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Von der Studienberaterin zur Corona-Helferin

Faria Afzal hat internationalen Studierenden während der Corona-Pandemie geholfen, ob bei Behördengängen, mit vielen Gesprächen oder selbstgenähten Masken. Für ihr Engagement ist die Studienberaterin der Uni Siegen von ihrem Heimatland Pakistan ausgezeichnet worden.

Einen Anruf der pakistanischen Botschaft in Berlin erhält man auch als gebürtige Pakistanerin nicht unbedingt jeden Tag. Der Mann am anderen Ende der Leitung musste also ein besonderes Anliegen haben, so viel war Faria Afzal schnell klar. Und es war nicht nur ein besonderes, sondern auch ein besonders schönes Anliegen. „Dass es um eine Auszeichnung gehen könnte, damit hätte ich nicht gerechnet“, blickt die Siegenerin auf den Tag des Anrufs zurück. 

Faria Afzal ist seit 2012 Academic Advisor an der Naturwissenschaftlich-Technischen Fakultät der Universität Siegen und berät internationale Studieninteressierte und Studierende. In dieser Funktion war sie schon immer erste Ansprechpartnerin für junge Menschen bei einer Vielzahl an Problemen und Fragen. Mit Ausbruch der Corona-Pandemie in Deutschland wurde daraus aber viel mehr, als ein Job. Die Doktorandin machte es sich gemeinsam mit ihrem Mann Dr. Mehboob Ali zur Aufgabe, in Siegen lebenden Menschen aus aller Welt zu helfen – mit einer Art Facebook-Selbsthilfegruppe, mit vielen Gesprächen, mit Behördengängen, selbstgenähten Masken und Desinfektionsmittel. 

2008 ist Faria Afzal nach Siegen gekommen und hat an der Uni ihren Master in Analytischer Chemie erworben. Derzeit arbeitet die 36-Jährige an ihrer Doktorarbeit, in der sie sich mit der Stoffwechselerkrankung Mukoviszidose beschäftigt. 2011 heiratete sie ihren Mann, der am Institut für Bau- und Werkstoffchemie der Uni promoviert hat. Beide haben die deutsche Staatsangehörigkeit erworben. 2014 kam Sohn Qais Mehboob Ali in Siegen zur Welt. Die Familie hat in Südwestfalen ihr Zuhause gefunden. Ihr enormes Engagement blieb aber auch im fast 5500 Kilometer Luftlinie entfernten Islamabad nicht unbemerkt. Das pakistanische Außenministerium hat eine Ehrenliste veröffentlicht. Darauf zu finden sind 86 Menschen, die sich während der Corona-Pandemie fernab ihres Heimatlandes für ihre Mitmenschen eingesetzt haben; darunter Faria Afzal und ihr Mann. „Ich freue mich sehr über diese Auszeichnung. Aber es ist auch alles unwirklich. Es war und ist eine außergewöhnliche Situation und ich versuche zu helfen, wo ich kann“, sagt die Studienberaterin.

Die außergewöhnliche Situation beginnt spätestens im März. In ganz Deutschland wird das normale Leben heruntergefahren. So auch an der Uni Siegen, wo der Semesterbeginn verschoben wird und die Beschäftigten ins Home Office gehen. „Da habe ich mir die Frage gestellt, wie ich mit den internationalen Studierenden in Kontakt bleiben kann. Also habe ich eine Facebook-Gruppe gegründet“, beschreibt Faria Afzal die kleinen Anfänge. Mehr als 300 Mitglieder hat die Gruppe heute, sie kommen aus Pakistan oder Indien, Kamerun oder Nigeria und vielen anderen Ländern. Dort veröffentlicht sie Informationen aus der Universität, zur Coronaschutzverordnung, zu Hygiene-Auflagen und vielen anderen wichtigen Themen. Schnell wird daraus mehr als eine reine Anlaufstelle für Fragen und Antworten, aus der Gruppe Fremder wird eine Gemeinschaft. „Es gab Menschen, die alleine in ihren Wohnungen waren, weit weg von zu Hause und depressiv geworden sind. Die Gruppenmitglieder haben sich dann gegenseitig geholfen. In Videochats konnten Sie sich in ihrer Muttersprache unterhalten, ihre Gefühle besser ausdrücken.“ So wurden die sozialen Kontakte in Zeiten sozialer Isolierung hochgehalten.

Aber die Hilfe beschränkte sich nicht nur auf die digitale Welt. In der Hochphase des Lockdowns häuften sich die Anfragen zu Themen wie Behörden- oder Arztbesuch, die Faria Afzal zu jeder Tages- und Nachtzeit auf dem Handy erreichten. Also beschloss das Ehepaar auch hier zu helfen. Sie koordinierte die Anfragen, er begleitete die Menschen mit ins Rathaus, zum Arbeitsamt oder übernahm Einkäufe für jene, die das nicht selbst erledigen konnten. Und als sich herumsprach, dass Faria Afzal ihre Nachbarn und Freunde mit Masken ausgerüstet hat, steigerte die leidenschaftliche Näherin die „Produktion“ kurzerhand. Am Ende standen rund 1000 selbstgenähte Masken. Vervollständigt wurde das Angebot durch das Verteilen wiederverwendbarer Flaschen mit Desinfektionsspray. 

Verlangt haben Faria Afzal und ihr Mann Mehboob Ali für ihren Einsatz nie etwas. Sie hätten immer schon gerne Menschen geholfen, nun sei es eben ein bisschen mehr geworden. Die Würdigung kam dann in Form eines Anrufs aus der Botschaft und einer digitalen Preisverleihung mit dem pakistanischen Außenminister. Dass sie womöglich jemand aus der Facebook-Gemeinschaft für die Auszeichnung vorgeschlagen hat, macht die Forscherin besonders glücklich. 

 
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