Den Kräuterkillern auf der Spur
Das Gymnasium der Stadt Lennestadt hat zum zweiten Mal in Folge den MINTUS-Schulpreis der Universität Siegen erhalten. Damit wird die Schule für ihr nachhaltiges und praxisnahes Konzept belohnt.
„Wir wollen richtig experimentieren, nicht nur ausprobieren.“ Dieser Satz beschreibt die Motivation von Lehrerin Laura Schulte sehr gut. In ihrer Biologie- und Experimente-AG wird angepackt statt nur Theorie gepaukt. Gut 40 SchülerInnen der 5. und 6. Klassen sezieren Schweineherzen, nutzen Rotkohl als ph-Indikator oder machen sich auf die Jagd nach Kräuterkillern. Für den Innovationsgehalt und die Nachhaltigkeit dieses Projektes wurde das Gymnasium der Stadt Lennestadt zum zweiten Mal in Folge mit dem MINTUS-Schulpreis der Universität Siegen ausgezeichnet.
Im Rahmen der Jahresfeier des Forschungsverbunds der MINT-Didaktiken (MINT: Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) am Campus Herrengarten der Uni Siegen stellten die NachwuchsforscherInnen nun ihr Projekt vor. Alltägliche Probleme werden ins Klassenzimmer geholt und untersucht. Ein Beispiel: Nach dem Wochenende müssen die Fünft- und Sechstklässler feststellen, dass die Kresse verwelkt ist. An den Pflanzen sind Brot- und Salzspuren zu finden. Sind unachtsame MitschülerInnen möglicherweise die Kräuterkiller? Und was führte letztlich zum Absterben der Kresse? Die Mädchen und Jungen gehen der Sache mit Hilfe von Experimenten auf den Grund. Um für diesen und weitere Fälle gerüstet zu sein, absolvierten sie zuvor einen Labor- und Mikroskop-Führerschein. Die praxisnahe Arbeit kann auch mal ein wenig stinken, wie etwa beim Untersuchen des Schweineherzens, „aber es macht immer Spaß“, stellte eine Schülerin fest.
Das Engagement der Schule wurde mit dem Preis in Form einer Förderung in Höhe von 500 Euro sowie eines Besuchs in einem Unternehmen aus dem MINT-Bereich gewürdigt. „Das Gymnasium Lennestadt betreibt eine exzellente MINT-Ausbildung. Es gibt ein durchgängiges Konzept von der Unter- bis in die Oberstufe, und es wird bereits sehr früh systematisch experimentiert“, begründete MINTUS-Sprecher Prof. Dr. Ingo Witzke die Wahl. Gestiftet wird der Preis von den Arbeitgeberverbänden Siegen-Wittgenstein und Olpe. Deren Geschäftsführer Dr. Thorsten Doublet und Stephan Stracke betonten die Bedeutung der frühzeitigen und praxisnahen Lehre. „Deutschland ist nicht nur das Land der Dichter und Denker, sondern auch der Forscher, Ingenieure und Wissenschaftler. Ich hoffe, wir können weiter viele kluge Köpfe hervorbringen“, so Doublet.
In ihren Grußworten unterstrichen Prof. Dr. Holger Schönherr, Dekan der Naturwissenschaftlich-Technischen Fakultät der Uni Siegen, und Prof. Dr. Michael Bongardt (Prorektor für Studium, Lehre und Lehrerbildung) den Stellenwert von MINTUS. „Bestimmte Probleme kann nicht ein Spezialist alleine lösen. Dafür braucht es jede Disziplin, die Expertise jeder Fachrichtung“, erklärte Schönherr. Er ermutigte die SchülerInnen weiter Fragen zu stellen und nach Antworten zu suchen.
Abgerundet wurde die Veranstaltung durch einen Festvortrag von Prof. Dr. Regina Möller von der Universität Erfurt. Sie nahm die Gäste unter dem Thema „Hilfe! Ich kann kein Algorithmus“ mit auf eine Zeitreise durch die Mathematik zwischen Historie und Digitalisierung. Möller band die SchülerInnen bei der Subtraktion und Addition am Abakus mit ein. Frei nach dem Motto: Anpacken statt zuschauen.
Kontakt:
Prof. Dr. Ingo Witzke
MINTUS
Tel. 0271/740-3579
E-Mail: witzke@mathematik.uni-siegen.de