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Hohe Auszeichnung für Siegener Wissenschaftlerin

Dr. Sandra Groos von der Universität Siegen ist für ihre Doktorarbeit mit dem Walter-Rohmert-Forschungspreis ausgezeichnet worden. Sie untersuchte die Wirkung von extremer Kälte an Arbeitsplätzen in der Kühl-Logistik.

Wer in Kühl- oder Tiefkühl-Lagern arbeitet, ist extremer Kälte mit Temperaturen bis zu -24°C ausgesetzt. Das stellt trotz Groos_web 3Kälteschutzkleidung hohe Anforderungen an die Thermoregulation des Menschen: Es gilt, auch über längere Zeiträume hinweg eine Körperkerntemperatur von etwa 37°C aufrechtzuerhalten. Wichtig sind neben Schutzkleidung und einer guten körperlichen Konstitution vor allem regelmäßige Pausen zum Aufwärmen. Doch in welchen Zeitabständen sind Pausen sinnvoll und wie lang sollten sie mindestens sein? Und was gilt es darüber hinaus zu beachten, damit die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter trotz Kälte langfristig gesund bleiben? Das hat Dr. Sandra Groos von der Universität Siegen in ihrer Doktorarbeit untersucht. Für die Studie wurde die aus Bad Marienberg stammende Wissenschaftlerin jetzt mit dem renommierten Walter-Rohmert-Forschungspreis ausgezeichnet.

„Ich freue mich sehr über die Auszeichnung und darüber, dass mein Thema eine solche Beachtung gefunden hat. Es wäre schön, wenn darüber auch die Arbeitsbedingungen von Kommissioniererinnen und Kommissionierern in Tiefkühllagern mehr in den Blickpunkt rücken würden,“ sagte Sandra Groos nach der Verleihung in Dresden. Für ihre Dissertation hatte sie im Warenverteilzentrum eines großen Lebensmittel-Discounters mit Kühl- und Tiefkühllager mehrtägige Versuche durchgeführt. 34 Frauen nahmen daran teil – darunter neben professionellen Kommissioniererinnen auch Testpersonen, die sonst nicht unter solchen Bedingungen arbeiten. Bei bis zu -24 Grad mussten sie im Lager Artikel einsammeln und zu Lieferungen zusammenstellen – und dabei unterschiedliche Arbeits- und Pausenzeiten einhalten. Ziel war es, zu ermitteln, welche Intervalle für die körperliche Belastung am günstigsten sind.

Groos_web1Besonders die Arbeit im Tiefkühllager bei extremen Minustemperaturen um -24 Grad sei für den Körper eine Herausforderung, erklärt Groos: „Unsere Versuche haben gezeigt, dass eine zwanzigminütige Pause nicht ausreicht, um den Körper nach der Arbeit wieder richtig aufzuwärmen. Erst nach etwa 30 Minuten ist die ursprüngliche Körperkerntemperatur wiederhergestellt.“ Neben 30minütigen Pausen empfiehlt die Wissenschaftlerin Arbeitsphasen von maximal 100 Minuten am Stück. Wichtig seien auch geeignete Pausenräume mit der Möglichkeit, durchgeschwitzte Kleidung schnell zu trocknen. „Die Arbeit im Tiefkühllager ist körperlich sehr anstrengend, oft sind die Kleider durchgeschwitzt. Wer aber bei solchen Temperaturen in nasser Kleidung arbeitet, kühlt noch schneller aus“, erklärt Groos.

Während der Versuche wurden bei allen Teilnehmerinnen die Körperkerntemperatur, die Hautoberflächentemperatur sowie Herzschlagfrequenz, Blutdruck und Energieumsatz gemessen. Dr. Groos verglich die Ergebnisse ihrer Studie außerdem mit einer vorangegangenen Studie, an der ausschließlich Männer teilgenommen hatten. Neben möglichen Unterschieden zwischen den Geschlechtern analysierte sie dabei auch Unterschiede zwischen verschiedenen Altersgruppen. Das Ergebnis: Alter und Geschlecht spielen im Hinblick auf die körperliche Beanspruchung eine untergeordnete Rolle. Nicht zu unterschätzen ist jedoch die allgemeine Fitness: „Wer eine gute Grundkonstitution hat, ist körperlicher Arbeit bei Kälte deutlich besser gewachsen. Negativ wirken sich hingegen Übergewicht oder Rauchen aus“, stellt Groos fest.

Die 34jährige wünscht sich, dass die Normen und Vorschriften für Jobs in extremer Kälte aktualisiert werden – beispielsweise fehlen bislang eindeutige Kleidungsvorschriften. Außerdem sollten die Arbeitsbedingungen von Kälte-KommissioniererInnen gesetzlich klar geregelt werden, fordert Sandra Groos. Ihre Studie sei in diesem Zusammenhang ein wichtiger Beitrag zur arbeitswissenschaftlichen Grundlagenforschung, sagt Prof. Dr.-Ing. Karsten Kluth, der die Dissertation am Lehrstuhl für Arbeitswissenschaft/ Ergonomie der Uni Siegen betreut hat: „Ziel der Arbeitswissenschaft ist es nicht nur, Veränderungen in der Arbeitswelt zu begleiten. Es geht auch darum, vorausschauend Einfluss auf gesellschaftliche und unternehmerische Entscheidungsträger auszuüben. Dazu braucht es gesicherte arbeitswissenschaftliche Erkenntnisse, die auch vom Gesetzgeber eingefordert werden.“

Hintergrund zum Preis:
Der Walter-Rohmert-Forschungspreis wird einmal pro Jahr für den gesamten deutschsprachigen Raum vergeben und ist mit 1.500 Euro dotiert. Eine internationale Fachjury entscheidet über die GewinnerInnen. Der Preis wird in Andenken an Prof. Dr.-Ing. Walter Rohmert verliehen. Er war von 1963 bis 1995 Professor und Direktor des Instituts für Arbeitswissenschaft an der Technischen Hochschule in Darmstadt und prägte die Disziplin Arbeitswissenschaft nachhaltig.
Die Übergabe des Preises an Dr. Sandra Groos erfolgte in Vertretung der Stifterfamilie Rohmert durch den Vizepräsidenten der TU Darmstadt Prof. Dr.-Ing. Ralph Bruder anlässlich der Frühjahrskonferenz der Gesellschaft für Arbeitswissenschaft (GfA) in Dresden.

Kontakt:
Dr. Sandra Groos
E-Mail: groos@ergonomie.uni-siegen.de
Tel.: 0271 – 740 2251

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