Energiewende-Konflikte erforschen und lösen
WissenschaftlerInnen der Universität Siegen sind an einem bundesweiten Projekt zur Erforschung von Energiewende-Konflikten beteiligt.
Der Kampf um die Windkraft sorgt     vielerorts in Deutschland für teils heftige Konflikte – da     eskalieren Informationsveranstaltungen, werden Demonstrationen     und Klagen gegen geplante Projekte organisiert und manchmal     sogar Morddrohungen an Verantwortliche geschickt. Die     ZDF-Verfilmung des Bestsellers „Unterleuten“ von Juli Zeh hat     dies jüngst eindrucksvoll am Beispiel eines fiktiven Dorfes in     Brandenburg gezeigt: Geplante Windräder spalten dort die     gesamte Dorfgemeinschaft. WissenschaftlerInnen der Universität     Siegen sind an einem bundesweiten Forschungsprojekt zum Thema     beteiligt. Ziel ist es, Lösungsstrategien für     Energiewende-Konflikte zu entwickeln. Das Projekt wird von der     Stiftung Mercator gefördert und ist im August 2019 gestartet.     
     
      „Energiewende-Konflikte sind aus wissenschaftlicher Perspektive     kein wirklich neues Phänomen. Jedoch ermöglichen die Sozialen     Medien neue Formen des Austauschs und Zusammenschlüsse     kritischer Bürgerinnen und Bürger“, erklärt der Leiter des     Siegener Teilprojektes, Dr. Jörg Radtke. In den vergangenen     Jahren haben sich die Konflikte nach seiner Beobachtung     verschärft: Der Ton sei rauer und unversöhnlicher geworden.     Jüngere Studien beobachten zudem, dass bei     Energiewende-Kontroversen immer häufiger auch Populismus     auftritt. „Wir kennen Populismus aus dem Wahlkampf, von     politischen Parteien und einzelnen Persönlichkeiten. Aber auch     komplexe Konflikte um den Netzausbau, den Kohleausstieg oder     die Windkraft können von einzelnen Parteien oder Gruppierungen     populistisch aufgeladen werden. Da geht es dann schnell nicht     mehr nur um geplante Strommasten oder Windräder, sondern um     größere Konfliktlinien.“
„Energiewende-Konflikte sind aus wissenschaftlicher Perspektive     kein wirklich neues Phänomen. Jedoch ermöglichen die Sozialen     Medien neue Formen des Austauschs und Zusammenschlüsse     kritischer Bürgerinnen und Bürger“, erklärt der Leiter des     Siegener Teilprojektes, Dr. Jörg Radtke. In den vergangenen     Jahren haben sich die Konflikte nach seiner Beobachtung     verschärft: Der Ton sei rauer und unversöhnlicher geworden.     Jüngere Studien beobachten zudem, dass bei     Energiewende-Kontroversen immer häufiger auch Populismus     auftritt. „Wir kennen Populismus aus dem Wahlkampf, von     politischen Parteien und einzelnen Persönlichkeiten. Aber auch     komplexe Konflikte um den Netzausbau, den Kohleausstieg oder     die Windkraft können von einzelnen Parteien oder Gruppierungen     populistisch aufgeladen werden. Da geht es dann schnell nicht     mehr nur um geplante Strommasten oder Windräder, sondern um     größere Konfliktlinien.“     
     
     Ziel des Siegener Teilprojektes ist es, in einzelnen     Konflikt-Regionen in Deutschland jeweils eine detaillierte     Analyse der Situation vorzunehmen: Welche Akteure,     Gruppierungen und Parteien sind dort jeweils aktiv bzw. von     Bedeutung? Wie wirken sie zusammen, wie verständigen sie sich,     wo kommt es zu Reibungen? Neben einer Auswertung einschlägiger     lokaler Medienberichte möchten die Siegener     WissenschaftlerInnen die AkteurInnen vor Ort auch persönlich     befragen. „Windräder und Strommasten werden aus den     unterschiedlichsten Gründen abgelehnt“, erklärt     Projektmitarbeiterin Emily Drewing. Es greife daher zu kurz,     den Protestierenden egoistische Motive zu unterstellen oder sie     als rückständig zu betrachten. „Es gibt sogar Fälle, in denen     erst durch die Proteste ungenügende Planungen erkannt wurden,     sodass wichtige Änderungen vorgenommen werden konnten.     
     
      Auf die Fallstudien zu einzelnen Regionen soll eine     repräsentative, deutschlandweite Befragung folgen. Anhand der     Erkenntnisse aus beiden Ansätzen möchten die Projektpartner     anschließend Strategien entwickeln, die faire und ausgewogene     Lösungen bei Energiewende-Konflikten erleichtern. Diese     Strategien sollen schließlich in einem ausgewählten     Konfliktfall praktisch erprobt werden. Dazu ist das Institut     „Raum & Energie“ mit im Boot, das über langjährige     Erfahrung im Bereich der Mediation verfügt.
Auf die Fallstudien zu einzelnen Regionen soll eine     repräsentative, deutschlandweite Befragung folgen. Anhand der     Erkenntnisse aus beiden Ansätzen möchten die Projektpartner     anschließend Strategien entwickeln, die faire und ausgewogene     Lösungen bei Energiewende-Konflikten erleichtern. Diese     Strategien sollen schließlich in einem ausgewählten     Konfliktfall praktisch erprobt werden. Dazu ist das Institut     „Raum & Energie“ mit im Boot, das über langjährige     Erfahrung im Bereich der Mediation verfügt.     
     
     Der Lehrstuhl von Prof. Dr. Sigrid Baringhorst, an dem das     Siegener Teilprojekt angesiedelt ist, befasst sich bereits seit     vielen Jahren mit Klimapolitik und der Erforschung von     bürgerschaftlichen Initiativen, Vereinen und Verbänden. „Wir     beobachten einerseits, dass sich viele Menschen immer mehr für     Nachhaltigkeit und Klimaschutz interessieren und ihr eigenes     Leben mitunter massiv umstellen. Auf der anderen Seite stehen     Skeptiker, die Eingriffe des Staates und Veränderungen in ihrer     Lebensumgebung ablehnen. Auch die gegenwärtigen Corona-Proteste     zeigen das eindrücklich“, sagt Prof. Baringhorst. Die     Polarisierung der Gesellschaft werde zunehmend zu einem     zentralen Problem. Es komme jetzt auf eine neue Konfliktkultur     an, meint Dr. Radtke: „Deswegen sollten wir die Digitalisierung     ernst nehmen und neue Formen der Vermittlung zwischen Politik     und BürgerInnen finden. Die Energiewende ist nicht nur für den     Klimaschutz, sondern auch für die Menschen eine große Chance:     Sie können Einfluss ausüben und sich beim Thema     Energieversorgung einbringen, so wie nie zuvor.“     
     
     Hintergrund:
Das Projekt mit dem Titel „Eine     neue Konfliktkultur für die Energiewende“ wird vom     Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) geleitet. Das     interdisziplinäre Team besteht aus ForscherInnen vom Institut     für Demokratieforschung der Universität Göttingen, dem IASS     (Institute for Advanced Sustainability Studies) in Potsdam, der     Hochschule Niederrhein in Mönchengladbach und der Universität     Siegen. Die Laufzeit beträgt drei Jahre.     
     
     Kontakt:     
     Dr. Jörg Radtke (Universität Siegen – Seminar für     Politikwissenschaft)     
     Tel: 0 271 740-4098     
     E-Mail: radtke@politikwissenschaft.uni-siegen.de
Fotos: privat



