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Radikalisierung am rechten Rand trotz gesunkener Ausländerfeindlichkeit

Die Ausländerfeindlichkeit in Deutschland hat laut der kürzlich erschienenen Autoritarismus-Studie abgenommen. Dennoch gibt es ein hohes Niveau bei rechtsextremen Einstellungen und eine Radikalisierung und Enthemmung unter extremen Rechten sei zu beobachten.

Die Ausländerfeindlichkeit in Deutschland hat abgenommen. Dennoch ist das Niveau rechtsextremer Einstellungen dauerhaft hoch. Zu diesem Ergebnis kommt die kürzlich erschienene Leipziger Autoritarismus-Studie. In der regelmäßig erscheinenden Studie untersuchen Prof. Dr. Oliver Decker und Prof. Dr. Elmar Brähler vom Kompetenzzentrum für Rechtsextremismus- und Demokratieforschung der Universität Leipzig rechtsextreme Einstellungen in Deutschland. Daran beteiligt ist seit Jahren auch der an der Universität Siegen tätige Soziologe Dr. Johannes Kiess. „Trotz eines bundesweit leichten Rückgangs bleibt die Verbreitung rechtsextremer Einstellung besorgniserregend. Zudem ist eine Polarisierung und vor allem Radikalisierung am rechten Rand zu beobachten“, sagt Kiess.

infografik_autoritarismusIm Vergleich zu 2018 ist die Zahl der „manifest ausländerfeindlich Eingestellten“ laut der Studie von 23,4 auf 16,5 Prozent gesunken. Es sind aber deutliche Unterschiede zwischen den alten und den neuen Bundesländern erkennbar. So sank der Anteil im Westen von 21,5 auf 13,7 Prozent, im Osten jedoch nur von 30,7 auf 27,8 Prozent. Darüber hinaus halten mit 26 Prozent mehr als ein Viertel der Befragten die Bundesrepublik „durch Ausländer in einem gefährlichen Maß überfremdet.“ Auch die Zustimmung zu tradiertem Antisemitismus und die Abwertung von Muslimen sind zwar leicht rückläufig. Dennoch haben zehn Prozent der Befragten Verständnis dafür, dass „manche Leute etwas gegen Juden haben“, 41 Prozent sind der Auffassung, dass „Reparationszahlungen nur einer Holocaust-Industrie“ nützten (2018: 36 Prozent) und 47 Prozent der Befragten fühlen sich „durch die vielen Muslime manchmal wie ein Fremder im eigenen Land“ (2018: 55 Prozent).

Die Studie attestiert rund 4,3 Prozent der Befragten „manifest rechtsextreme Einstellungen“ – wobei der Anteil im Osten mit 9,5 Prozent deutlich höher ist als im Westen mit drei Prozent. Als eine der Hauptursachen für rechtsextreme Einstellungen machen die  Wissenschaftler Autoritarismus als Persönlichkeitseigenschaft aus. Etwa ein Drittel der Deutschen zeigen laut Elmar Brähler Merkmale eines autoritären Typs. „Menschen mit autoritärem Charakter neigen zu rigiden Ideologien, die es gestatten, sich gleichzeitig einer Autorität zu unterwerfen, an ihrer Macht teilzuhaben und die Abwertung anderer im Namen dieser Ordnung zu fordern“, so Brähler. Zum fünften Mal ist sind auch Verschwörungsmythen Thema der Leipziger Studie, insbesondere auch in Hinblick auf die Corona-Pandemie. Grundsätzlich ist der Glaube an Verschwörungsmythen innerhalb der Gesellschaft seit 2018 gestiegen. So stimmen etwa über die Hälfte der Befragten Aussagen wie „Die Hintergründe der Corona-Pandemie werden nie ans Licht der Öffentlichkeit kommen“ zu. Weitere 33 Prozent glauben, dass die Corona-Krise so groß geredet wurde, damit wenige davon profitieren können. „Verschwörungsideologien erweisen sich aktuell als Türöffner und Brücke zwischen antidemokratischen und modernefeindlichen Einstellungen“, so Johannes Kiess.

Die Leipziger Autoritarismus Studie wird seit 2002 zweijährlich als bundesweite Repräsentativbefragung durchgeführt. 2020 wurden 2503 zufällig ausgewählte und in Deutschland lebende Personen befragt. Die Studie entstand in Zusammenarbeit mit der Otto-Brenner- und der Heinrich Böll-Stiftung. Von 2006 bis 2012 arbeiteten die Forscher mit der Friedrich-Ebert-Stiftung zusammen, 2016 konnten die Otto-Brenner-Stiftung, die Rosa-Luxemburg-Stiftung und die Heinrich-Böll-Stiftung als Kooperationspartnerin gewonnen werden. Alle Ergebnisse der aktuellen Studie sind im Buch „Autoritäre Dynamiken. Alte Ressentiments – neue Radikalität“ im Psychosozial-Verlag erschienen.


Ansprechpartner:

Dr. Johannes Kiess
E-Mail: kiess@soziologie.uni-siegen.de

Zum Download der Studie

 
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