-Präsident Felix G. Hensel erklärte: „Der IHK-Preis ist eine Komponente von vielen, mit denen die Kammer das Zusammenspiel von Universität und regionaler Wirtschaft verstärkt und sichtbar macht.“ Er würdigte die Absolventen und ihre Arbeiten als „kreativ, engagiert und praxisorientiert“. Prof. Dr.-Ing. Peter Haring Bolívar lobte das hohe wissenschaftliche Niveau. „Es zeigt, dass der wichtigste Faktor aller Innovationen die Ideen der junge Menschen sind“, so der Prorektor für Forschung und wissenschaftlichen Nachwuchs. Felix G. Hensel überreichte die mit insgesamt 4000 Euro dotierte Auszeichnung gemeinsam mit IHK-Ehrenpräsident Franz Becker sowie dessen Frau Mechthild. Die „Mechthild und Franz Becker Stiftung“, Kirchhundem, ist in diesem Jahr Stifter des IHK-Preises
Den Festvortrag bei der Preisverleihung hielt NRW-Finanzminister Lutz Lienenkämper. Dem hatte IHK-Präsident Hensel schon vorab mit auf den Weg gegeben, wie wichtig es sei, dass die Forschung gute Bedingungen vorfinde, beispielsweise die Freiheit unabhängig zu forschen, aber auch eine gute finanzielle Ausstattung. Lienenkämper nickte zustimmend. Er wisse, wie die Region „ticke“. „Nicht umsonst ist Südwestfalen ein Zentrum des Fortschritts. Die Industrieregion Nr. 3 in Deutschland und die unbestrittene Nr. 1 in Nordrhein-Westfalen.“ In Fragen der Digitalisierung seien viele Unternehmen und Forschungsinstitute bereits sehr gut aufgestellt. „Gemeinsam mit ihnen wollen wir als Landesregierung den digitalen Wandel unseres Landes gestalten. Hierfür werden wir die entsprechenden Rahmenbedingungen schaffen“, versprach er.
Mit dem IHK-Preis werden seit 33 Jahren die beste Dissertation sowie die beste praxisorientierte Masterarbeit des Akademischen Jahres in den Bereichen Architektur, Wirtschaftswissenschaften, Wirtschaftsinformatik, Wirtschaftsrecht oder Natur- und Ingenieurwissenschaften der Universität Siegen ausgezeichnet.
Prorektor Prof. Dr. Haring Bolivar, Prof. Dr.-Ing. Claus-Peter Fritzen, IHK-Präsident Felix G. Hensel, NRW-Finanzminister Lutz Lienenkämper, IHK-Ehrenpräsident Franz Becker, Dr.-Ing. Philipp-Malte Hilgendorff, Stefanie Schneider, Sebastian Kühr und Prof. Dr. Christian Schlechtriem (v.l.n.r.).