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Eine Stadt für Alle

In einem regelmäßigen Lehrforschungsprojekt der Uni Siegen untersuchen Studierende aus den Bereichen Architektur und Sozialpädagogik gemeinsam öffentliche Räume. Seit drei Jahren nehmen sie dabei auch gezielt Orte in der Siegener Innenstadt unter die Lupe.

Wem „gehören“ öffentliche Räume? Und wie sollten Fußgängerzonen, Plätze und Parks gestaltet werden, damit sie von allen genutzt werden können – von alten, jungen aber auch wohnungslosen Menschen? Mit solchen Fragen beschäftigen sich an der Uni Siegen regelmäßig Studierende aus den Bereichen Architektur und Sozialpädagogik. Seit drei Jahren wird jedes Sommersemester für sie ein gemeinsames Lehrforschungsprojekt zum Thema „Öffentlicher Raum als Sozial- und Planungsraum“ angeboten. Die Studierenden beobachten unter Anleitung von Sabine Meier, Juniorprofessorin für Räumliche Entwicklung und Inklusion, systematisch Orte in der Siegener Innenstadt: Das neue Siegufer mit der Stufenanlage, die Bahnhofsstraße, die Kölner Straße, oder den Platz vor dem Café Extrablatt.

Ein Resultat im Rahmen der Sozialraum-Analysen: Der so genannte „Nutzungsdruck“ hat in diesen Bereichen zuletzt deutlich SFA_web 1zugenommen, immer mehr Menschen halten sich über immer längere Zeiträume dort auf. Für Sabine Meier ein Ergebnis einer gelungenen Raumgestaltung: „Die Menschen akzeptieren diese Orte und verbringen dort gerne ihre Zeit.“ Die Studierenden haben beobachtet, dass dieselben Bereiche dabei von unterschiedlichen Personengruppen genutzt werden. Beispiel Sieg-Stufen: Trifft man in den Vormittagsstunden verstärkt auf ältere Menschen, werden die Stufen um die Mittagszeit und bei gutem Wetter eher von Berufstätigen bevölkert, die dort ihre Pause verbringen. In den Nachmittags- und Abendstunden wird das Publikum dann deutlich jünger. „Der Bereich ist zu einem beliebten Treffpunkt für Jugendliche geworden“, sagt Sabine Meier. „Wer das abendliche Treiben dort beobachtet, stellt fest, dass es sich um einen sehr kommunikativen Raum handelt. Junge Menschen, die sich zuvor nicht kannten, kommen miteinander ins Gespräch.“

Ein öffentlicher Stadtraum wirkt laut Meier dann sozial inklusiv, wenn sich dort verschiedene Nutzergruppen gleichzeitig aufhalten können, sich dabei gegenseitig respektieren, aber auch die Möglichkeit haben, sich aus dem Weg zu gehen. In der Siegener Innenstadt haben die Professorin und ihre Studierenden einige Beispiele für solche inklusiven Räume gefunden. „Die Bahnhofsstraße ist ein multifunktionaler Raum, der einen hohen Nutzungsdruck verträgt. Auf den runden Bänken sitzen Senioren neben Jugendlichen, Familienväter und Mütter mit Kindern neben wohnungslosen Menschen.“ Fußgängerzonen, Straßen und Plätze sollten so eingerichtet sein, dass sie Podium und Bühne zugleich sind, findet Sabine Meier. Sie begrüße, dass dies auch bei der künftigen Gestaltung des angrenzenden Herrengarten berücksichtigt werden soll.

In ihrem Lehrforschungsprojekt beobachten die Studierenden aber nicht nur ausgewählte Siegener Orte, sie beschäftigen sich auch mit anderen Städten. Ein besonderer Fokus lag dabei im vergangenen Semester auf dem Thema „Wohnungslosigkeit“, mit dem sich sowohl SozialpädagogInnen, als auch angehende ArchitektInnen sehr konkret auseinandersetzen. Städte sollten generell mit ausreichend Trinkwasserquellen, Bänken, öffentlichen Toiletten und Duschen ausgestattet sein, lautet ein Ergebnis des Seminars. Bei der Instandhaltung solcher Infrastrukturen könnten Ehrenamtliche und Unternehmen die Stadtverwaltungen unterstützen. Zusätzlich könnten halböffentliche Orte wie Cafés, Bibliotheken oder Sporteinrichtungen Menschen Räume anbieten, in denen sie sich aufhalten können, ohne etwas konsumieren zu müssen, schlägt Meier vor und denkt noch weiter: „Warum nicht ein Fitnessstudio oder eine Schwimmhalle mit öffentlich zugänglichen Badewannen ausstatten?“

SFA_web 2Solche Ideen und Einrichtungen sind nicht nur für wohnungslose Menschen nützlich. Auch Touristen, ältere Menschen oder Familien mit kleinen Kindern sind auf öffentliche Toiletten, überdeckte Räume und genügend Sitzplätze in der Stadt angewiesen. Speziell für Wohnungslose haben Architekturstudierende im Anschluss an das diesjährige Seminar ein besonderes Vehikel entworfen: Es ist mobil und lässt sich schieben oder ziehen, ist wasserfest und bietet Platz zum Transport von Kleidern und persönlichen Gegenständen – aber auch, um als Einzelperson darin zu schlafen. Diese Vehikel seien aber nur als Notfallmaßnahmen gedacht, betont Meier: „Sie ersetzen auf keinen Fall die Notwendigkeit, wohnungspolitische Maßnahmen zur Bekämpfung von Wohnungsnot zu entwickeln.“

 

Kontakt:
Jun.-Prof. Dr. Sabine Meier
E-Mail: sabine.meier@uni-siegen.de
Tel.: 0271-740 3704

 
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