Zukunftsforschung ausgezeichnet
Das Forschungskolleg der Universität Siegen (FoKoS) zeichnet mit dem Zukunftspreis drei Forscher für ihre Leistung aus – die über die eigene Disziplin hinausreicht.
Mit dem „FoKoS-Zukunftspreis“ hat das Forschungskolleg der Universität Siegen (FoKoS) in diesem Jahr zum zweiten Mal wegweisende Forschungsarbeiten geehrt. Politikwissenschaftler Dr. Jörg Radtke erhielt den Preis für seinen mitherausgegebenen Sammelband „Energiewende. Politikwissenschaftliche Perspektiven“. Außerdem wurden die beiden Literatur- und Kulturwissenschaftler Dr. Niels Penke und Dr. Matthias Schaffrick mit dem Zukunftspreis ausgezeichnet. Das Thema Ihres Buchprojekts: „Populäre Kulturen“. Der Preis ist mit insgesamt 7.500 Euro dotiert. Er richtet sich an promovierte Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler der Universität Siegen, deren Forschungsvorhaben interdisziplinär und gesellschaftlich besonders relevant sind. Den Festvortrag hielt der kanadische Wissenschaftsjournalist Paul Lewis.
„Dr. Jörg Radtke hat über etwas geschrieben, das wir alle ganz selbstverständlich nutzen, das aber meist unsichtbar ist: Energie“, erklärte Laudator und Politikprofessor Dr. Christoph Strünck das Thema des Preisträgers. Radtke habe die gesellschaftliche, politische und wirtschaftliche Relevanz des Themas herausgestellt. Welche Eigeninteressen haben zum Beispiel kommunale Energieversorger, die aus Abwasser Energie gewinnen? Können Bürgerinnen und Bürger über die Verlegung von Stromtrassen bestimmen – und sollten sie das überhaupt? Radtkes Sammelband bündelt erstmals politikwissenschaftliche Beiträge zur Energietransformation.
Die Literatur- und Kulturwissenschaftler Dr. Niels Penke und Dr. Matthias Schaffrick bekamen den Preis für ihr gemeinsames Buchprojekt „Populäre Kulturen zur Einführung“. Darin fragen sie, wie der Begriff „populär“ in den vergangenen 250 Jahren gebraucht wurde und wie er zum Gegenstand kultureller Auf- oder Abwertungen wurde. „Ich bin unheimlich stolz. Das ist ein großer Erfolg“, sagte Laudator und Germanist Professor Dr. Niels Werber.
Den Festvortrag hielt der langjährige Geschäftsführer von Discovery Channel Kanada, Paul Lewis, über das Verhältnis zwischen Wissenschaft und Medien. „Als Kind hatte ich zwei Arten von Helden: Aliens und Wissenschaftler. Beides recht exotische Wesen.“ Als Lewis vor mehr als 20 Jahren zum ersten Mal auf WissenschaftlerInnen zuging, um sie für eine Fernseh-Dokumentation zu gewinnen, waren die wenig begeistert. „Das Fernsehen vereinfacht zu sehr. Danach wird mich niemand mehr als Wissenschaftler ernstnehmen“, bekam er als Antwort – immer und immer wieder, bis die ersten sich doch vor die Kamera trauten. Früher hätten viele gesagt: Es ist nicht meine Aufgabe als Wissenschaftler, einem breiten Publikum meine Forschung zu erklären. Mittlerweile sei das anders: „Social Media ist Teil des Jobs und teils entscheidend für Fördergelder“, sagte Lewis. Einer der erfolgreichsten Wissenschafts-YouTuber hat mehr als 13 Millionen Abonnenten. „Wissenschaft wird transparenter. Wissenschaftler sind nicht länger diese exotischen Wesen. Wir lernen sie persönlich kennen, sehen, wie sie arbeiten und sogar, wie sie scheitern.“ Lewis Appell an die ForscherInnen im Saal: „Werdet Wissenschaftskommunikatoren!“
Alle Preisträger wurden von einer Jury ausgewählt, die von Prof. Dr. Andreas Kolb (Fakultät IV) geleitet wurde. Weiter gehörten Prof. Dr. Rainer Brück (Stellvertretender Direktor FoKoS und Fakultät V), Prof. Dr. Thomas Coelen (Fakultät II), Prof. Dr. Peter Haring Bolívar (Fakultät IV), Prof. Dr. Dr. Björn Niehaves (Direktor FoKoS und Fakultät III), Prof. Dr. Jörg Potthast (Fakultät I) und Prof. Dr. Hanna Schramm-Klein (Fakultät III) zu der Kommission.